Hier finden Sie Informationen zu Ausgrabungen und weiteren archäologischen Untersuchungen der Abteilung ›Bodendenkmalpflege‹ des Landesamts.
Landkreis Anhalt-Bitterfeld
Die Ferngasleitung 061 (FGL 61) wird durch die ONTRAS GmbH auf 50 Kilometer erneuert. Im Nahbereich der Leitung soll eine Ersatzpipeline errichtet werden. Im Herbst 2017 wurde auf 35 Kilometer im Zuge eines 1. Untersuchungsabschnittes der neue, 15 Meter breite Trassenkorridor hinsichtlich seiner kulturhistorischen Evidenz untersucht. Seit April 2018 finden an 30 Fundstellen flächenhafte Ausgrabungen statt. Bereits während der Jungsteinzeit (5. Jahrtausend vor Christus) nutzten Ackerbauern die Region zwischen Leps und Trajuhn als Siedlungsgrund. Selbst Regionen, die aufgrund ihrer Böden nicht zur Gunstregion zählen, wurden landwirtschaftlich genutzt. Ein Siedlungsausbau ist vor allem ab der späten Bronzezeit zu verzeichnen. Die Trasse durchschneidet Siedlungen und zahlreiche Gräberfelder. Die Bestattungsplätze wurden teilweise über Jahrhunderte hinweg genutzt. Bei Leps ist eine Belegung über mehr als tausend Jahre hinweg zu beobachten – vom ersten vorchristlichen bis ersten nachchristlichen Jahrtausend.
Weitere Informationen finden Sie im Flyer [PDF,5 MB, nicht barrierefrei].
Landkreis Börde
Zwischen September 2017 und Mai 2018 fanden innerhalb der zukünftigen Autobahntrasse nahe der Ortslage Colbitz Ausgrabungen statt. Auf einer Fläche von 20.000 Quadratmeter wurden eine eisenzeitliche Siedlung (9. Jahrhundert bis 5. Jahrhundert vor Christus) sowie die mittelalterliche Wüstung Listen archäologisch untersucht. Auf dem Moränenrücken bestand vom Frühmittelalter (9. Jahrhundert nach Christus) bis zur Frühen Neuzeit (16. Jahrhundert) eine Ansiedlung. Sie war vermutlich von einem Graben umgeben. Im Frühmittelalter dominierten quadratische Grubenhäuser, die im Laufe des Mittelalters von Fachwerkbauten mit
Erd- beziehungsweise Steinkellern abgelöst wurden. Bei den Funden sind insbesondere eine frühmittelalterliche Kreuzemail-Scheibenfibel, mehrere Reitersporen, diverse Schnallen sowie einige Münzen zu nennen. Das Bild zeigt einen Brandenburgischen Denar (Silber, Durchmesser 15 Millimeter) des Markgrafen Otto IV., der um 1300/1305 nach Christus geprägt wurde.
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Die zukünftige Autobahn BAB 14 durchschneidet mit ihrem Abschnitt von Colbitz bis Tangerhütte auf knapp zehn Kilometern Länge den Naturraum der Colbitz-Letzlinger Heide. Während heute bewaldete Fluren dominieren, hatten in den vorigen Jahrhunderten hier immer wieder landwirtschaftliche Tätigkeiten stattgefunden. Deutlich wird dies an den vormaligen Ackerfluren, Erosionsrinnen unterhalb der von Vegetation befreiten Areale und vor allem durch ausgedehnte Ansiedlungen. Heute sprechen wir von Wüstungen; denn sie waren bewusst verlassen worden. Möglicherweise konnte die vorherrschende Bodenqualität keine ausreichenden Ernteerträge garantieren. Die Ortschaft Listen wurde nachweislich 1306 nach Christus aufgegeben. Die weiteren Gehöfte dürften im selben Zeitraum verlassen worden sein.
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Der Autobahnabschnitt VKE 1.2 (Ortsumgehung Colbitz) liegt am südlichen Ausläufer der Colbitz-Letzlinger Heide. Auf dem Sackberg, am Nordende der derzeitigen Ausbaustrecke, befindet sich ein exponierter Siedlungsplatz. Hier wurden Ausschnitte einer ausgedehnten kaiserzeitlichen Siedlung und das Areal der mittelalterlichen Wüstung Listen (1184 bis circa. 1306 nach Christus) erfasst. Bereits wenige Zentimeter unterhalb des heutigen Pflughorizontes befanden sich die Reste des damaligen Dorfes. In hervorragender Qualität waren fast 30 Holz- und Steinkeller erhalten; hinzu kamen circa 20 Brunnen. Außerdem konnte ein vollständig erhaltener Kirchengrundriss, der inmitten des ehemaligen Friedhofs lag, aufgedeckt werden. Innerhalb seiner Einfassung waren über 1000 Menschen bestattet, alleine 800 Gräber mussten im Vorfeld des Straßenneubaus archäologisch dokumentiert werden.
Weitere Informationen finden Sie im Flyer [PDF, 6 MB, nicht barrierefrei].
Im Jahr 2009 fanden im Vorfeld von Baumaßnahmen am Mittellandkanal großflächige Ausgrabungen statt. Diese galten der Vorburg der Hildagsburg (9. bis 12. Jahrhundert) bei Elbeu (Landkreis Börde). Die Burg selbst wurde 1129 durch Markgraf Albrecht der Bär zerstört. Erste Ausgrabungen in der Hauptburg wurden bereits 1929 durchgeführt. Bei den aktuellen Ausgrabungen wurden nicht nur der Burggraben und der Burgwall dokumentiert, auch eine frühere Nutzung des Areals konnte belegt werden, wie zum Beispiel Verhüttungsplätze mit Rennfeueröfen der ausgehenden Römischen Kaiserzeit (180 bis 375 nach Christus). Auch wurde eine Siedlung der Linienbandkeramikkultur entdeckt (5500 bis 4500 vor Christus). Zahlreiche Siedlungsfunde und -befunde des Neolithikums – Hausstrukturen, Steinbeile, Keramik – bis ins Mittelalter – Öfen, Brunnen, Armbrustbolzen, Hufeisen, Sachsenpfennigobol, Beschwörungsamulett, Reliquiarbeschlag – belegen die Anziehungskraft eines Gewässers (hier: Elbe) schon seit dem Neolithikum.
Weitere Informationen finden Sie im Flyer [PDF, 5 MB, nicht barrierefrei].
