Das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie – Landesmuseum für Vorgeschichte ist eine nachgeordnete Behörde der Staatskanzlei und Ministerium für Kultur des Landes Sachsen-Anhalt. Es wurde mit Wirkung vom 1. Januar 2004 aus den ehemals selbständigen Ämtern ›Landesamt für Denkmalpflege‹ und ›Landesamt für Archäologie‹ gegründet.
Als gesetzliche Grundlage für die Arbeit des Landesamts dient das Denkmalschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt. Gemäß Paragraf 5 des Gesetzes ist das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie das Denkmalfachamt des Landes Sachsen-Anhalt. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem die wissenschaftliche Erfassung, Erforschung und Dokumentation der Kulturdenkmale in Sachsen-Anhalt, die Führung des nachrichtlichen Denkmalverzeichnisses, das Erstellen von Stellungnahmen und Gutachten, die fachliche Beratung von Denkmalschutzbehörden und Eigentümern oder Besitzern von Denkmalen, die Ausführung beziehungsweise Mitwirkung bei Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten, die Durchführung von archäologischen Ausgrabungen, die Veröffentlichung wissenschaftlicher Ergebnisse sowie das Führen wissenschaftlicher Fachbibliotheken und Facharchive.
Entsprechend der Vielfalt seiner Aufgaben ist das Landesamt in eine Direktion und sechs Abteilungen untergliedert.
Organigramm und Kontakte
Eine Übersicht der verschiedenen Abteilungen und Referate des Landesamts entnehmen Sie bitte dem Organigramm [PDF, 0,8 MB, nicht barrierefrei]. Ihre zentralen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner finden Sie bei den Kontakten.
Direktion
In der Direktion sind das Büro des Direktors und die Referate für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie für Forschungen angesiedelt.
Abteilung 1: Verwaltung
Die Verwaltung übernimmt die zentralen Verwaltungsaufgaben für das gesamte Landesamt, unter anderem Personalangelegenheiten, Haushaltsführung und Betreuung der Liegenschaften.
Abteilung 2: Bau- und Kunstdenkmalpflege
Die Abteilung ›Bau- und Kunstdenkmalpflege‹ ist das Fachamt, das für die Erfassung, Erforschung und Ausweisung der Bau- und Kunstdenkmale und der Denkmalbereiche sowie für die Führung des nachrichtlichen Denkmalverzeichnisses zuständig ist.
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beraten die verschiedenen Denkmalschutzbehörden, Ministerien, Kommunen, öffentliche Einrichtungen, Stiftungen und private Denkmaleigentümer, ihre Architekten, Restauratoren und Handwerker in allen denkmalfachlichen Fragen.
In Genehmigungsverfahren gibt das Landesamt fachliche Stellungnahmen an die Denkmalschutzbehörden ab, in Gerichtsverfahren wird es als Fachgutachter tätig.
Die Bau- und Kunstdenkmalpflege ist interdisziplinär aufgestellt, sodass für die differenzierten Arbeitsbereiche entsprechend spezialisierte Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung stehen. Neben den Gebietsreferentinnen und -referenten, deren Zuständigkeit den Denkmalbestand der jeweiligen Landkreise und kreisfreien Städte umfasst, gehören dazu, regional übergreifend:
1. Die Bauforschung, die vorhandene Befunde der Bau- und Veränderungsgeschichte eines Bauwerks erhebt, dokumentiert und auswertet sowie mit den archivalischen Quellen abgleicht,
2. die Restaurierung, die für die fachliche Begleitung von Restaurierungen in den Bereichen Stein, Wandmalerei und Architekturfassungen, Glasmalerei, Metall, Holz, Gemälde, gefasste Skulptur und Textilien zuständig ist,
3. die Gartendenkmalpflege, die den reichen Bestand historischer Gärten in Sachsen-Anhalt betreut und Erhaltungs- und Restaurierungsarbeiten in den denkmalgeschützten Gärten, Parks und Friedhöfen sowie der gestalteten Landschaftsteile fachlich koordiniert.
Das Fachamt erarbeitet Richtlinien zu verschiedenen Themen, darunter zu Instandsetzung, Konservierung/Restaurierung und Dokumentation, führt Fortbildungen durch und publiziert Arbeitsergebnisse. Einblicke in die Arbeit der Bau- und Kunstdenkmalpflege vermitteln unter anderem auch die jährlich erscheinenden und online verfügbaren Berichte zur Denkmalpflege in Sachsen-Anhalt.
Mit Hilfe des Denkmalinformationssystems können sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger einen ersten Überblick über den Denkmalbestand des Landes Sachsen-Anhalt verschaffen. Daneben stellt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie der Öffentlichkeit jeden Monat ein ausgewähltes Denkmal als Denkmal des Monats vor.
Abteilung 3: Übergreifende Fachdienste
Die Abteilung ›Übergreifende Fachdienste‹ vereint die Bereiche Archivierung (Archive, Sammlung), Veröffentlichungswesen (Redaktion), wissenschaftlich-technische Fachdienste (Grafik/Kartografie, Fotografie), die Wissensvermittlung (Bibliothek) und den Bereich Landesaufnahme/GIS/IT und bündelt damit die zentralen Fachdienste und Serviceangebote des Landesamts.
Archive, Bibliothek und Sammlung bilden das kulturelle Gedächtnis des Landes. Sie sind verantwortlich für die Aufnahme, Verwaltung, Bereitstellung und langfristig gesicherte Aufbewahrung des kulturellen Erbes zu Denkmalpflege und Archäologie in dinglicher, archivalischer und publizierter Form. Die Archivbestände des Landesamts gehören zu den ältesten ihrer Art in Deutschland. Durch die Zusammenlegung der vormaligen Landesämter für Denkmalpflege und für Archäologie zum gemeinsamen Landesamt zum 1. Januar 2004 verfügt das nunmehr vereinigte Landesamt über Archivbestände sowohl der Bau- und Kunstdenkmalpflege als auch der Archäologie (Fundstellen-, Bild- und Hausarchiv).
Die archäologische Sammlung ist eine der ältesten, umfangreichsten und bedeutendsten in Deutschland. Ihre Anfänge reichen zurück in die Zeit der Befreiungskriege. Seit dem Beginn des 19. Jahrhunderts wächst die Sammlung kontinuierlich und bildet den Grundstock für die Ausstellungen im Landesmuseum. Die inzwischen mehr als 16 Millionen Funde umfassenden Sammlungsbestände sind jedoch auch als Gegenstand wissenschaftlicher Forschung sowie als Leihgaben für Ausstellungen im In- und Ausland sehr begehrt.
Die zwei Bibliotheken des Landesamts stehen als öffentliche Bibliotheken der interessierten Allgemeinheit zur Verfügung. Die Fachbibliothek ›Bereich Denkmalpflege‹ verfügt über einen Bestand von ungefähr 40.000 Bänden und ist neben der Universitäts- und Landesbibliothek Halle die bedeutendste Bibliothek im Bereich der praktischen Denkmalpflege und in der Kunst-, Bau- und Regionalgeschichte Mitteldeutschlands. Die Bibliothek ›Bereich Archäologie‹ ist mit rund 125.000 Bänden die größte archäologische Fachbibliothek in den neuen Bundesländern und die drittgrößte Deutschlands. Sammelschwerpunkt ist die Vor- und Frühgeschichte in Europa, insbesondere Mitteldeutschlands. Es werden jedoch auch Werke zur außereuropäischen Archäologie sowie zu naturwissenschaftlichen Themen geführt.
Die hauseigenen Publikationen dienen der Aufbereitung der wissenschaftlichen Ergebnisse und ihrer Verbreitung in der Öffentlichkeit. Sie werden von der Redaktion des Landesamts bearbeitet und betreut. Das Haus blickt auf eine traditionsreiche Publikationstätigkeit zurück. Nach den ab 1894 erschienenen ›Mitteilungen aus dem Provinzialmuseum‹ kam 1902 der erste Band der ›Jahresschrift für die Vorgeschichte der sächsisch-thüringischen Länder‹ heraus – eine Zeitschrift, die bis heute unter dem jetzigen Namen ›Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte‹ fortgeführt wird. Daneben umfasst das Publikationsspektrum die gesamte Palette von Faltblättern bis zu mehrbändigen Veröffentlichungen der Fachbereiche Archäologie und Denkmalpflege.
