Halsring, Haarnadel und eine keltische Fibel – ein kleines Gräberfeld der frühen Eisenzeit bei Obhausen
Februar 2006
Im Rahmen der archäologischen Untersuchungen im Vorfeld des Baus einer Abwasserleitung von Obhausen nach Karsdorf wurde südlich des Ortes Obhausen neben der Kreisstraße K2226 von Obhausen nach Nemsdorf mehrere Gräber eines eisenzeitlichen Gräberfeldes entdeckt. Es handelt sich dabei um Überreste von fünf Körpergräber, wovon eins schon vollständig zerpflügt war und zwei weitere ausgeraubt waren. Doch zwei der Gräber waren noch vollständig erhalten. Sie sollen in diesem Kurzbericht vorgestellt werden, weil in ihnen besondere Bronzefunde gemacht wurden.
Die Gräber im Gräberfeld von Obhausen lagen in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem großen schnurkeramischen Grabhügel. Wahrscheinlich waren sie in die Ausläufer seiner Aufschüttung eingetieft. Das Niveau der Grabsohle lag meistens noch im Bereich der heutigen Humusschicht, so dass meistens die genaue Form der Grabgrube nicht mehr festgestellt werden konnte. Es handelte sich um einfache Erdgräber, von denen die meisten von Ost nach West orientiert waren, während nur eins (Befund 11) von Nord nach Süd orientiert war.
Das Grab Befund11 war nach dem Abzug nur als leichte dunkle Verfärbung zu erahnen, die aber nicht die Form der Grabgrube wiedergab. Daher konnten die Form und die Maße der Grabgrube nicht mehr festgestellt werden. Es konnte nur das Skelett freigelegt werden, das 1,55 Meter lang erhalten war (Abbildung 1).
Bei diesem handelt es sich um einen auf dem Rücken liegenden Strecker mit beiden Armen parallel zum Körper. In Abweichung zu den anderen Körpergräbern ist er von Nord nach Süd orientiert. Der Kopf liegt im Norden und er blickt nach Osten (Abbildung 2). Dieses Grab war nicht ausgeraubt, lediglich durch den Pflug leicht gestört, die Füße fehlen und im Bereich des Brustraums gibt es leichte Beschädigungen.
Westlich des Schädels steckte eine große Nadel in situ am Hinterkopf. Es handelt sich dabei um eine massiv gegossene 21 Zentimeter lange Nadel mit konischem Kopf, der mit Rillen verziert ist. Der Hals der Nadel ist durch neun wulstartige Verdickungen verziert und dadurch deutlich vom Rest der Nadel abgesetzt. Der maximale Durchmesser der im Querschnitt runden Nadel beträgt 0,7 Zentimeter. Durch die Fundlage ist die Nadel deutlich als Haarnadel definiert. Sie diente wahrscheinlich dazu, die lang getragenen Haare als Knoten am Kopf zu befestigen (Abbildung 3).
Um den Hals lag ein verzierter Halsring, der leider zerbrochen war, nun aber wieder restauriert ist. Der Ring hat einen Durchmesser von 16 Zentimeter und ist im Querschnitt rund (Durchmesser: 1,2 Zentimeter). Nur zu seinen Enden hin ist er flach geschmiedet worden, so dass ein trapezförmiger Querschnitt entstand. Dies geschah, um die beiden Haken zu formen, mit denen der Ring geschlossen wurde. Der Ring ist mit schrägen Rillen verziert, die eine Tordierung nachahmen soll. An seinen flachen Enden ist er mit Feldern verziert, die mit einem Punktmuster ausgefüllt sind, die der Fünf auf heutigen Würfeln gleichen (Abbildung 4). Mit seiner Form gehört der Halsring zu den so genannten »Unechten Wendelringen« (Abbildung 5).
Auch dieses Grab war an der Oberfläche zunächst nicht zu erkennen. Erst beim Schneiden des Befundes 15 wurde die Grabgrube in ihrer Nordwestecke leicht angeschnitten. Die Grabgrube war länglich oval und von West nach Ost orientiert. Sie war 1,90 Zentimeter lang und 0,55 Zentimeter breit. Die Grube war noch circa 35 Zentimeter tief erhalten und war damit tiefer als alle anderen Gräber.
Auf dem linken Arm lagen mehrere Bruchsteine. Es sah so aus, als wären sie mit Absicht auf den Arm gelegt worden, da dieser darunter völlig unversehrt war.
In der Grabgrube lag ein auf dem Rücken liegender Strecker mit dem Kopf nach Osten; der Blick war nach Norden gerichtet. Der rechte Arm lag parallel zum Körper, die rechte Hand war unter das Gesäß geschoben. Der linke Arm war angewinkelt und der Unterarm lag auf seinem Unterkörper.
Im Grab fand sich eine bronzene Fibel, die neben der rechten Schulter des Toten lag. Bei ihr handelt es sich um eine so genannte Fibel mit Bügelscheibe. Sie ist 4,3 Zentimeter lang und 1,8 Zentimeter hoch; die Spirale besteht aus zwölf Windungen und ist 3,6 Zentimeter breit. Der Bügel und der Nadelhalter sind massiv aus einem Stück gegossen. Der Bügel weist in der Mitte eine scheibenförmige Verdickung als Verzierung auf. Vor ihr und nach ihr befindet sich je eine weitere kleinere scheibenförmige Verdickung. Zur Spirale hin verdickt sich der Bügel noch einmal. Zusätzlich zur Fibel fand sich unter dem Schädel ein einfacher Ohrring, gebogen aus Bronzedraht, mit einem Durchmesser von 1,5 Zentimeter (Abbildung 6).
Aufgrund der Beigaben lassen sich die beiden Gräber gut datieren. Sie datieren aufgrund der Beigaben in die Frühe Eisenzeit. Dabei zeigen allein diese beiden Gräber, dass das Gräberfeld über eine lange Zeit in der Frühen Eisenzeit genutzt wurde. Das Nord-Süd orientierte Grab Befund 11 datiert wegen ihrem »unechten Wendelring« und der Haarnadel, die der bekannten Haarnadel aus Throta entspricht, in die ältere Phase der Frühen Eisenzeit (Hallstatt C bis D), die vom 8. Jahrhundert bis zum 6. Jahrhundert vor Christus dauerte. Das Ost-West orientierte Grab Befund14 datiert aufgrund der Fibel in die jüngere Phase der Frühen Eisenzeit (Latène B/C) datiert. Diese Phase dauerte vom 4. Jahrhundert bis zum 1. Jahrhundert vor Christus.
Text: Andreas Egold
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta