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Pasta aus der Bronzezeit

April 2024

Bei einer Begehung im Uferbereich des Arendsees (Altmark) haben ehrenamtliche Bodendenkmalpfleger eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht, die neue Einblicke in die bronzezeitliche Geschichte eröffnet. Das Fundstück, ein rechteckiges Stück Bronze von der Größe eines Legosteins mit vier Löchern auf der flachen Seite, ist grün korrodiert (Abbildung 1). Im Labor des Landesmuseums wurde festgestellt, dass die Zusammensetzung des Metalls charakteristisch für die Bronzezeit ist.

Während einer informellen Diskussion in einem italienischen Restaurant in Halle wurde eine unerwartete Theorie vorgeschlagen: Niemand anderes als der Koch des Restaurants spekulierte, dass das Artefakt Teil einer antiken Vorrichtung zur Herstellung von Pasta sein könnte, insbesondere für die Herstellung von Spaghetti. Noch heute werden hochwertige Spaghetti als ›Pasta al Bronzo‹ hergestellt. Hierzu wird der Nudelteig durch bronzene Düsen gedrückt. Diese überraschende Hypothese führte zu weiteren Untersuchungen und experimentellen Tests durch das Forscherteam, jetzt erweitert durch die Mitarbeiterinnen der Museumspädagogik. Diese Theorie wurde aufgrund der charakteristischen Merkmale des Fundstücks, einschließlich seiner Größe, Form und der Anordnung der Löcher, als plausibel erachtet (Abbildung 2).

Tatsächlich sehen die Bronzewerkzeuge, wie sie heute in italienischen Pasta-Manufakturen verwendet werden, dem Fund der Altmark sehr ähnlich aus (Abbildung 3). Was ›Pasta al Bronzo‹ jedoch besonders macht, ist die Verwendung von Bronze als Material für die Herstellung von Pastaformen. Im Gegensatz zu billigen Herstellungsmethoden, bei denen in der Regel Stahl oder Kunststoff verwendet werden, führt diese traditionelle, aber teure Technik zu besseren, geschmackvolleren Produkten.

Die Verwendung von Bronze dürfte verschiedene Vorteile für die Herstellung von Pasta gehabt haben, darunter eine bessere Haltbarkeit und Wärmeleitfähigkeit, die zu einer gleichmäßigen Kochzeit und Textur der Pasta beitragen könnten (Abbildung 4).

Darüber hinaus könnte die Verwendung von Bronze als Material für Kochutensilien auch eine symbolische oder rituelle Bedeutung gehabt haben, die mit der Verehrung bestimmter Gottheiten oder kulturellen Traditionen verbunden war (Abbildung 5). Die Entdeckung von ›Pasta al Bronzo‹ wirft ein neues Licht auf die Kochkunst und Technologie der bronzezeitlichen Kultur in Mitteldeutschland und unterstreicht die Vielfalt und Raffinesse der antiken kulinarischen Praktiken der Region, die bekannterweise bis heute gepflegt wird. Diese Erkenntnis eröffnet neue Forschungsperspektiven für Archäologen und Historiker und trägt dazu bei, unser Verständnis der Vergangenheit und ihrer kulturellen Errungenschaften zu vertiefen.

Text: Dr. Cristiano-Brughiericco Meraviglioso
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta, Iven Wustrau

Kontakt: Dr. Laura Schneider, Archäologin und Fachexpertin für antike Kochkunst, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Ein rekonstruiertes bronzezeitliches Rezept für Pasta

Bronzezeitliches Spaghetti-Soßenrezept, Zutaten:

500 Gramm mit Bronzebeil gehacktes Wildschweinfleisch (mit Knochen),

fünf frische Galläpfel, gerieben, sowie

vier reife Morcheln (Phallus impudicus).

Die zerkleinerten Zutaten bei 40 Grad Celsius einen ganzen Tag schmoren lassen und über die gekochten Nudeln geben. Das Rezept verwendet nur Zutaten, die in Deutschland verfügbar waren, und bietet dennoch eine Vorstellung vom Geschmack der damaligen Kochkunst.

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