Zur Navigation (Enter) Zum Inhalt (Enter) Zum Footer (Enter)

Rudelsburg, Bad Kösen

September 2022

Malerisch auf einem Kalkfelsen über der Saale thronend, ist die Hö-henburg eine Ikone der Burgenromantik und frühen Denkmalpflege in Preußen.

Strategisch von den Bischöfen zu Naumburg angelegt, sicherte sie zusammen mit der benachbarten Saalecksburg im Hochmittelalter den Saaleübergang der Via Regia bei Bad Kösen. Die Ersterwähnung 1171 beurkundet sie als Besitz Naumburger Ministerialer, bevor sie 1238 infolge der Belehnung an die Markgrafen von Meißen fortifikatorisch ausgebaut wurde. Dies erwies sich als fatal, denn 1348 wurde sie in Auseinandersetzungen mit Naumburg zerstört. Die Vorburg wurde geschleift. Während des Sächsischen Bruderkrieges im 15. Jahrhundert gab es erneut Belagerung und Eroberung. Die Rundbastionen an der Süd- und Ostseite entstanden erst danach. Spätestens mit Brand und Verwüstung im Dreißigjährigen Krieg verlor die Burg ihre Bedeutung als Sperrbefestigung an der Saale. Im 19. Jahrhundert wurde sie romantisierend um- und ausgebaut. So wurde die Rudelsburg als Treffpunkt der Kösener Korpsstudenten zum Wallfahrtsort der Burschenschaften; sie ist bis heute beliebtes Ausflugsziel im Süden Sachsen-Anhalts.

Von der weiträumigen Vorburg und den Quergräben an der fortifikatorisch sensiblen Ostseite sind nur noch die Toranlage und das Eckrondell erkennbar, wohingegen sich der Grundriss der Kernburg noch gut ablesen lässt. Von den hufeisenförmig angelegten Gebäuden im Hof sind nur noch unteres Mauerwerk, aber auch ein Triforium mit Würfelkapitell und biforische Rundfenster original, währenddessen der Burghof mit gründerzeitlicher Restaurierung bis zu den Zinnen romantisch inszeniert wurde. Auf den Palasmauern ruhend, dient der kolportierte historistische Rittersaal vornehmlich der Ausflugsgastronomie. Der signifikante Bergfried mit Schildmauer ist trotz Ergänzungen bemerkenswert bauzeitlich.

Die Rudelsburg gilt als Gründungsmythos der institutionellen und ehrenamtlichen Denkmalpflege in Preußen und bildnishaft als romantischer Sehnsuchtsort. Die Entstehung des Thüringisch-Sächsischen Geschichts- und Altertumsvereins ist mit ihr ebenso verbunden, wie ihre sinnstiftende Bedeutung als korpsstudentische Veranstaltungsplattform. Die burschenschaftlich dominierte Denkmallandschaft in ihrer unmittelbaren Umgebung belegt dies zeugnishaft.


Text: Andreas Stahl
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

Zum Seitenanfang