Von 2008 bis 2012 fanden im Vorfeld des Ausbaus der Infrastruktur am Mittellandkanal Ausgrabungen statt. Insgesamt konnten 100.000 Funde gesichert und 12.000 Befunde dokumentiert werden. Diese Fülle an archäologischen Hinterlassenschaften bezeugt eindrucksvoll die Anziehungskraft, die die Landschaft zwischen den Flüssen Ohre und Beber schon seit dem 4. Jahrtauschend vor Christus auf Siedler ausübte und bis heute nicht verloren hat. Bestattungsplätze der Baalberger (3950 bis 3375 vor Christus) und der Schönfelder Kultur (2825 bis 2200 vor Christus) konnten erfasst werden. Eine Blütephase erlebte die Region während der Bronzezeit (2200 bis 800 vor Christus). Auf einem germanischen Gräberfeld (1. bis 2. Jahrhundert nach Christus) wurde unter anderem eine Fürstin bestattet. Die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen sind im Sonderband 17 »Haldensleben VOR seiner ZEIT« der Reihe »Archäologie in Sachsen-Anhalt« veröffentlicht.
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Die archäologischen Spuren um Oebisfelde stammen aus dem Endneolithikum um 2.400 vor Christus und der frühen Eisenzeit. Aus den 1960er Jahren stammt der Lesefund eines Silexdolches aus der Zeit um 2.200 vor Christus, der im heutigen Dänemark hergestellt wurde. Um 500 vor Christus existierten nördlich des Ortes mehrere Weiler der Jastorf Kultur (550 bis 60 vor Christus), in denen neben der Vieh- und Landwirtschaft auch Metallhandwerk und Eisenverhüttung betrieben wurde. Im Zuge des Baus der Orstumgehung B188 Oebisfelde konnten ausschnitthaft alle wichtigen Lebensbereiche des menschlichen Alltags im 6. Jahrhundert vor Christus nachgewiesen werden. Das vollständig erhaltene Schafskelett kann Beleg der Woll- und Textilverarbeitung sein. Auch aus modernerer Zeit konnten Bebauungsspuren dokumentiert werden: ein Gefängnis aus dem letzten Jahrhundert.
Weitere Informationen finden Sie im Flyer [PDF, 5 MB, nicht barrierefrei].
Jahrmillionen lebte der Mensch als Jäger und Sammler in Einklang mit der Natur. Vor ca. 12.000 Jahren entwickelte sich zwischen Euphrat und Tigris eine neue Lebensweise: Der Mensch wurde sesshaft. Die landwirtschaftliche Tätigkeit verbesserte die Verfügbarkeit von Nahrungsmitteln. Bald kam es zur Bevölkerungsexplosion und die Menschen drängten in andere Regionen. Eine Ausbreitungswelle verlief entlang der Mittelmeerküste, eine andere am Schwarzen Meer und donauaufwärts bis nach Mitteldeutschland. In unserer Region begann vor 7.500 Jahren der Ackerbau. Der Harz war zudem eine willkommene Barriere für den Niederschlag. Die Pioniere der Landwirtschaft – sie bevorzugten die fruchtbaren Lössböden – konnten wie in ihrer Heimat ertragreiche Anbauflächen ohne große Ernteausfälle anlegen. Inmitten der bisher vorherrschenden Waldlandschaft entstanden bis zu 40 m lange Häuser mit Satteldach. Häufig errichteten die Siedler zudem gemeinschaftlich genutzte Brunnen. Die Verstorbenen brachte man entweder auf ein Bestattungsareal oder begrub sie inmitten der Siedlung.
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Ein jungsteinzeitliches Gefäß mitten im anstehenden Boden? So hat es den Anschein – doch vor rund 6.500 Jahren war eine ausgehobene Erdgrube lediglich ganz schnell wieder mit dem unvermischten Aushub verfüllt worden.
Vor dem Bau neuer Verkehrswege müssen oftmals bestehende Leitungen – egal ob Gas, Wasser oder Strom – umverlegt werden. Mit den neuen Korridoren wird meist in bislang landwirtschaftlich genutzte Flächen eingegriffen. Darum finden – wie auch beim späteren Autobahnbau – vorgeschaltete archäologische Dokumentationen statt. Die guten Böden bei Samswegen waren schon immer beliebter Siedlungsgrund – seit 7.500 Jahren wurde hier gesiedelt. Und immer wieder entstanden an fast gleicher Stelle Ortschaften; so auch 5.000 Jahre später, während der sogenannten vorrömischen Eisenzeit. Dass hier auf einer schmalen Sandlinse inmitten von schweren Lehmböden immer Menschen anwesend waren, belegen eindrucksvoll die Reste von jungsteinzeitlichen Grabhügeln, bronzezeitlichen Urnenbestattungen und aufwendig gestalteten Grabstellen aus der vorrömischen Eisenzeit.
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Im Zuge der Ortsumgehung B 71n Wedringen fanden im Vorfeld von Leitungsumverlegungen archäologische Grabungen statt. Die dokumentierten Besiedlungsspuren und Gräber gehören sowohl in die Zeit der Rössener Kultur (4.900 bis 4.500 vor Christus) als auch in die späte Bronze- (um 1.300 vor Christus) und die ältere vorrömische Eisenzeit (750 bis 450 vor Christus). Schon der kleine Umverlegungsausschnitt zeigt einige Besonderheiten der Niederen Börde auf. Während wir von der Rössener Kultur aus anderen Regionen vorwiegend Körperbestattungen fassen, wurde eine Brandbestattung aufgedeckt. Bei der dokumentierten spätbronzezeitlichen Brandbestattung fällt auf, dass man das tönerne Ossuarium in eine längliche Grube einbrachte – als ob man einen Toten in einem Sarg oder in einem Leichentuch bestatten wollte.
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Die im Vorfeld der neuen Ortsumgehung 2018/2019 durchgeführten Grabungen belegten bereits eindrucksvoll, wie beliebt die Region seit mehr als 7.500 Jahren ist. Die Pioniere der Landwirtschaft erschlossen sich danach das Gebiet und blieben in regem Austausch mit der ursprünglich nomadischen Bevölkerung. Hierdurch entstanden bei Wedringen kulturelle Ausprägungen, wie sie bislang vollkommen unbekannt waren. Auf ein stichbandkeramisches Rondell aus der ersten Hälfte des 5. Jahrtausends vor Christus folgt ein mehr als 10 Hektar umspannendes Erdwerk mit mehreren parallelen Palisaden. Diese Konstruktion reichte über die alte Bundesstraße 71 nach Osten hinaus. Diese Anlage wurde während der Rössener Kultur (zweite Hälfte des 5. Jahrtausends vor Christus) errichtet. Aus dieser Periode stammen auch mehrere Bestattungen. Recht untypisch für die damalige Zeit wurden die Toten verbrannt. In alter Tradition verbrachte man den Leichenbrand in für Körperbestattungen vorgesehene Grabgruben.
Der Fundplatz wurde auch in den nachfolgenden Zeiten immer wieder aufgesucht. Aus der Eisenzeit beispielsweise stammen unter anderem drei hölzerne Kastenbrunnen und ein Grubenhaus.
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Burgenlandkreis
Im Vorfeld des Ausbaus der B91 zwischen den Ortschaften Deuben und Werschen wurden in einem 1. Dokumentationsabschnitt von Oktober bis Dezember 2017 fünf prähistorische Fundstellen erkannt. Es wurden unter anderem Befunde der späteren Bronzezeit entdeckt – wie zum Beispiel ein Brandgrab der frühen Lausitzer Kultur (circa 1300 bis 1200 vor Christus). Daraus ist ein Gefäß mit circa 33 Zentimeter Durchmesser und bis zu einer Höhe von 28 Zentimeter erhalten. Es diente vermutlich zur Abdeckung der Urne. Ein weiteres Gefäß, eine zweihenkelige Amphore, konnte aus Keramikscherben desselben Befundes fast vollständig wieder zusammengesetzt werden. Es hat einen Durchmesser von circa 20 Zentimeter und ist circa 22 Zentimeter hoch. Einseitige Brandspuren deuten darauf hin, dass dieses Gefäß neben dem Scheiterhaufen stand, auf dem der Tote verbrannt wurde.
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Die Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt gilt als eines der bedeutendsten Ereignisse des frühen 19. Jahrhunderts. Das Königreich Preußen erlitt gegen Napoleon Bonaparte eine schwere Niederlage. Er konnte daraufhin am 27.10.1806 in Berlin einziehen. Die Teilschlacht bei Auerstedt fand im Wesentlichen am westlichen Ortsausgang des Dorfes Hassenhausen statt. Im Vorfeld der geplanten B87 Ortsumgehung Bad Kösen führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Geländeprospektionen durch. Die Schlachtfeldarchäologie ist eine wichtige Teildisziplin der Archäologie. Sie dokumentiert regelmäßig Tatsachen und entschlüsselt Vorgänge, die nicht immer mit historischen Berichten übereinstimmen. Für die Ereignisse vom 14.10.1806 konnte die erste Geländekampagne des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt belegen, dass das Denkmal für den Herzog von Braunschweig heute an der richtigen Stelle des Schlachtfeldgeschehens platziert ist.
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Im Zuge des Neubaus der Ortsumfahrung der B91 bei Theißen wurde von April bis Dezember 2017 ein mehrphasiger Siedlungs- und Bestattungsplatz ausgegraben. Die Flächen unweit des Maibaches waren schon seit dem Neolithikum (5500 bis 2200 vor Christus) besiedelt. Weitere Siedlungsbefunde sowie die zahlreichen Bestattungen weisen vor allem auf eine intensive und großflächige Landnutzung ab der Spätbronzezeit bis ins Frühmittelalter (1300 vor Christus bis 1000 nach Christus) hin. Eine Besonderheit stellt das Reihengräberfeld aus der älteren Merowingerzeit dar. Zum Grabinventar zählten unter anderem vergoldete Zangenfibeln. Diese sind charakteristischer Trachtbestandteil im Thüringerreich (circa 455 bis 531 nach Christus). Mit mindestens 37 Bestattungen gehört das Reihengräberfeld zu den größten dieser Art in Mitteldeutschland.
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Bei den Ausgrabungen am Brühl kam ein kleiner Anhänger in Form eines Buches zutage. Auf der Rückseite ist eine Schlange abgebildet, die sich züngelnd um einen T-förmigen Stab windet. Diese Darstellung nimmt Bezug auf Moses und die eherne Schlange. In christlicher Auslegung verweist die alttestamentliche Erzählung auf den Kreuzestod Jesu Christi und die Erlösung der Gläubigen zum ewigen Leben. Bildprogramm und Form des Anhängers weisen in die Frühe Neuzeit, als sich zeitgleich zur Reformation Bücher und Literalität zunehmend verbreiteten. Die einfache Ausführung des Zeitzer Anhängers mag bezeugen, dass auch weniger Vermögende ihrer Wertschätzung für Bücher und das Evangelium Ausdruck verleihen wollten. Vom 5. Juli bis zum 1. November 2017 war der Anhänger in Zeitz in der Ausstellung »Dialog der Konfessionen – Bischof Julius Pflug und die Reformation« zu sehen.
In den vergangenen Jahren wurden mehrere Bauvorhaben in Zeitz facharchäologisch begleitet. Ausgrabungen tragen dazu bei, unser hauptsächlich auf schriftlichen Quellen basierendes Wissen zur Stadtgeschichte zu erweitern und wie im Falle des Altmarktes auch zu korrigieren. Die Funde ergänzen unser Wissen um die Dinge, die nicht für wert erachtet wurden, in Museen und Kunstsammlungen aufbewahrt zu werden. Sie veranschaulichen Lebenswelten, die uns sonst verborgen blieben – ob dies zufällig verlorene Münzen, Hufeisen und Anhänger sind oder Haushaltsgegenstände wie das Keramikmodel auf dem Titelbild. Letzteres kam beim Fahrstuhleinbau in der Nord-West-Ecke des Schlosses Moritzburg im Bereich des ehemaligen Küchentraktes zum Vorschein und datiert in die herzögliche Residenzzeit (1652 bis 1718). Das Model diente dazu, Speisen wie Butter oder Kuchen in liegende Löwen zu formen, um diese dann auf der herzoglichen Tafel servieren zu können.