Die archäologische Landesaufnahme befasst sich grundlegend mit der Erfassung der vorhandenen und der ehemals existenten Bodendenkmale, also der archäologischen Substanz unseres Bundeslandes. In einem Zusammenspiel unterschiedlicher klassischer und hochmoderner Methoden wird der Kenntnisstand ständig vermehrt. Weiterführend stellt die archäologische Landesaufnahme die erhobenen Daten zeitgemäß in Datenbanken und geografischen Informationssystemen (GIS) einem befugten Nutzerkreis zur Verfügung. Ziel ist es, ein möglichst vollständiges Bild des ursprünglichen und des aktuellen Denkmalbestandes zu erhalten. Dieses dient einerseits als Planungsinstrument im Rahmen des Bestandsschutzes und der Bodendenkmalpflege sowie andererseits als Datengrundlage für wissenschaftliche Untersuchungen. Der interessierten Öffentlichkeit werden im archäologischen Teil des Denkmalinformationssystems des Landes Sachsen-Anhalt die obertägig sichtbaren Strukturen von Bodendenkmalen zugänglich gemacht.
Die Zugänglichmachung der Denkmaldaten geht Hand in Hand mit der Arbeit des Sachgebiets IT, das die informationstechnische Infrastruktur nicht nur für den Bereich Landesaufnahme und GIS, sondern für das gesamte Landesamt zur Verfügung stellt und betreut.
Abteilung 4: Bodendenkmalpflege
Das Land Sachsen-Anhalt verfügt über einen ungewöhnlich reichen Bestand an archäologischen Denkmalen aller ur- und frühgeschichtlicher sowie historischer Epochen. Ursache und zugleich Grundlage dafür sind hervorragende Ackerböden, die exzellente Voraussetzungen für alle auf landwirtschaftliche Erzeugnisse angewiesene Bevölkerungsgruppen boten und bieten. Hinzu kommt eine vergleichsweise günstige klimatische und verkehrsgeographische Situation, ergänzt durch reiche Rohstoffvorkommen. Im Ergebnis zeigt sich hier eine auch im europäischen Rahmen außergewöhnlich reiche und vielschichtige archäologische Fundlandschaft.
Die Abteilung ›Bodendenkmalpflege‹ nimmt die im Denkmalschutzgesetz verankerten Aufgaben beim Umgang mit den archäologischen Denkmalen wahr. Zu ihren zentralen Aufgaben zählen, neben dem Erhalt und dem Schutz der archäologischen Denkmalsubstanz, deren Erfassung, wissenschaftliche Dokumentation und Erforschung. Zur Erledigung dieser Aufgaben kommen verschiedene Methoden, wie zum Beispiel Voruntersuchungen im Zuge geplanter Baumaßnahmen, Luftbildarchäologie, geophysikalische Untersuchungen oder Airborne Laser Scanning zum Einsatz.
Ein Schwerpunkt liegt auch in der fachlichen Zuarbeit bei Planungs- und Genehmigungsverfahren aller Art und der sich daraus entwickelnden Organisation, Betreuung und Durchführung von Rettungsgrabungen. Letztere finden unter direkter Einbeziehung verschiedener naturwissenschaftlicher Disziplinen statt, von denen Archäobotanik, Archäozoologie und Bodenkunde personell direkt in der Abteilung verankert sind. Erst dadurch können landschaftsarchäologische Fragestellungen im umfassenden Sinne beantwortet werden. Die wissenschaftliche Erforschung von Bodendenkmalen nimmt darüber hinaus in zunehmendem Maße auch in Zusammenarbeit mit zahlreichen externen Kooperationspartnern breiten Raum ein.
Für frühzeitige Abstimmungen in Zusammenhang mit geplanten Bauvorhaben, die mit Erdeingriffen verbunden sind, stehen die für einzelne Regionen zuständigen Gebietsreferenten zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es Referate, die sich landesweit mit speziellen Grabungsaufgaben (vor allem Trassen, Tagebaue und so weiter) beziehungsweise speziellen Inhalten (Mittelalterarchäologie) befassen.
Unverzichtbar für die Arbeit der Abteilung ist auch ein dichtes Netz ehrenamtlich Beauftragter, die in Abstimmung mit dem Landesamt eng umgrenzte Aufgaben der Bodendenkmalpflege wahrnehmen.
