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Römische Münzen online

26. September 2019

Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.

Seit letztem Jahr wird der rund 25.000 Einzelstücke umfassende Bestand an Fundmünzen systematisch erfasst und digitalisiert. Nun ist auch ein Großteil der römischen Münzen über das KENOM-Portal der Öffentlichkeit zugänglich. Zudem beteiligt sich das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie am OCRE (Online Coins of the Roman Empire) beziehungsweise CRRO (Coinage of the Roman Republic Online) Projekt. Es wurde von der ›American Numismatic Society‹ und dem ›Institute for the Study of the Ancient World‹ der New York University ins Leben gerufen. In diesem Rahmen entstehen aktuelle Online-Versionen der beiden primären Nachschlagewerke zu römischen Münzen dem ›Roman Imperial Coinage (RIC)‹ und dem ›Roman Republican Coinage (RRC)‹. Ziel des Projekts ist es die zahlreichen und verschiedenen Prägungen des Römischen Reiches zu identifizieren, zu katalogisieren und zu erforschen. Diese frei zugänglichen Portale erleichtern nicht nur die wissenschaftliche Arbeit, sondern auch den wissenschaftlichen Austausch zwischen den beteiligten, internationalen Projektpartnern.

Münzen aus Bodenfunden sind authentische Ausschnitte aus dem historischen Geldumlauf und besitzen einen hohen archäologischen und historischen Quellenwert. Neben Urkunden sind Münzfunde äußerst wichtige Quellen zur Rekonstruktion von Währungsgeschichte und ermöglichen die Erforschung von Struktur, Volumen sowie Bewegung von Münzgeld und legen damit wesentliche Züge der Wirtschafts- und Sozialstrukturen frei. Darüber hinaus gestatten sie Aussagen zur Handelsgeographie, zur Siedlungsgeschichte und zur Kulturgeschichte.

Seit dem vergangenen Jahr wird der Münzbestand des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, der sich auf etwa 25.000 Einzelstücke aller Zeitstufen, von der Antike bis zur Neuzeit beläuft, nun systematisch neu erfasst und digitalisiert. Hier kommt auch das neu entwickelte optische Datenerfassungssystem mit Softwareanalyseverfahren O.S.C.A.R. (Optical System for Coin Analysis and Recognition) zum Einsatz, welches Messdaten zur Objektgeometrie, Farbigkeit und Oberflächenstruktur einer Münze erhebt und aus diesen Daten einen individuellen Erkennungsschlüssel generiert. Durch die automatisierte Digitalisierung konnte die Dokumentation der Bestände nicht nur entscheidend beschleunigt, sondern auch die eindeutige Zuordenbarkeit einer Münze sichergestellt werden. Zudem ermöglicht O.S.C.A.R. eine bisher einzigartige Normierung der Bilderfassung. (https://doi.org/10.17879/ozean-2019-2477)

Zahlreiche so digitalisierte mittelalterliche und neuzeitliche Fundmünzen sind bereits über das KENOM-Portal für die Öffentlichkeit zugänglich. Nun kann auch ein Großteil der römischen Fundmünzen über KENOM betrachtet werden, wobei der Bestand sukzessive weiter bearbeitet und veröffentlicht wird. Bei den bis dato online zugänglichen römischen Fundmünzen handelt es sich um Prägungen aus der Zeit der römischen Republik bis hin zum beginnenden 5. Jahrhundert. Darunter beispielsweise die Fundmünzen aus dem Fürstengrab von Gommern sowie die spätantiken Solidusprägungen aus Großbodungen, die seit kurzem auch im neu eröffneten Abschnitt ›Barbarenmacht‹ der Dauerausstellung des Landesmuseums präsentiert werden. Obgleich die Funde in Sachsen-Anhalt nicht auf einen tatsächlichen Umlauf römischer Münzen als Zahlungsmittel hinweisen - vielmehr stand wohl der Metallwert als Handelsgut im Vordergrund – sind die römischen Fundmünzen doch Zeugnisse der Beziehungen germanischer Stämme zum römischen Imperium und geben neben anderen Sachgütern römischer Herkunft Aufschluss über die sozioökonomische Entwicklung des innergermanischen Barbaricums.

Eine wichtige Quellengattung jetzt international vernetzt

Zudem beteiligt sich das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, das von der ›American Numismatic Society‹ und dem ›Institute for the Study of the Ancient World‹ der New York University ins Leben gerufen wurde. Dabei handelt es sich um Online-Versionen der mehrbändigen Typenkataloge ›Roman Imperial Coinage (RIC)‹ beziehungsweise ›Roman Republican Coinage (RRC)‹, die nach wie vor die primären Nachschlagewerke zur Identifizierung von römischen Münztypen sind. Ziel des Projekts ist es die äußerst umfangreichen und vielfältigen Prägungen des Römischen Reiches zu identifizieren, zu katalogisieren und zu erforschen. Dem Nutzer der frei zugänglichen Portale wird so eine Ressource zur Verfügung gestellt, die zur Zeit etwa 20.000 Münztypen mit Beschreibung verzeichnet, kombinierte Suchabfragen ermöglicht sowie die Ausgabe von Kartendarstellungen zu Prägestätten und Fundorten. Die wachsende Zahl von Beispielen zu einem spezifischen Münztyp mit numismatischen Angaben, etwa zum Gewicht, den Legenden und Fundorten sowie die dazugehörigen Bilder eröffnen große Forschungsfelder in verschiedenste Richtungen. Zudem erleichtert die Nutzung von Normdaten den wissenschaftlichen Austausch der renommierten internationalen Projektpartner, wie dem British Museum oder dem Münzkabinett Berlin und nun auch dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie.

Weiterführende Links

http://numismatics.org/ocre/ (Online Coins of the Roman Empire)

http://numismatics.org/crro/ (Coinage of the Roman Republic Online)

http://nomisma.org/id/landesmuseum-vorgeschichte_halle (Profil des LDA)

http://numishare.blogspot.com/2019/09/kenom-updates-in-nomismaorg-projects.html (Blogpost von Ethan Gruber, Director of Data Science at the ANS, zum LDA als neuer Projektpartner)

Kontakt

Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
areichenberger@lda.stk.sachsen-anhalt.de

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