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Diakonissen-Mutterhaus Neuvandsburg, Elbingerode

April 2015

Das Hauptgebäude des Diakonissen-Mutterhauses Neuvandsburg in Elbingerode wurde in den Jahren 1932 bis 1934 vom in Darmstadt und Stuttgart ausgebildeten, auf Krankenhausbau spezialisierten Architekten Godehart Schwethelm in der Formensprache des Neuen Bauens errichtet (Abbildung 1). Als eines von sechs Diakonissen-Mutterhäusern des Deutschen Gemeinschafts-Diakonieverbandes dient es bis heute für Wohn- und Krankenpflegezwecke der Diakonissen-Schwesternschaft.

Bereits 1921 wurde das Gelände außerhalb von Elbingerode als Hinterlassenschaft des ehemaligen Kurhotels Waldheim durch die Diakonissen erworben, nachdem man infolge des Ersten Weltkrieges das Stammhaus in Vandsburg (Westpreußen, heute Więcbork) hatte verlassen müssen. Aufgrund der ansteigenden Zahl von Schwestern und Mitarbeitern fiel 1932 der Entschluss zur Errichtung eines Neubaus. Der Architekt hatte bereits 1929/31 mit der Kinderheilstätte Harzgerode einen Krankenhauskomplex in den schlichten und funktionellen Formen der Neuen Sachlichkeit errichtet.

Das Haus über annähernd L-förmigem Grundriss besteht aus einem fünfgeschossigen Stahlskelettbau mit Spaltklinkerverblendung und Flachdach sowie dem angeschlossenen zweigeschossigen Seitenflügel in gleicher Konstruktion. Mit farbigen Klinkern und dynamischen Formen optisch hervorgehoben sind der Eingangsbereich, das rückseitig liegende Treppenhaus sowie der halbseitig geöffnete Säulengang im Erdgeschoss (Abbildung 2). Durch den Materialwechsel zwischen der Verkleidung der Säulen mit Klinkern in changierenden Rottönen im Gegensatz zur blass-beigen Farbigkeit des Hauptgebäudes und die schlichte Formensprache wird ein stimmiges Bild des ästhetischen Anspruchs der Architektur der Zeit erzeugt.

Von besonders charakteristischer Erscheinung ist der zweigeschossige Flachbau, der durch seinen apsidial abgerundeten bzw. gestaffelten Giebelabschluss repräsentativ beeindruckt (Abbildung 3). Zwischen den zwei vorgesetzten Rundbauten erschließt sich über Balkon und Freitreppe der Zugang zum Kirchensaal, welcher durch die Glasarbeiten von Elisabeth Coester ausgezeichnet ist. Die an der Kunstgewerbe- und Textilfachschule Wuppertal ausgebildete Glaskünstlerin und Paramentikerin widmete sich in ihren deutschlandweit verbreiteten, expressiven Arbeiten vorwiegend religiösen Themen. Zusammen mit der unterhalb des Kirchensaals liegenden Schwimmhalle im Erdgeschoss zeichnen sich besonders hier die Innenräume durch eine bemerkenswert aufwendige und hervorragend erhaltene Gestaltung aus.

Aufgrund der komplexen architektonischen Lösung und der besonderen Überlieferungsqualität ist das Diakonissen-Mutterhaus in Neuvandsburg ein überregional bedeutendes Zeugnis der Klassischen Moderne in Sachsen-Anhalt.


Text: Theresa König, Anja Tietz
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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