Die vielfältigen Ergebnisse der Arbeit der Bodendenkmalpflege bilden in mannigfaltiger Hinsicht den Grundstock für die wissenschaftliche Bearbeitung und Auswertung archäologischer Funde und Befunde. Zugleich stellen sie die Grundlage für deren Vermittlung in die Öffentlichkeit dar. Ausgewählte archäologische Funde werden der interessierten Öffentlichkeit monatlich online als Fund des Monats vorgestellt. Daneben geben downloadbare Flyer zu aktuellen Ausgrabungen Einblicke in die Arbeit der Bodendenkmalpflege.
Abteilung 5: Landesmuseum für Vorgeschichte
Das Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) gehört zu den wichtigsten archäologischen Museen in Mitteleuropa. Das imposante, der Porta Nigra in Trier nachempfundene Museumsgebäude des Architekten Wilhelm Kreis ist das erste Bauwerk Deutschlands, das ausschließlich zur Präsentation vorgeschichtlicher Funde konzipiert wurde.
Als Abteilung ist das Landesmuseum Teil des Landesamts – es beherbergt eine der ältesten, umfangreichsten und bedeutendsten archäologischen Sammlungen in Deutschland. Sie enthält zahlreiche Stücke von europaweitem Rang, teilweise sogar von Weltgeltung.
Dieses reiche kulturelle Erbe des Landes wird durch die aufwändige und unkonventionelle Inszenierung auserlesener Objekte der Sammlung, die inzwischen mehr als 16 Millionen Funde umfasst, in der Dauerausstellung des Landesmuseums repräsentiert. Das Museum versteht sich als moderner Erlebnisraum für alle Altersgruppen und richtet sich gleichermaßen an Fachleute und Laien. Die außergewöhnlich interessanten archäologischen Funde Sachsen-Anhalts werden in zeitlicher Folge – vom Beginn der Steinzeit bis zur Frühen Neuzeit mit einem Ausblick auf unsere Gegenwart – ausgestellt.
Das Herzstück der Dauerausstellung ist die Himmelsscheibe von Nebra, die aufgrund ihrer Bedeutung als älteste konkrete Himmelsdarstellung der Menschheit 2013 in das UNESCO-Dokumentenerbe ›Memory of the World‹ aufgenommen wurde.
Neben der Dauerausstellung präsentiert das Landesmuseum regelmäßig Sonderausstellungen zu unterschiedlichsten Themen.
Abteilung 6: Institut für Landesgeschichte
Im Jahr 2020 beschloss das Land Sachsen-Anhalt die Gründung eines Instituts für Landesgeschichte, das als Abteilung Teil des Landesamts ist. Damit wurde dem vielfach artikulierten Bedürfnis nach institutioneller Stärkung landeshistorischer Forschung und Vermittlung in Sachsen-Anhalt Rechnung getragen.
Landesgeschichte ist nicht nur eine traditionsreiche Teildisziplin der Geschichtswissenschaften, sondern steht auch im Schnittfeld gesellschaftlicher Orientierungsbedürfnisse und föderaler Kulturpolitik. Gerade in einem Land wie Sachsen-Anhalt – mit heterogenen Wurzeln und territorialen Traditionen – wird eine starke landesgeschichtliche Forschung benötigt. Sie stellt die Grundlagen für die Auseinandersetzung mit dem reichen historischen Erbe des Landes bereit und erarbeitet Deutungsangebote für die Beschäftigung mit der Vergangenheit im regionalen Rahmen. Kennzeichnend für Landesgeschichte ist eine epochale (vom Mittelalter bis zur Zeitgeschichte) und thematische Breite.
Die Arbeit der Abteilung ›Institut für Landesgeschichte‹ konzentriert sich auf folgende Schwerpunkte:
1. Initiierung und Durchführung von Forschungsprojekten, sowohl in der Grundlagenforschung (Quelleneditionen, Handbücher) als auch in der themenbezogenen Projektforschung,
2. Vermittlung landeshistorischen Wissens an die Öffentlichkeit in Form von Publikationen, Vorträgen und Tagungen,
3. Vernetzung mit den landeshistorischen Akteuren und Partnern innerhalb und außerhalb des Landes (Historische Kommission, Geschichtsvereine, Archive, Museen, Stiftungen, landeshistorische Forschungsinstitute der Nachbarländer) und
4. Mitwirkung an der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses (universitäre Lehre, Betreuung von Qualifikationsarbeiten).