Die Himmelsscheibe von Nebra – weitere Erforschung und Publikation
Projektziel
Die mehr als 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra ist nicht nur ein Fund von Weltrang und seit 2013 Bestandteil des UNESCO-Dokumentenerbes ›Memory of the World‹. Sie kann als eines der am besten erforschten archäologischen Objekte überhaupt gelten. So ist sie seit ihrer polizeilichen Sicherstellung und Rückführung nach Sachsen-Anhalt im Jahr 2002 ununterbrochen Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen – durch die kontinuierliche Entwicklung innovativer Methoden in allen Bereichen wissenschaftlicher Forschung eröffnen sich stetig neue Ansatzpunkte und Erkenntniswege, um das Verstehen der Himmelsscheibe und ihrer Welt fortzuentwickeln. Begleitend werden die Untersuchungsergebnisse fortlaufend in wissenschaftlichen Publikationen veröffentlicht.
Projektbeschreibung
Die Himmelsscheibe von Nebra und ihre Beifunde wurden 1999 von Raubgräbern auf dem Mittelberg bei Nebra, Burgenlandkreis, entdeckt und gelangten 2002 ins Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale), wo sie seitdem interdisziplinär und mit zahlreichen Kooperationspartnern untersucht wird. Im Jahr 2013 wurde sie in das UNESCO-Register ›Memory of the World‹ aufgenommen.
In den letzten Jahren wurde die Himmelsscheibe mit verschiedenen neuartigen bildgebenden Verfahren dokumentiert (hochauflösende und farbechte Oberflächenscans, 3D-Scan, Reflectance Transformation Imaging [RTI]). Diese Daten werden hinsichtlich Herstellungsspuren – und anderer Spuren – minutiös ausgewertet und gemeinsam mit der vorliegenden Dokumentation der Restaurierung in einem ›Atlas‹ veröffentlicht. Außerdem werden neue Studien zur Herstellung durch eine Kombination von metallografischen Verfahren und Schmiedeexperimenten durchgeführt.
Die Publikation der Himmelsscheibe und ihrer Beifunde soll in mehreren Bänden erfolgen. Als erster wird erscheinen:
Band 1: Die Himmelsscheibe von Nebra – Ein physischer Atlas. Technische und naturwissenschaftliche Beobachtungen.
Die Himmelsscheibe von Nebra ist Herzstück und eines der Highlights der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale). Eine Zusammenschau zu den Einblicken, die die Himmelsscheibe in ihre Zeit – dem Übergang von der Jungsteinzeit in die Bronzezeit – ermöglicht, finden Sie auf der Website des Landesmuseums.
Eine große Landesausstellung widmete sich unter dem Titel ›Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte‹ 2021/22 den neuesten Erkenntnissen, die aus den Forschungen zur Himmelsscheibe und ihrer Zeit bis zu diesem Zeitpunkt gewonnen wurden.
Das reichhaltige Filmangebot des Landesamts umfasst eine Vielzahl von Beiträgen, die sich der Erforschung der Himmelsscheibe von Nebra und ihrer Welt widmen. Sie finden einen Überblick in der Mediathek das Landesamts sowie auf dem YouTube-Kanal des Landesmuseums.
Das eMuseum vereint die fünf Standorte der touristischen Route ›Himmelswege‹ im virtuellen Raum. Hervorzuheben sind ein interaktives, hochauflösendes 3D-Modell der Himmelsscheibe zur Erklärung ihrer Phasen der Gestaltung und Nutzung sowie ein weiteres 3D-Modell, das eine eigenständige Erforschung der Himmelsscheibe zusammen mit ihren Beifunden des einzigartigen Horts von Nebra ermöglicht.
Neue Erkenntnisse zur Herstellungstechnik der Himmelsscheibe von Nebra
Presseinformation vom 29. November 2024.