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Stadt Halle (Saale)
Die bei den Bauarbeiten in der Großen Steinstraße freigelegten Röhrenleitungen werfen ein Schlaglicht auf einen wichtigen kulturgeschichtlichen Aspekt des städtischen Gemeinwesens, der auch heute ein unverzichtbarer Bestandteil der Infrastruktur in Halle ist: Die Versorgung mit frischem Wasser. 1502 erhielt die Steintorvorstadt eine eigene Wasserleitung, die durch drei Bächlein gespeist wurde: Das eine kam vom Gelände der Dessauer Straße, das andere von der heutigen Berliner Straße und das dritte von der heutigen Ernst-Kromayer-Straße herab. Neben den ältesten ausgegrabenen Röhren vom Anfang des 16. Jahrhunderts gibt es einige Wasserleitungen, deren Hölzer ein Fälldatum zwischen 1526 und 1556 aufweisen. Dazu gehört der durch das Steintor verlaufende Hauptstrang, in den seitliche Zuleitungen einmündeten. Dieses System der Wasserversorgung wurde bis in das 19. Jahrhundert instandgehalten.
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Auf der Großbaustelle Große Steinstraße / Joliot-Curie-Platz wird nicht nur die Zukunft gestaltet, sondern die Bauarbeiten ermöglichen auch Einblicke in die Stadtgeschichte. Archäologen begleiten die Schachtungen und die Ausgrabungen tragen dazu bei, unser hauptsächlich auf schriftlichen Quellen basierendes Wissen zu erweitern und zu veranschaulichen. Reste des Steintors belegen die Wehrhaftigkeit der Saalestadt und Holzwasserleitungen zeugen von frühneuzeitlicher Infrastruktur zur Frischwasserversorgung. Unscheinbare Funde veranschaulichen Lebenswelten, die uns sonst verborgen blieben, da diese Dinge oft nicht für wert erachtet wurden, in Museen oder Kunstsammlungen aufbewahrt zu werden. So erfahren wir durch einen Tonpfeifenkopf, der achtlos in der Verfüllung des Stadtgrabens landete, dass auch in Halle bereits Mitte des 17. Jahrhunderts der Tabakkonsum verbreitet war. Ob die wahrscheinlich in der Oberlausitz hergestellte Pfeife als Handelsgut an die Saale gelangte oder ob sie durch ihren Benutzer im Gebrauch »direkt importiert« wurde, lässt sich allerdings an einem Einzelfund nicht entscheiden.
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Landkreis Harz
2023 hat die Errichtung eines Warenverteilzentrums der Daimler Truck AG im Industriegebiet Halberstadt begonnen. Zuvor fanden archäologische Dokumentationen statt. Im Zwischenbereich der beiden Bundestraßen 79 und 81 befindet sich der höchste Punkt des Geländes – von hier kann man bei gutem Wetter bis zum Brocken schauen. Kein Wunder, dass hier schon in der Jungsteinzeit komplexe Totenrituale stattgefunden haben. In der ersten Hälfte des 3. vorchristlichen Jahrtausends wurde ein aufwendig ausgestatteter Mann in einer mit Steinplatten eingefassten Grabstelle beigesetzt. In seiner unmittelbaren Nähe deponierte man zudem zwei Rinder. Solche Begräbnisplätze sind bis heute selten erhalten. Hier in Halberstadt sicherte eine massive Aufschüttung (also ein Grabhügel) das Kulturdenkmal.
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Die Besiedlung der Orte Halberstadt und Harsleben mit ihrer verkehrsgünstigen Lage als »Tor in den Harz « geht viel weiter in die Vergangenheit zurück, als es die histo-rischen Quellen belegen. Die archäologischen Grabun-gen im Bereich der Trasse der geplanten Ortsumgehung Halberstadt-Harsleben brachten Funde aus der Zeit um 5500 vor Christus. ans Tageslicht. Die Böden und die Wasserversorgung waren westlich von Harsleben dank Molke- und Goldgraben so günstig, dass das Gebiet immer wieder in vorgeschichtlicher Zeit aufgesucht wurde. Neben den ersten Ackerbauern sind Spuren der Frühbronzezeit (um 2000 vor Christus) bis hin zu frühmittelalterlichen Bestattungen dokumentiert worden. Ein besonders seltenes Fundstück aus der frühen Eisenzeit (ab 750 vor Christus) ist eine so genannte Hausurne. Damals war es zwischen Saalemündung und Vor-harzgebiet üblich, die Toten zu verbrennen und die Überreste in eine Urne zu verbringen. Hierbei handelt es sich aber nicht um einen gewöhnlichen Topf, sondern um ein sorgfältig modelliertes Miniaturhaus aus Ton.
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Die Besiedlung der Orte Halberstadt und Harsleben mit ihrer verkehrsgünstigen Lage als »Tor in den Harz« geht viel weiter in die Vergangenheit zurück als die historischen Quellen belegen können. Die archäologischen Grabungen an der Trasse der geplanten Ortsumgehung Halberstadt-Harsleben haben bereits zahlreiche Funde zu Tage gebracht, die bis zu 7.500 Jahre im Boden verborgen waren. So auch eine Bestattung der Linienbandkeramik-Kultur, der als besondere Grabbeigabe eine Kette aus durchlochten Schneckenhäusern mitgegeben wurde (Titelbild). Die Schnecke Lithoglyphus naticoides war während des Neolithikums (5.500 bis 2.200 vor Christus) im Donaugebiet und im heutigen Österreich verbreitet. Handelt es sich hierbei um Importware oder waren die Schmuckschnecken mitgebrachte Geschenke für eine Einheirat aus der Donauregion?
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Im Zuge des Neubaus der L66 Ortsumgehung Quedlinburg fanden vorgezogene archäologische Untersuchungen auf einer Strecke von über drei Kilometern Länge statt. Auf annähernd zehn Fundstellen wurden archäologische Spuren von der Linienbandkeramik (5.500 bis 5.000 vor Christus) bis zur Römischen Kaiserzeit (15 vor Christus bis 375 nach Christus) dokumentiert. Zu den Höhepunkten zählen eine Hockerbestattung der Linienbandkeramik, gefunden auf dem Abschnitt südlich von Quarmbeck, gefolgt von weiteren Bestattungen der Glockenbecher- (2.400 bis 2.200 vor Christus) und der Aunjetitzer Kultur (2.200 bis 1.600 vor Christus) in unmittelbarer Nähe zum Ochsenkopf. An der Wende vom 3. zum 2. vorchristlichen Jahrtausend vollzieht sich ein Prozess, der enorme Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft hat. Die Bronze, eine Legierung aus zehn Prozent Zinn und 90 Prozent Kupfer, setzt sich endgültig durch. Das Wissen darüber und die Verfügungsgewalt über die notwendigen Ressourcen führen zu einer starken Hierarchisierung der Gesellschaftsstruktur. Das Vorkommen beider Kulturgruppen belegt eine Bevölkerungskontinuität.
