»...antiquum Arnesse...«
Buchvorstellung ›Interdisziplinäre Forschungen zur Geschichte des Arendsees (2003–2011)‹
18. Januar 2020
Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.
Der Arendsee ist der größte natürliche See Sachsen-Anhalts. Die Entdeckung eines Einbaums im Jahr 2003 durch einen Sporttaucher des Tauchclubs Arendsee e. V. gab den Anstoß zu der ersten unterwasserarchäologischen Untersuchung in Sachsen-Anhalt. Es folgten bis 2011 gemeinsam mit verschiedenen Partnern mehrere taucharchäologische Untersuchungen im Arendsee sowie umfassende interdisziplinäre Forschungen. Die Bilanz hierzu liegt nun mit dem Sonderband 31 der Publikationsreihe ›Archäologie in Sachsen-Anhalt‹ mit dem Titel ›»…antiquum Arnesse…«. Interdisziplinäre Forschungen zur Geschichte des Arendsees (2003–2011)‹ vor.
Die Entdeckung eines mittelalterlichen Einbaums war der Beginn einer andauernden Zusammenarbeit des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt und dem Tauchclub Arendsee e. V. und anschließend mit den archäologischen Forschungstauchern des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege Mecklenburg-Vorpommern. Unterstützt von der Salzwedler Ortsgruppe der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk erfolgte im Herbst 2004 die erste gemeinsame Aktion – die Dokumentation und Bergung des Einbaums – und damit die erste unterwasserarchäologische Untersuchung Sachsen-Anhalts.
Besonders bemerkenswert ist der in den Jahren 2005 bis 2007 dokumentierte und teilweise geborgene Fischzaun. Diese Fischfangeinrichtung besteht aus einer Konstruktion aus vorgefertigten mattenartigen Zaunelementen, die im See, an dünnen Staken befestigt, zu einem Zaun verbunden wurden. Längs des senkrecht unter Wasser aufgestellten hölzernen Zaunes wurden die Fische in eine bestimmte Richtung gelenkt, um sie an den gewünschten Stellen abzufischen. Diese Konstruktion konnte auf einer Länge von 150 Metern verfolgt werden. Die Altersbestimmung durch die Kohlenstoff-14-Analyse lieferte ein erstaunliches Alter von 4.600 Jahren und stammt somit aus dem späten Neolithikum. Damit handelt es sich bei dem Fischzaun um die älteste und längste Passivfischereieinrichtung des deutschen Binnenlandes.
In den Jahren 2005, 2008 und 2011 konnte zudem das Wrack eines flachbodigen Lastschiffs, eines sogenannten Prahms, umfassend dokumentiert werden. Für die Datierung mittels Jahrringanalyse wurde ein abgefallenes Fragment einer Bordplanke aus Eichenholz geborgen. Die Analyse ergab ein Fälldatum um/nach 1265 nach Christus für die verwendete Eiche. Das Arendseer Fahrzeug zählt zu den äußerst seltenen Prahmfunden aus dem Hochmittelalter überhaupt und ist in seiner Vollständigkeit ein für Sachsen- Anhalt einmaliger Fund. Die bis zum Jahr 2011 durchgeführten taucharchäologischen Untersuchungen wurden zusätzlich noch von der Römisch-Germanischen-Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, der Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen (Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie), der Firma Sondersonar Jena und technischen Tauchern aus Schleswig-Holstein unterstützt. Für die interdisziplinäre Erforschung der Seegenese konnten auch zahlreiche Wissenschaftler*innen aus den Naturwissenschaften gewonnen werden. Hier waren das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH (UFZ) Magdeburg und das Botanische Institut der Georg-Friedrich-Universität Göttingen beteiligt. Für die Holzartenbestimmung wurde zudem mit dem Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität kooperiert. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit brachte zahlreiche neue Erkenntnisse zur Entstehungsgeschichte des Arendsees.
Zum Gelingen der Publikation haben insgesamt 23 Autorinnen und Autoren der unterschiedlichen, beteiligten Fachdisziplinen beigetragen. Mit ihren wissenschaftlich fundierten Beiträgen und der reichen Bebilderung wendet sich das Buch an Fachwissenschaftler, aber auch an alle an der (Vor-) Geschichte der Region interessierte Laien. Es ist zum Preis von 26,00 € beim Verlag Beier & Beran ( telefonisch unter +49 175 8659627 oder per E-Mail unter verlagbeier@aol.com) und im Buchhandel erhältlich.
Kontakt
Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
areichenberger@lda.stk.sachsen-anhalt.de