Die mehr als 3.600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra ist ein Fund von Weltrang und seit 2013 Bestandteil des UNESCO-Dokumentenerbes ›Memory of the World‹. Noch nicht restlos geklärt war bislang die Frage nach der Herstellungstechnik des Objektes. Aufgrund ihrer Materialzusammensetzung und früherer Untersuchungen war bekannt, dass die Scheibe in ihrer endgültigen Größe nicht einfach gegossen worden sein konnte. Neue metallografische Analysen zeigen nun, dass die Himmelsscheibe in einem aufwendigen Warmschmiedeprozess hergestellt wurde. Bis sie ihre endgültigen Ausmaße erreichte, waren ungefähr zehn Zyklen notwendig, die jeweils ein Erhitzen bis auf ungefähr 700 Grad Celsius, Ausschmieden und anschließendes Glühen umfassten, um das Metallgefüge wieder zu entspannen.
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Himmelsscheibe von Nebra: 10. Jahrestag der Aufnahme in das Weltdokumentenerbe
Presseinformation vom 15. Juni 2023.
Mit der Himmelsscheibe von Nebra birgt die Sammlung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) einen archäologischen Fund von Weltgeltung. Die mehr als 3.600 Jahre alte Bronzescheibe mit Goldapplikationen zeigt die älteste bekannte Darstellung kosmischer Phänomene. Aufgrund ihrer Bedeutung wurde sie am 18. Juni 2013 in das UNESCO-Dokumentenerbe ›Memory of the World‹ aufgenommen.
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Rückkehr eines Jahrhundertfunds
Presseinformation vom 11. Oktober 2022.
Von Februar bis September 2022 begeisterte die Himmelsscheibe von Nebra die Besucherinnen und Besucher zweier bedeutender Ausstellungen in London und Assen. Nach seiner Rückkehr ist der Jahrhundertfund ab dem heutigen Tag wieder in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle (Saale) zu sehen. In der Zeit ihrer Abwesenheit wurde der Raum, in dessen Zentrum sie als singuläres Hauptexponat präsentiert wird, umfassend saniert, so dass die Himmelsscheibe und ihre Beifunde zu einem optimierten Besuchserlebnis einladen können.
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›Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte‹. Die beeindruckende Landesausstellung geht erfolgreich zu Ende
Presseinformation vom 4. Januar 2022.
Am Sonntag, den 9. Januar 2022, wird die Landesausstellung ›Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte‹ beendet. Nach einer Laufzeit von sieben Monaten werden knapp 60.000 Besucherinnen und Besucher die Reise in die Welt der Himmelsscheibe unternommen haben. Die Schau wurde am 4. Juni 2021 durch den Ministerpräsidenten des Landes Sachsen-Anhalt Dr. Reiner Haseloff eröffnet. Sie entstand in Kooperation mit dem British Museum in London und stand unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
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Moderne Technik ermöglicht neue Erkenntnisse zur Himmelsscheibe von Nebra
Presseinformation vom 12. Mai 2021.
Obwohl die Himmelsscheibe von Nebra sicherlich als eines der am intensivsten erforschten archäologischen Objekte überhaupt gelten kann, boten die Vorbereitungen der Landesausstellung ›Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte‹ jetzt die Gelegenheit zu neuen Untersuchungen. Modernste bildgebende Verfahren erbrachten auch fast 20 Jahre nach dem Beginn der Erforschung neue spannende Erkenntnisse zur Konzeption, Fertigungsweise und weiteren Objektgeschichte dieses wichtigen Schlüsselfundes.
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Wissenschaftskrimi gelöst: Die Himmelsscheibe von Nebra stammt aus der frühen Bronzezeit
Presseinformation vom 13. November 2020.
Die Himmelsscheibe von Nebra gilt als die älteste konkrete astronomische Darstellung der Welt. Lange Zeit war sich die Fachwelt einig, dass der Fund der Bronzezeit zugeordnet werden kann. Zwei deutsche Prähistoriker behaupteten in diesem Jahr, dass die Scheibe aus der Eisenzeit stamme und lösten damit eine Kontroverse aus. Neue Untersuchungen geben in der von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften herausgegebenen Fachzeitschrift ›Archaeologia Austriaca‹ aber nun Entwarnung: die Himmelsscheibe datiert eindeutig in die Bronzezeit.
Projektleitung und Kontakt
Prof. Dr. Harald Meller
Landesarchäologe und Direktor
+49 345 5247-311 (Sekretariat)
sekretariat@lda.stk.sachsen-anhalt.de
Forschungspartner
Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (Berlin), das Curt-Engelhorn-Zentrum Archäometrie gGmbH (Mannheim), die DeltaSigma Analytics GmbH (Magdeburg), das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (ehemals das Forschungszentrum Rossendorf), Kupferschmied Herbert R. Bauer (Halle [Saale]), das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, das Landeskriminalamt des Landes Brandenburg, das Landeskriminalamt des Landes Sachsen-Anhalt, die Lehr- und Materialprüfanstalt Sachsen-Anhalt GmbH (Osterweddingen), das Institut für Geowissenschaften und Geographie (Prof. Dr. Gregor Borg) der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Lehrstuhl für metallische Werkstoffe am Institut für Werkstoff- und Fügetechnik (Prof. Dr. Thorsten Halle) der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, das Planetarium Hamburg (Rahlf Hansen) sowie das Astronomische Institut der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Wolfhard Schlosser †).
Zu den Forschungen rund um die Himmelsscheibe hat außerdem die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Forschergruppe FOR 550 ›Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Die Funde von Nebra, Sachsen-Anhalt, und ihre Bedeutung für die Bronzezeit Europas‹ erheblich beigetragen, an der auch folgende Institute beteiligt waren:
das Institut für Kunstgeschichte, Archäologien und Klassische Altertumswissenschaften der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, vertreten durch Prof. Dr. François Bertemes (Sprecher der Forschergruppe),
das Institut für Orientalistik, Indogermanistik, Ur- und Frühgeschichtliche Archäologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena, vertreten durch Prof. Dr. Peter Ettel sowie
das Institut für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie und Provinzialrömische Archäologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, vertreten durch Prof. Dr. Carola Metzner-Nebelsick.
Laufzeit
Seit Februar 2002.
Ausgewählte Literatur
Daniel Berger/Roland Schwab/Christian-Heinrich Wunderlich, Technologische Untersuchungen zu bronzezeitlichen Metallziertechniken nördlich der Alpen vor dem Hintergrund des Hortfundes von Nebra. In: Harald Meller/François Bertemes (Hrsg.), Der Griff nach den Sternen. Wie Europas Eliten zu Macht und Reichtum kamen. Internationales Symposium in Halle (Saale) 16.–21. Februar 2005. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 5,2 (Halle [Saale] 2010) 751–777.
Gregor Borg/Ernst Pernicka, Goldene Zeiten? – Europäische Goldvorkommen und ihr Bezug zur Himmelsscheibe von Nebra. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 96, 2017, 111–138.
Sebastian Dieck/Oliver Michael/Markus Wilke/Thorsten Halle/Christian-Heinrich Wunderlich/Jan-Heinrich Bunnefeld/Herbert Bauer/Harald Meller, Archaeometallurgical investigation of the Nebra Sky Disc. Scientific Reports 14, 2024, 28868.
Rahlf Hansen, Die Himmelsscheibe von Nebra – neu interpretiert. Sonne oder Mond? Wie der Mensch der Bronzezeit mit Hilfe der Himmelsscheibe Sonnen- und Mondkalender ausgleichen konnte. Archäologie in Sachsen-Anhalt 4,2, 2006 (2007), 289–304.
Harald Meller, Die Himmelsscheibe von Nebra – ein frühbronzezeitlicher Fund von außergewöhnlicher Bedeutung. Archäologie in Sachsen-Anhalt 1, 2002, 7–20.
Harald Meller (Hrsg.), Der geschmiedete Himmel. Die weite Welt im Herzen Europas vor 3600 Jahren. Begleitband zur Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) vom 15. Oktober 2004 bis 24. April 2005, Dänisches Nationalmuseum Kopenhagen 2005, Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim 2006 (Stuttgart 2004).
