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Grotte, Gutshaus, Beuchlitz

August 2014

In Beuchlitz, einem kleinen Ortsteil von Holleben, steht ein barockes Gutshaus. Es stammt aus der Zeit um 1730. Unmittelbar an der nördlichen Hauswand schließt sich ein kleines, pavillonartiges Gebäude an, das wohl kurz nach der Errichtung des Haupthauses entstand. Hinter der schlicht gestalteten und stilistisch dem Hauptgebäude angepassten Fassade verbirgt sich ein komplett mit Mineralien und Muscheln ausgelegter Raum. Gegenüber der Mehrzahl der noch existierenden Grotten und Gartensäle der ursprünglich aus Italien stammenden Architekturformen weist der Anbau erheblich kleinere Dimensionen auf; man könnte hier von einem Mineralienkabinett sprechen.

Anders als in vielen Barockschlössern, wo sich die Gartensäle meist als Querräume in den Mittelachsen finden, wurde das kleine Kabinett längsseitlich an das Gutshaus angeschlossen. So ist es weder eindeutig dem Typus der »Grotte« zuzurechnen, die als architektonischer Teil einer gärtnerischen Gesamtanlage nach dem Vorbild von Nymphäen definiert ist, noch ist er eine reine »sala terrena«, also integraler architektonischer Bestandteil eines Schlossgebäudes. Die Mischform aus beiden ist für unsere Breiten nicht unüblich und hängt mit den klimatischen Bedingungen in Mitteleuropa zusammen.

Der sich auf einem längsrechteckigen Grundriss nach Osten öffnende Raum wird durch eine hölzerne Doppelflügeltür erschlossen (Abbildung 1). In der Sichtachse befindet sich eine halbrunde Nische. Den Boden bedecken Fliesen im Schachbrettmuster aus dem 19. Jahrhundert. Der Sockelbereich ist aus Stuckmarmor in Rosa- und Grüntönen gefasst. Die vier Ecken des Raumes sind ebenfalls als halbrunde Nischen ausgeführt und mit zartblauem Stuckmarmor versehen. Die Wände zieren geometrisch-ornamental verlegte Mineralien, Muscheln und Schnecken (Abbildung 2). Schwerspat und Quarz in ihren diversen Modifikationen bilden den Hauptteil der Ausschmückung. Nach oben schließt die Wand mit einem Teichmuschelfries ab.

Die Materialien, die in der Dekoration des Raumes angewendet werden, stammen aus dem Harz. Die für die Deckengestaltung zusätzlich eingesetzten Schlacken dürften Abfallprodukte der Kupferschieferverhüttung aus dem benachbarten Mansfelder Land sein. Die Verwendung regional verbreiteter Mineralvorkommen wurzelt in der erhöhten Wertschätzung der eigenen Umgebung, die sich seit der Zeit der Aufklärung erkennen lässt. Das Foto zeigt einen Ausschnitt der Wandgestaltung.


Text: Barbara Pregla
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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