Nachweise für umfangreiche Fettgewinnung durch Neandertaler vor 125.000 Jahren am Fundplatz Neumark-Nord
3. Juli 2025
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Der Fundplatz Neumark-Nord im Tal der Geisel lieferte neben naturkundlichen Schätzen auch eine Fülle altsteinzeitlicher Funde. Ein internationales Forscherteam legte nun neue Untersuchungsergebnisse an den im Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt verwahrten Funden vor. Neandertaler hatten am Ufer eines Sees vor 125.000 Jahren systematisch Knochen von mindestens 172 großen Säugetieren, darunter Hirsche, Pferde und Auerochsen, in zehntausende Stücke zerschlagen, um durch Erhitzen in Wasser kalorienreiches Knochenfett zu gewinnen. Solch hochkomplexes vorausplanendes Ressourcenmanagement hatte man lange nur späteren Menschengruppen zugetraut.
Der Fundplatz Neumark-Nord bei Braunsbedra im Tal der Geisel lieferte neben zahlreichen naturkundlichen Schätzen auch eine unvergleichbare Fülle altsteinzeitlicher Funde. Unter anderem wurden die Überreste von 70 Europäischen Waldelefanten unterschiedlichen Alters und Knochen weiterer Großsäuger entdeckt. Es ist dem Archäologen Dietrich Mania zu verdanken, dass dieses unschätzbare natur- und kulturgeschichtliche Archiv erhalten werden konnte und am Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Halle (Saale) für wissenschaftliche Auswertungen zur Verfügung steht.
Für die altsteinzeitlichen Menschen war die Jagd die Lebensgrundlage und insbesondere kalorienreiches Fett von entscheidender Bedeutung im Überlebenskampf. Schon unsere frühesten Vorfahren in Afrika zerschlugen Knochen, um Knochenmark zu gewinnen. Eine Gruppe aus Forschern des Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA Monrepos) und der Universität Leiden konnte nun nachweisen, dass die Neandertaler an der Fundstelle Neumark-Nord 2 die Fettgewinnung bereits vor etwa 125.000 Jahren perfektioniert hatten. Wie die Forscher in der Fachzeitschrift Science Advances berichten, wählten die Neandertaler den Standort am Ufer eines Sees aus, um dort systematisch Knochen von mindestens 172 großen Säugetieren, darunter Hirsche, Pferde und Auerochsen, zu verarbeiten. Sie zerschlugen große Säugetierknochen in zehntausende Stücke, um durch Erhitzen in Wasser kalorienreiches Knochenfett zu gewinnen.
»Die Entdeckungen von Neumark-Nord verändern unser Bild von der Anpassungsfähigkeit und den Überlebensstrategien der Neandertaler. Offenbar betrieben sie bereits komplexes und arbeitsintensives Ressourcenmanagement, konnten vorausplanen, Nahrung effizient verarbeiten und ihre Umwelt geschickt nutzen«, erläutert Harald Meller, Landesarchäologe von Sachsen-Anhalt. »Die sensationellen Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig es ist, archäologische Funde langfristig für die Wissenschaft aufzubewahren. Es handelt sich um Schätze, die mit neuen methodischen Möglichkeiten immer weitreichendere Einblicke in unsere Vorgeschichte gewähren.«
Die Studie wurde in Science Advances veröffentlicht: L. Kindler/S. Gaudzinski-Windheuser/F. Scherjon/A. Garcia-Moreno/G. M. Smith/E. Pop/J. D. Speth/W. Roebroeks, Large-scale processing of within-bone nutrients by Neanderthals, 125,000 years ago. Science Advances 11, 27. DOI: 10.1126/sciadv.adv1257.
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