Harald Meller, Nebra: Vom Logos zum Mythos – Biographie eines Himmelsbildes. In: Harald Meller/François Bertemes (Hrsg.), Der Griff nach den Sternen. Wie Europas Eliten zu Macht und Reichtum kamen. Internationales Symposium in Halle (Saale) 16.–21. Februar 2005. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 5,1 (Halle [Saale] 2010) 23–73.
Harald Meller, The Sky Disc of Nebra. In: Harry Fokkens/Anthony Harding (Hrsg.), The Oxford Handbook of the European Bronze Age (Oxford 2013) 266–269.
Harald Meller, Reisende Helden, Fürsten, Sterndeuter – Die Himmelsscheibe von Nebra und ihre Schöpfer. In: Harald Meller/Michael Schefzik (Hrsg.), Die Welt der Himmelsscheibe von Nebra – Neue Horizonte. Begleitband zur Sonderausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) vom 4. Juni 2021 bis 9. Januar 2022 (Halle [Saale] 2020) 78–85.
Harald Meller, Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomie und Zeitbestimmung als Quelle der Macht. In: Harald Meller/Alfred Reichenberger/Roberto Risch (Hrsg.), Zeit ist Macht. Wer macht Zeit? 13. Mitteldeutscher Archäologentag 2020. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 24 (Halle [Saale] 2021) 149–163.
Harald Meller/François Bertemes (Hrsg.), Der Griff nach den Sternen. Wie Europas Eliten zu Macht und Reichtum kamen. Internationales Symposium in Halle (Saale) 16.–21. Februar 2005. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 5,1 (Halle [Saale] 2010).
Harald Meller/François Bertemes (Hrsg.), Der Aufbruch zu neuen Horizonten. Neue Sichtweisen zur europäischen Frühbronzezeit. Abschlusstagung der Forschergruppe FOR550 vom 26. bis 29. November 2010 in Halle (Saale). Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 19 (Halle [Saale] 2019).
Ernst Pernicka, Archäometallurgische Untersuchungen am und zum Hortfund von Nebra. In: Harald Meller/François Bertemes (Hrsg.), Der Griff nach den Sternen. Wie Europas Eliten zu Macht und Reichtum kamen. Internationales Symposium in Halle (Saale) 16.–21. Februar 2005. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 5,2 (Halle [Saale] 2010) 719–734.
Ernst Pernicka/Christian-Heinrich Wunderlich/Alfred Reichenberger/Harald Meller/Gregor Borg, Zur Echtheit der Himmelsscheibe von Nebra – eine kurze Zusammenfassung der durchgeführten Untersuchungen. Archäologisches Korrespondenzblatt 38, 2008, 331–352.
Ernst Pernicka/Jörg Adam/Gregor Borg/Gerhard Brügmann/Jan-Heinrich Bunnefeld/Wolfgang Kainz/Mechthild Klamm/Thomas Koiki/Harald Meller/Ralf Schwarz/Thomas Stöllner/Christian-Heinrich Wunderlich/Alfred Reichenberger, Why the Nebra Sky Disc dates to the Early Bronze Age. An Overview of the Interdisciplinary Results. Archaeologia Austriaca 104, 2020, 89–122.
Ernst Pernicka/Jörg Adam/Gregor Borg/Gerhard Brügmann/Jan-Heinrich Bunnefeld/Wolfgang Kainz/Mechthild Klamm/Thomas Koiki/Harald Meller/Ralf Schwarz/Thomas Stöllner/Christian-Heinrich Wunderlich/Alfred Reichenberger, Warum die Himmelsscheibe von Nebra in die Frühbronzezeit datiert. Überblick über die interdisziplinären Forschungsergebnisse. Jahresschrift für mitteldeutsche Vorgeschichte 98, 2021, 9–61.
Wolfhard Schlosser, Die Himmelsscheibe von Nebra – Astronomische Untersuchungen. In: Heinrich Meller/François Bertemes (Hrsg.), Der Griff nach den Sternen. Wie Europas Eliten zu Macht und Reichtum kamen. Internationales Symposium in Halle (Saale) 16.–21. Februar 2005. Tagungen des Landesmuseums für Vorgeschichte Halle 5,2 (Halle [Saale] 2010) 913–933.