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Bereits vor rund 2.800 Jahren, in der frühen Eisenzeit, existierte am Zapfenbach westlich von Westerhausen ein kleines »Fischerdorf«. Um ihre Lebensgrundlage zu sichern, befestigten die Menschen damals das Ufer des an ihre Siedlung angrenzenden Gewässers umfangreich mit aufwändigen Holzkonstruktionen. Sowohl die Siedlung als auch die Böschungssicherungen wurden beim Ausbau der L240 ausschnitthaft dokumentiert und stellen eine einzigartige Feuchtbodenfundstelle dar. Auch während der Römischen Kaiserzeit (0 bis 375 nach Christus) war die Region im Ostharz ein Gunstraum. Bei Warnstedt siedelten in dieser Epoche zahlreiche Menschen, die unter anderem auf einem Höhenrücken westlich des heutigen Ortes einen Bestattungsplatz anlegten.
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Landkreis Jerichower Land
Die Ausgrabungen entlang der Deichtrasse und der direkt östlich anschließenden Lagerflächen am Lenzenberg im Norden und im südlichen Trassenabschnitt zwischen Fischbeck (Elbe) (Landkreis Stendal) und Jerichow (Landkreis Jerichower Land) umfassten eine Gesamtfläche von über zehn Hektar. Während sich im Norden eine ausgedehnte spätbronze-/früheisenzeitliche Ansiedlung (circa 10. bis 7. Jahrhundert vor Christus) erstreckte, konnten im Süden unmittelbar vor Jerichow zwei mittelslawische Siedlungsstellen (9. bis 11. Jahrhunder nach Christus) nachgewiesen werden. In den Jahren 2015/2016 wurde im Vorfeld des Deichbaus zwischen Jerichow und Fischbeck ein großes spätbronze-/früheisenzeitliches Siedlungsareal (circa 10. bis 7. Jahrhundert vor Christus) ausgegraben. Hausstandorte, Siedlungsgruben und ein ausgezeichnet erhaltener hölzerner Kastenbrunnen wurden entdeckt. Großflächige Befundstrukturen mit massivem Fundaufkommen werden als Altwasserbereiche interpretiert. Zum ersten Mal gelang damit in Mitteldeutschland die Dokumentation prähistorischer Flussstrukturen in einem solchen Kontext. Vorläufer der im Jahr 1144 erstmals urkundlich belegten Ortschaft Jerichow wurden mit zwei mittelalterlichen Siedlungsstellen (9. bis 11. Jahrhundert nach Christus) im Süden der ergrabenen Trasse erfasst. Sowohl die prähistorische als auch die mittelalterliche Besiedlung zwischen Jerichow und Fischbeck waren nicht bekannt und führen zu einer Neuinterpretation der ur- und frühgeschichtlichen Historie der Region.
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Stadt Magdeburg
Die Neuansiedlung der Chipfabrik von Intel vor den Toren der Landeshauptstadt Magdeburg benötigt eine gute Verkehrsanbindung. Die bestehende Wanzlebener Chaussee wird ausgebaut. Vor Baustart fanden archäologische Dokumentationen statt. Die Straße liegt rund 1,5 Kilometer von einer jungsteinzeitlichen Sepukrallandschaft entfernt, in deren Mitte zwei von weither sichtbare Grabmonumente dominierten. Ausläufer dieser von Menschen geschaffenen, heiligen Landschaft reichten nicht bis an die jetzige Straßenbaumaßnahme heran. Hier wurde jedoch während der Völkerwanderungszeit (4. bis 6. Jahrhundert nach Christus) ein Reihengräberfeld angelegt.
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Landkreis Mansfeld-Südharz
Die Trasse der zukünftigen Ortsumgehung südlich von Aschersleben wurde von Juli bis September 2020 in einem 1. Dokumentationsabschnitt auf einer Länge von über zehn Kilometer untersucht. Seit April 2021 finden nun auf einer Gesamtfläche von etwa 84.000 Quadratmeter flächige Ausgrabungen im Trassenbereich statt. Die zukünftige Ortsumgehung Aschersleben durchzieht auf rund zehn Kilometer Länge eine gut reliefierte Landschaft und kreuzt dabei auf der Hälfte ihres Verlaufs die kleine aber historisch wie topografisch prägende Eine.
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Das Zisterzienserinnen-Kloster St. Marien in Helfta hat eine bewegte Geschichte. 1229 zunächst von den Grafen von Mansfeld am Fuße ihrer Burg gegründet, ließen sich die Nonnen schon 1258 zunächst in Helfta, später in Eisleben nieder. Nach Aufgabe der ursprünglichen Anlage in Helfta und der Säkularisierung wurde das Gelände preußisch-königliche Domäne und war zuletzt Staatsgut für Obstbau. 1999 erfolgte schließlich die Neubesiedlung des bekannten Klosters durch Zisterzienserinnen.
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Der Bau einer acht Kilometer langen Trinkwasserleitung von Nienstedt nach Sangerhausen wurde von Januar bis Juli 2018 archäologisch begleitet. Von April bis Juli 2018 wurden auf einer Strecke von 1,5 Kilometer archäologische Grabungen durchgeführt. Die Untersuchungen bestätigten, dass es sich bei dem Gebiet rund um Nienstedt, Einzingen und Sangerhausen um Altsiedelgebiete handelt. Das breite Befundspektrum spiegelt diese intensive Siedlungstätigkeit wider. Schnurkeramische Gräber (2800 bis 2200 vor Christus), zahlreiche Siedlungsgruben der Bronze-, Eisen- und der Römischen Kaiserzeit und auch eisenzeitliche Schlackegruben sowie Rennfeueröfen wurden dokumentiert. Grubenhäuser, pit alignments (Grubenreihen) und Gräben sowie Brunnen wurden freigelegt. Das vom Neolithikum über die Eisenzeit bis hin zur Römischen Kaiserzeit reichende Fundmaterial zeigt dabei deutlich, dass die Region seit spätestens 2000 vor Christus immer wieder besiedelt war.
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Saalekreis
Im Vorfeld des Neubaus der L178n, Zubringer zur Autobahn 38 beziehungsweise Bundesstraße 91, fanden südlich vom heutigen Merseburg umfangreiche archäologische Untersuchungen statt. Insbesondere seit der Jungsteinzeit (2800 bis 2200 vor Christus) erblühte die Region, wie sich an verschiedenen Bestattungen der beiden endneolithischen Kulturen Schnurkeramik und Glockenbecher abzeichnet. Von einigen Gräbern haben sich sogar die obertägigen Markierungssteine bis heute erhalten. Denn der damalige Friedhof lag in einer Senke, die rasch durch Bodenerosion versiegelt worden war. Auch für die folgende Bronzezeit und die nachfolgende Eisenzeit ist eine intensive Nutzung der fruchtbaren Böden belegt. Dies lässt sich nicht nur an Bestattungen, sondern vielmehr auch an im Boden überlieferten Hausgrundrissen belegen. Trotz Bodenstörungen durch Produktenleitungen und kriegsbedingten Bodeneingriffen haben sich innerhalb der Neubautrasse über Jahrtausende hinweg die archäologischen Quellen erhalten. Die erfolgten archäologischen Grabungen sichern diese Informationen nun auch für die nachfolgenden Generationen.
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Erste archäologische Grabungen auf dem oberhalb des Zusammenflusses von Salza und Saale gelegenen Höhenzuges fanden bereits vor mehr als 100 Jahren statt – vor allem im Zuge der Kiesgewinnung kamen die Hinterlassenschaften vormaliger Kulturen zutage. Auch die Autobahn durchschneidet die reiche Kulturlandschaft. Systematische Untersuchungen fanden darum vor allem 2006 und 2007 statt. Denn schon bereits vor 7000 Jahren war das Plateau ein beliebter Siedlungsplatz. Doch vor allem am Ende des vierten Jahrtausends vor Christus maß man dem Platz herausragende Bedeutung bei – genau hier praktizierten die Träger der nach dem Fundplatz Salzmünde benannten Salzmünder Kultur rituelle Handlungen. Aber auch endneolithische Grablegen, eine frühbronzezeitliche Siedlung, ein Grabhügelfeld der mittleren bis jüngeren Bronzezeit, latènezeitliche Brandbestattungen u.a.m. sind Belege einer hier sich von Zeit zu Zeit wiederholenden Prosperität. Einige Fundstücke werden im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) präsentiert; vier Publikationen liegen bereits vor und die Volkswagen-Stiftung förderte ein Projekt zum Fundplatz.
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Salzlandkreis
Die Trasse der zukünftigen Ortsumgehung südlich von Aschersleben wurde von Juli bis September 2020 in einem 1. Dokumentationsabschnitt auf einer Länge von über zehn Kilometer untersucht. Seit April 2021 finden nun auf einer Gesamtfläche von etwa 84.000 Quadratmeter flächige Ausgrabungen im Trassenbereich statt. Die zukünftige Ortsumgehung Aschersleben durchzieht auf rund zehn Kilometer Länge eine gut reliefierte Landschaft und kreuzt dabei auf der Hälfte ihres Verlaufs die kleine aber historisch wie topografisch prägende Eine.
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Von September 2016 bis März 2018 fanden archäologische Untersuchungen im Vorfeld des Straßenneubaus der L 63 Ortsumfahrung Brumby, im Rahmen der Erneuerung eines Entwässerungsgrabens als auch beim Neubau eines Wirtschaftswegs statt. Letztere queren in ihrem Verlauf die Wüstung Papendorf. Der Wirtschaftsweg verläuft mitten durch eine mit Gräben und Mauern gesicherte mittelalterliche Siedlung. Die Siedlung steht im Zusammenhang mit dem 300 m südlich gelegenen Gräberfeld des 10.bis 12. Jahrhundert nach Christus. Die Befunde (Befestigung und Mauerwerk) und Funde von Ziegel, Glas, Importkeramik und Silberschmuck deuten daraufhin, dass es sich um einen Ministerialhof handelte. Mit der Straßentrasse wurden auch Gräberfelder und Siedlungsspuren aus dem 3. vorchristlichen Jahrtausend, der Bronzezeit, entdeckt. So auch eine Tasse aus der Frühbronzezeit gefüllt mit Bernsteinen.
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In Vorbereitung zum Bau der geplanten Ortsumgehung Brumby finden seit Juni 2016 verschiedene archäologische Untersuchungen statt. Die verkehrsgünstige Lage des geschichtsträchtigen Brumby bedingt nicht nur, dass dieser Ort und seine Umgebung Zeugnisse vergangener prähistorischer Kulturen, ihrer Siedlungen und Begräbnisstätten birgt, sondern dass dort auch Hinterlassenschaften verschiedener historischer Schlachten zu finden sind. Das Titelbild zeigt einige Funde, die während der Begehung mit Metallsonden im Juli und August 2016 zum Vorschein kamen. Neben mittelalterlichen Fibeln wurden unter anderem auch Münzfunde aus der Zeit der Ottonen (10. bis 11. Jahrhundert) und aus dem 16. und 17. Jahrhundert geborgen. Diverse Funde von Musketenkugeln belegen neben verschiedenen Beschlägen und Schnallen das Schlachtgeschehen unterschiedlicher Zeitstufen. Ein besonderer Fund ist hier der zentral abgebildete Knopf der
56. französischen Linieninfanterie als Beleg der Anwesenheit napoleonischer Truppen.
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In den Jahren 2010 und 2011 erfolgten anlässlich der größten Deichrückverlegungsmaßnahme Deutschlands archäologische Grabungen entlang der insgesamt 7 km langen künftigen Deichtrasse im Lödderitzer Forst. Über die ur- und frühgeschichtliche Besiedlung dieses Gebiets war bis dahin wenig bekannt. Umso überraschender war die Existenz von gleich zwei früheisenzeitlichen Siedlungsplätzen aus dem 8. Jahrhundert v. Chr. Die Fundstelle am südöstlichen Trassenende zeichnete sich durch ein außergewöhnliches Gefäßdepot aus, wie es bislang nur aus der Lausitzer Kultur weiter östlich bekannt war. Der Siedlungsplatz weiter nordwestlich erbrachte neben dem Nachweis frühester Eisenerzsammlung auch eine große, verziegelte Kochgrube. Diese Gruben werden anhand experimentalarchäologischer Versuche als Relikt eines besonderen Festmahls gedeutet. Weiter im Trassenverlauf wurde ein Teil einer einzigartigen Dorfwüstung des Dreißigjährigen Krieges erfasst – die bislang bekannten Wüstungen stammen aus dem Mittelalter (vor allem 14./15. Jahrhundert) – sowie die Reste einer frühneuzeitlichen Plantage und eines Wege-/Brückensystems des 17. Jahrhunderts.
