Ekkehard-Brunnen, Domplatz, Naumburg
Juli 2024
Der Ekkehard-Brunnen auf dem Naumburger Domplatz (Abbildung 1) wurde im Jahre 1858 auf Initiative des Naumburger Verschönerungsvereins inmitten einer kleinen, nierenförmigen Grünanlage unmittelbar vor dem Ostchor des Naumburger Doms errichtet. Die aus Sandstein gefertigte Anlage besteht aus einem großen, achteckigen Brunnenbecken und einer hoch aufragenden Stele in dessen Mitte. Sie wird durch eine Skulptur des Markgrafen Ekkehard II. von Meißen, einer der berühmten Stifter des Naumburger Doms, bekrönt (Abbildung 2).
Der von einem unbekannten Steinbildhauer qualitätvoll gefertigte Brunnen ist, dem Stilgeschmack der Mitte des 19. Jahrhunderts folgend, in neugotischen Formen gestaltet. Die Brüstung des Brunnenbeckens ist mit Blendmaßwerk dekoriert, die achteckige Stele mit einem gotischen Baldachin umgeben, unter dem acht Engelsfiguren hervorschauen. An den Seiten des Schaftes belegen Inschriften das Baudatum sowie die dargestellte Brunnenfigur. Umlaufend verweisen zusätzlich Wappendarstellungen auf die Familien verschiedener Domherren, Dechanten und Pröpste, welche in der Mitte des 19. Jahrhunderts für das Domstift von Bedeutung waren. Die dekorative Schaubrunnenanlage besaß früher auch eine Bedeutung als Wasserschöpfstelle. Dies belegen der Wasserauslass mit einer Abstellfläche für Gefäße sowie ein später hinzugekommener einfacher Steintisch vor dem Brunnenbecken. Schon seit Ende des 16. Jahrhunderts gab es auf dem Domplatz eine Wasserleitung mit zwei öffentlichen, vorerst hölzernen Brunnenanlagen zur Wasserversorgung der Anlieger. Der »Trutwinbrunnen« (später Mohrenbrunnnen) befand sich am Eingang des Steinweges auf dem vorderen Domplatz.
Ein zweiter Brunnen stand auf dem hinteren Domplatz in Höhe des Nordwestturms des Domes. Dieser wurde im 18. Jahrhundert als steinernes Becken ausgeführt und mit einer Statue des biblischen Helden Simson dekoriert. 1818 wurde er in die noch heute bestehende Promenade der neugepflanzten Lindenallee integriert.
Der Neubau des Ekkehard-Brunnens steht im engen Zusammenhang mit den Bestrebungen um eine qualitative Neugestaltung und Verschönerung des gesamten Domumfeldes im Laufe des 19. Jahrhunderts. Infolgedessen wurden beispielsweise alle Fahr- und Gehwege erstmalig mit einem Kalksteinpflaster befestigt. Beide historischen Brunnenstandorte wurden in dieser Zeit aufgegeben. Das steinerne Becken des einstigen Mohrenbrunnens blieb jedoch erhalten und wurde auf die Rasenfläche vor dem Westchor versetzt, wo es sich heute noch, jedoch ohne Wasserführung, befindet.
Der neue Ekkehard-Brunnen wurde, städtebaulich inszeniert, in die Hauptblickachse vor dem Ostchor des Domes inmitten einer schon bestehenden, kleinen Grünfläche platziert. 1864 erhielt diese ein Kniegeländer aus niedrigen Steinpfosten mit Stahlbandeinfassung sowie eine erste Bepflanzung mit Götterbäumen und kleineren Strauchpflanzungen. Die Bepflanzung der Zierbeetfläche am Ekkehard-Brunnen wandelte sich, dem jeweiligen Zeitgeschmack folgend, mehrfach bis zu dem gegenwärtigen, zeitweise mit Rabatten gesäumten Rasenspiegel.
Die qualitätvollen, bis circa 1875 entstandenen Freiflächengestaltungen des Naumburger Domplatzes haben sich bis heute weitgehend erhalten. Sie sind auch Zeugnis einer wachsenden Wertschätzung gegenüber dem Dombauwerk und seiner historischen Bezüge innerhalb der Domimmunität. Die Anerkennung des Naumburger Domes als »UNESCO Welterbestätte« im Jahre 2018, zu der auch der Domplatz gehört, stellt eine zusätzliche Verpflichtung dar, die historisch gewachsenen städtebaulichen Qualitäten zu erhalten und behutsam weiter zu entwickeln.
Text: Walter Bettauer
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta