Hasselbachbrunnen, Haydnplatz, Magdeburg
Mai 2024
Die monumentale Brunnenanlage (Abbildung 1) wurde 1889/90 nach Entwürfen des Bildhauers und Begas-Schülers Karl Albert Bergmeier als Denkmal für Carl Gustav Friedrich Hasselbach, den Oberbürgermeister Magdeburgs in den Jahren von 1851 bis 1881, geschaffen. Unter Hasselbachs Leitung wurden die gründerzeitliche Stadterweiterung nach Süden, Westen und Norden und die Entwicklung Magdeburgs zur modernen Industrie- und Großstadt erfolgreich vorangetrieben.
Mit seiner vertikal aufstrebenden Komposition, bestehend aus einem zweistufigen Unterbau, Brunnenschale, gestuftem Figurensockel mit Brunnenhalbschalen, Postament und Obelisk (Abbildung 2), hatte Bergmeier den bereits 1883 ausgelobten und 1884 prämierten Wettbewerb gewonnen. Als ursprünglicher Standort war die Kreuzung Ulrichstraße/Kaiserstraße, heute Ernst-Reuter-Allee/Otto-von-Guericke-Straße, vorgesehen. Wegen zu hoher Verkehrsdichte erfolgte die stadträumlich sehr wirkungsvolle Erstaufstellung auf dem Hasselbachplatz in der Südlichen Stadterweiterung. Auf Grund der veränderten Straßenbahnführung musste die Brunnenanlage im Jahr 1927 erneut umgesetzt werden, an den bis heute angestammten Standort auf dem Haydnplatz in der Alten Neustadt.
Stilistisch wurde das Brunnendenkmal nach dem Vorbild der großen stadtrömischen Brunnen des Barocks entwickelt. Der Einsatz edler Natursteine, namentlich heller Sandstein, grauer und roter Granit, gepaart mit der Bronzeapplikation des Portraits von Hasselbach verleihen dem Denkmal eine klassische Eleganz. Innerhalb der großen Brunnenschale aus grauem Granit stehen die Figurenpodeste aus hellem Sandstein, zwischen denen halbierte Brunnenschalen aus poliertem, rotem Granit, die von Löwenköpfen gespeist werden, vermitteln.
Die vier diametral ausgerichteten allegorischen Sandsteinskulpturen, die vom Bildhauer Emil Hundrieser geschaffen wurden, bezeichnen die Wissenschaft als Frau mit Buch, die Industrie als Mann mit Zahnrad, die Landwirtschaft als Frau mit Bienenkorb und den Handel als Jüngling mit Merkurstab. An den vier Ansichtsseiten des mit über Eck gestellten Volutenlisenen und profiliertem Abschlussgesims reich gestalteten Postaments befinden sich die Bronzekartusche mit der Profilbüste Hasselbachs, das Magdeburger Stadtwappen mit Schriftband: »Gottes Wort bleibet in Ewigkeit«, der preußische Adler und die Widmungsinschrift: »IHREM HOCHVEREHRTEN OBERBÜRGERMEISTER HASSELBACH/ DIE STADT MAGDEBURG/ERRICHTET 1890«. Bekrönt wird die Anlage durch einen steil aufragenden antikisierenden Granitobelisken mit polierter Oberfläche. Die seit den 1950er Jahren verschollenen allegorischen Sitzfiguren konnten im Rahmen der Gesamtrestaurierung der Brunnenanlage von 1999 bis 2002 durch die halleschen Bildhauer Peter Michael und Christoph Reichenbach auf der Grundlage historischer Fotografien nachgebildet werden. Die Wiedereinweihung erfolgte durch den Oberbürgermeister Lutz Trümper am 13. November 2002 im Beisein von Nachfahren der Familie Hasselbach. Die dem Gedenken des angesehenen Bürgermeisters und Kommunalpolitikers Gustav Hasselbach gewidmete Brunnenanlage gehört zu den besonders prächtigen Zeugnissen dieser Denkmalgattung der Hochgründerzeit in Mitteldeutschland.
Text: Andreas Huth
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta