Institutioneller Rassismus in den Sicherheitsbehörden der DDR am Beispiel der Bezirke Magdeburg und Halle, 1949 bis 1989/90
Das Projekt wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in die Förderlinie ›Aktuelle und historische Dynamiken von Rechtsextremismus und Rassismus‹ aufgenommen und wird für drei Jahre von 2023 bis 2025 gefördert. Es ist an der Abteilung ›Institut für Landesgeschichte‹ des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt angesiedelt. Das Projekt IRiS ist Mitglied des Wissensnetzwerks Rassismusforschung (WinRa).
Projektziele
Fragen nach Alltagsrassismus und Rechtsextremismus in der DDR-Gesellschaft waren in den vergangenen Jahren immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Studien und öffentlich-medialer Auseinandersetzungen. Kontrovers wurde dabei auch das Verhältnis von propagandistischem Anspruch und gesellschaftlicher Wirklichkeit diskutiert.
In den gegenwärtigen Debatten zu strukturell rassistischen Sicherheitslogiken einerseits sowie einem spezifisch ›ostdeutschen Rassismus‹ andererseits zielt das Projekt auf eine doppelte Perspektiverweiterung. Im Projekt werden erstmalig historische Formen des institutionellen Rassismus in Sicherheitsbehörden untersucht. Durch die Operationalisierung dieses bisher vornehmlich sozialwissenschaftlichen Begriffs leistet das Projekt Pionierarbeit für die Geschichtswissenschaft.
Fallstudien
In zwei Teilprojekten werden die DDR-Sicherheitsbehörden in den Blick genommen. Eine erste Fallstudie konzentriert sich auf die kriminalistische Ausbildung und polizeiliche Erziehung in der Deutschen Volkspolizei, insbesondere an der Offiziersschule des Ministeriums des Innern in Aschersleben sowie an der Schule für Abschnittsbevollmächtigte in Wolfen. In einem zweiten Forschungsschwerpunkt wird der Beobachtung von Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeitern in den Industriebetrieben sowie von ausländischen Studierenden an den Hochschulstandorten in den Bezirken Halle und Magdeburg durch das Ministerium für Staatssicherheit nachgegangen.
Auf diese Weise sollen die Forschungsergebnisse Impulse auf die historische Rassismusforschung, die Polizeigeschichte und die Historiographie über die DDR geben.
Das Projekt stützt sich auf die umfangreichen archivalischen Bestände im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, im Stasi-Unterlagen-Archiv sowie des Bundesarchivs.
Vermittlung und Wissenschaftskommunikation
Die Forschungsergebnisse werden in verschiedenen Präsentationsformen (Abendvorträge, Tagungen, Workshops, Kolloquien, Werkstattberichten, Fachaufsätzen, Zeitschriftenbeiträgen) veröffentlicht und diskutiert. Im Rahmen des Projektes werden zudem Materialen für die politische Bildungsarbeit entstehen. Eine internationale Tagung ist für das erste Halbjahr 2025 geplant. Schließlich werden im Projekt zwei Monografien entstehen, die in den Publikationsreihen des Instituts erscheinen.
Unterstützt wird das Projekt durch das bundesweite Wissensnetzwerk Rassismusforschung (WinRa), das beim Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) angesiedelt ist und Vernetzungsmaßnahmen innerhalb der Wissenschaftscommunity durchführt.
Mitarbeiter und Kontakt
PD Dr. Christian Dietrich
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
+49 345 29397-91
cdietrich@lda.stk.sachsen-anhalt.de
Yves Müller M. A.
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
+49 345 29397-92
ymueller@lda.stk.sachsen-anhalt.de
Für allgemeine Anfragen zum Projekt schreiben Sie bitte eine E-Mail an projekt-iris@lda.stk.sachsen-anhalt.de.