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Ein verzierter Spinnwirtel gibt Rätsel auf

November 2013

Auf der Notgrabung bei dem Ausbau der Bundesstraße 71 im Sommer 2013 in Cheinitz (Landkreis Salzwedel) wurde entlang der Straße ein Regenfangbecken angelegt. Dafür wurde unter der Humusschicht eine zwischen zehn und 40 Zentimeter mächtige Kulturschicht mit Funden aus der vorrömischen Eisenzeit, der römischen Kaiserzeit sowie des Spätmittelalters beziehungsweise der Frühneuzeit gefunden.

Dabei waren die Keramikfunde teilweise verrundet und in kleineren Fragmenten erhalten, was für Umlagerungsprozesse spricht. Einige der stark korrodierten Eisenfragmente werden zur Zeit noch untersucht. Knochenfunde waren fast gänzlich abwesend. In dem unter der Kulturschicht liegenden Horizont aus pleistozänen Sanden wurden noch einige rundliche Siedlungsgruben gefunden - allerdings nur noch die untersten, fünf bis zehn Zentimeter mächtigen Basen.
Unter den Funden sticht ein Spinnwirtel hervor, der in seiner Art bislang keine Vergleiche fand (Abbildungen 1 und 2). Gefertigt aus feingemagertem Ton, hat er eine flache Form mit 4,5 Zentimeter Durchmesser und eine Höhe von 1,5 Zentimeter. Auf der Oberseite zieht er zum Loch hin leicht konisch ein, sodass sich eine Randzone ergibt. Diese ist außergewöhnlich verziert. Zunächst wurden ohne viel Druck vertikale Rillen eingebracht. Darüber wurde ein Ring aus neun Kreuzen gestochen. Diese wurden nicht etwa durch ein Rollrädchen mit eckigen Löchlein sondern eher mit einer feinen Nadel, Kamm oder Ähnlichem eingestochen.

Die meisten Funde in der Kulturschicht können in die Eisenzeit datiert werden. Auch die Befunde der Siedlungsgruben, die sich noch unter dieser Schicht befanden, wurden offensichtlich in dieser Zeit angelegt. Doch ist der Spinnwirtel wirklich eisenzeitlich?
Leider fehlen in der Region bislang übergreifende wissenschaftliche Arbeiten über die Chronologie von Spinnwirteln vom Neolithikum bis in das Mittelalter. Ein Vergleich mit frühzeitlichen bis mittelalterlichen Spinnwirteln aus der näheren Umgebung im nahe gelegenen Museum Salzwedel erbrachte keine weiteren Hinweise. Vergleiche mit Funden aus kaiserzeitlichen Gruben von Stappenbeck können höchstens Ähnlichkeiten in der Größe und Form aufweisen (Gall 2012, Taf. 58.1). Die zeitliche und kulturelle Einordnung des Wirtels bleibt also weiterhin verborgen.


Text: Bernhard Lück
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

Literatur

F. Gall, Siedlungen der römischen Kaiserzeit und der Völkerwanderungszeit in der westlichen Altmark. Ausgehend von den Siedlungen bei Benkendorf, Chüttlitz, Klötze und Stappenbeck. Veröffentlichungen des Landesamtes für Archäologie Sachsen-Anhalt 65, 2012, Taf. 58.1.

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