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Anlass der Ausgrabungen war der Neubau einer 40 Kilometer langen Verbindungsleitung zweier Erdgas-Untergrundspeicher in Peißen (Salzlandkreis) und Bobbau (Kreis Anhalt-Bitterfeld) und mit ihr in Zusammenhang stehender Kavernenspeicherleitungen sowie einer Abwasserleitung für Regenwasser bei Peißen. Von Mai 2014 bis Juni 2016 wurden auf über 35 Hektar Fläche 61 archäologische Fundstellen untersucht. Das Fundspektrum reicht von kleinen Geräten mittelsteinzeitlicher Jäger und Sammler (vor circa 10.000 Jahren) in der Saaleaue über Spuren der ersten Ackerbauern und Viehzüchter bis zu längst vergessenen mittelalterlichen Siedlungen und deren Friedhof. Beispiele für die vielen außergewöhnlichen Funde und Befunde, die untersucht werden konnten, sind etwa ein mesolithischer Rastplatz, spätbronzezeitliche Gargruben zur Schweinefleischverarbeitung, ein Zentralort der späten Bronzezeit, eine völkerwanderungszeitliche Scheibenfibel und eine Hanseschale.
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Landkreis Stendal
Die zukünftige Autobahn BAB 14 durchschneidet mit ihrem Abschnitt von Colbitz bis Tangerhütte auf knapp zehn Kilometern Länge den Naturraum der Colbitz-Letzlinger Heide. Während heute bewaldete Fluren dominieren, hatten in den vorigen Jahrhunderten hier immer wieder landwirtschaftliche Tätigkeiten stattgefunden. Deutlich wird dies an den vormaligen Ackerfluren, Erosionsrinnen unterhalb der von Vegetation befreiten Areale und vor allem durch ausgedehnte Ansiedlungen. Heute sprechen wir von Wüstungen; denn sie waren bewusst verlassen worden. Möglicherweise konnte die vorherrschende Bodenqualität keine ausreichenden Ernteerträge garantieren. Die Ortschaft Listen wurde nachweislich 1306 nach Christus aufgegeben. Die weiteren Gehöfte dürften im selben Zeitraum verlassen worden sein.
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Der Landstrich Altmark gilt als Geheimtipp – noch ein wenig verschont von der heutigen Hektik. Möglicherweise war dies vor 3.000 Jahren ganz anders. In unmittelbarer Nähe von Lüderitz durchschneidet die heutige Autobahntrasse eine der größten bronzezeitlichen Siedlungen der Altmark. Allein 4.000 Befunde – von Häusern über Abfallgruben – wurden archäologisch erfasst. Bei Dolle liegen über 500 Urnenbestattungen im zukünftigen Straßenkorridor der Autobahn. Das angeschnittene Gräberfeld ist aber weitaus größer. Die aufwendige Grabarchitektur belegt, welche Fürsorge man den Toten in der späten Bronzezeit (1300 bis 750 vor Christus) und der frühen Eisenzeit (750 bis 480 vor Christus) hatte zukommen lassen. Mitgegebene Keramiken zeigen teilweise Verbindungen bis in den süddeutschen Raum auf. Auch ein Eidring wurde vom Gräberfeld geborgen.
Auch in den vorangegangenen und nachfolgenden Zeiten war die Region immer ein beliebter Siedlungsstandort – allein auf dem Trassenabschnitt wurden Zeugnisse aus der Altsteinzeit bis in die frühe Neuzeit gefunden.
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Im südlich an die Verkehrseinheit 2.1 anschließenden Abschnitt 1.5 der BAB 14 finden derzeit archäologische Grabungen statt. Vor 5.000 Jahren wurden die Menschen der auf Viehzucht spezialisierten Kugelamphorenkultur von den auf dem Mergeluntergrund besonders saftigen Wiesen in der Nähe der heutigen Ortschaft Insel angezogen. n. Diese Kultur hat ihren Ursprung im heutigen Polen und war bis nach Mecklenburg-Vorpommern verbreitet. Bei Insel fassen wir eine ganz besondere Fundstelle.
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Die Ausgrabungen entlang der Deichtrasse und der direkt östlich anschließenden Lagerflächen am Lenzenberg im Norden und im südlichen Trassenabschnitt zwischen Fischbeck (Elbe) (Landkreis Stendal) und Jerichow (Landkreis Jerichower Land) umfassten eine Gesamtfläche von über zehn Hektar. Während sich im Norden eine ausgedehnte spätbronze-/früheisenzeitliche Ansiedlung (circa 10. bis 7. Jahrhundert vor Christus) erstreckte, konnten im Süden unmittelbar vor Jerichow zwei mittelslawische Siedlungsstellen (9. bis 11. Jahrhunder nach Christus) nachgewiesen werden. In den Jahren 2015/2016 wurde im Vorfeld des Deichbaus zwischen Jerichow und Fischbeck ein großes spätbronze-/früheisenzeitliches Siedlungsareal (circa 10. bis 7. Jahrhundert vor Christus) ausgegraben. Hausstandorte, Siedlungsgruben und ein ausgezeichnet erhaltener hölzerner Kastenbrunnen wurden entdeckt. Großflächige Befundstrukturen mit massivem Fundaufkommen werden als Altwasserbereiche interpretiert. Zum ersten Mal gelang damit in Mitteldeutschland die Dokumentation prähistorischer Flussstrukturen in einem solchen Kontext. Vorläufer der im Jahr 1144 erstmals urkundlich belegten Ortschaft Jerichow wurden mit zwei mittelalterlichen Siedlungsstellen (9. bis 11. Jahrhundert nach Christus) im Süden der ergrabenen Trasse erfasst. Sowohl die prähistorische als auch die mittelalterliche Besiedlung zwischen Jerichow und Fischbeck waren nicht bekannt und führen zu einer Neuinterpretation der ur- und frühgeschichtlichen Historie der Region.
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Anhand der freigelegten Fundament- und Mauerreste lässt sich ein circa 50 Meter langes Kaufhausgebäude rekonstruieren. Im Erdgeschoss beherbergte es beiderseits eines Mittelgangs eine Vielzahl nebeneinander gereihter Kammern mit jeweils eigenem Zugang zum Marktplatz. Vor den Kammern wurden Waren aus Kisten beziehungsweise auf Tischen verkauft; die Kammern selbst dienten lediglich als Warenspeicher. Im Obergeschoss des Gebäudes ist ein großer Saal anzunehmen. Das Fundament ist aus großen Natursteinen gesetzt. Das aufgehende Mauerwerk wurde in hoher Qualität aus Backstein errichtet – es entstand einer der frühesten profanen Ziegelbauten Norddeutschlands. Nach dem Stendaler Vorbild wurden in vielen Städten des östlichen Mitteleuropas, wie beispielsweise Cottbus, Breslau und Krakau, Kaufhäuser errichtet. Im Zuge der Neugestaltung des Stendaler Marktplatzes führte das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt zusammen mit der Hansestadt Stendal und dem Landkreis Stendal archäologische Grabungen durch; die Arbeiten wurden zusätzlich durch eine Flüchtlingsintegrationsmaßnahme unterstützt. Um das Jahr 1160 stellte Markgraf Albrecht der Bär das Privileg zur Gründung einer Marktsiedlung in Stendal aus: zunächst ein von Gräben eingefasster Marktplatz mit einfachen Verkaufständen.Wenig später entstanden ein Kaufhausbau und hölzerne Marktbuden. Im 14. Jahrhundert wichen die Buden dann einer 50 bis 60 Meter langen Markthalle. Die archäologischen Schichten spiegeln das mittelalterliche Marktgeschehen in herausragender Weise wider: Textilprodukte und Lederwaren wurden verarbeitet und gehandelt, Knochen- und Beingerätschaften sowie Holzgefäße hergestellt, Blei und Silber geschmolzen, Knochensplitterkonzentrationen zeigen Fleischbänke an, organische Verdichtungen belegen die Standorte von Vieh, Importwaren bezeugen ein weit reichendes Handelsnetz und vieles mehr.
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Landkreis Wittenberg
Direkt im Elbauengebiet, nur wenige Kilometer südlich von Wittenberg, liegt die Gemarkung Eutzsch. Die Elbe tritt hier häufig über ihre Ufer. Während der Altsteinzeit holten sich die damaligen Jäger und Sammler Feuersteinknollen aus dem Flussbett beziehungsweise dem Schwemmfächer. Stets wiederkehrende Hochwasserereignisse lagerten fruchtbaren Boden in der Talaue ab. Dadurch entstand im Laufe der Zeit ein fruchtbarer, für Ackerbau bestens geeigneter Ackergrund. Schon aus dem Neolithikum fassen wir Siedlungsspuren. Zur Hochphase der Besiedlung kommt es von der Bronzezeit bis zur slawischen Periode (circa 1000 vor Christus bis 1000 nach Christus). Die Gewässernähe erlaubte feuerintensives Handwerk; zahlreiche Feuerstellen und Herdbereiche wurden bei der Ausgrabung erfasst. Während der Römischen Kaiserzeit entstand eine große Ansiedlung. Mehrere in Pfostenbauweise errichtete Gebäude wurden dokumentiert. Kleine Weiler sind für das Frühmittelalter (8. bis 10. Jahrhundert nach Christus) nachgewiesen.
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Die Ferngasleitung 061 (FGL 61) wird durch die ONTRAS GmbH auf 50 Kilometer erneuert. Im Nahbereich der Leitung soll eine Ersatzpipeline errichtet werden. Im Herbst 2017 wurde auf 35 Kilometer im Zuge eines 1. Untersuchungsabschnittes der neue, 15 Meter breite Trassenkorridor hinsichtlich seiner kulturhistorischen Evidenz untersucht. Seit April 2018 finden an 30 Fundstellen flächenhafte Ausgrabungen statt. Bereits während der Jungsteinzeit (5. Jahrtausend vor Christus) nutzten Ackerbauern die Region zwischen Leps und Trajuhn als Siedlungsgrund. Selbst Regionen, die aufgrund ihrer Böden nicht zur Gunstregion zählen, wurden landwirtschaftlich genutzt. Ein Siedlungsausbau ist vor allem ab der späten Bronzezeit zu verzeichnen. Die Trasse durchschneidet Siedlungen und zahlreiche Gräberfelder. Die Bestattungsplätze wurden teilweise über Jahrhunderte hinweg genutzt. Bei Leps ist eine Belegung über mehr als tausend Jahre hinweg zu beobachten – vom ersten vorchristlichen bis ersten nachchristlichen Jahrtausend.
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Im Oktober 2014 fanden im Vorfeld der Rückverlegung des Gatzer Bergdeichs bei Vockerode, Gemeinde Wörlitz-Oranienbaum (Landkreis Wittenberg) am Feuchtbiotop und am Ringwall archäologische Grabungen statt. Im Bereich des Feuchtbiotops wurden mit zahlreichen Pfostenstellungen die Randbereiche eines mittelslawischen Siedlungsareals erfasst (circa 9./10. Jahrhundert nach Christus), während sich im Bereich des Ringwalls ein zentralerer Teil der Besiedlung abspielte: Neben Gebäuderesten wie Pfostengruben, einem Grubenhaus und einem Wandgräbchen konnten vor allem multifunktionale Siedlungsgruben dokumentiert werden. Diese Gruben wurden als Lehmentnahmegruben für den Hausbau, als Vorratsgruben (»Kühlschränke«) und als Abfallgruben genutzt. 1.000 Fundstücke wurden geborgen, darunter Keramik, Tierknochen, Metallobjekte und Steinartefakte. Als Beispiele sind ein elf Zentimeter langer Wetzstein und ein 2,3 Zentimeter großer Bronzering zu nennen. Mit den slawischen Siedlungsarealen am Gatzer Bergdeich wurde ein wichtiger und bis dahin völlig unbekannter Teil der frühgeschichtlichen Landeshistorie erfasst.
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Sachsen-Anhalt landesweit
Die Hochwasserereignisse des Jahres 2013 haben zu großflächigen Überschwemmungen an Elbe und Saale sowie deren Nebenflüssen geführt. In den weiträumigen Überflutungsgebieten befinden sich zahlreiche Bodendenkmale des Landes Sachsen-Anhalt. Bei gezielten Begehungen werden auf der einen Seite Schädigungen der Denkmalsubstanz bis hin zu deren totaler Zerstörung festgestellt, anderer-seits sind durch die Fluten bisher unbekannte Fundstellen freigespült worden.
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