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Historische Einblicke: Silbermünzen und Erzbischöfe im Wandel der Zeiten

Mai 2025

Bei der Begleitung eines Waldumbaus traten bei Lübs im Landkreis Jerichower Land mehrere leicht verlagerte Silbermünzen und eine Münzdeponierung zum Vorschein. Bei dem Münzdepot handelt es sich um circa 300 Magdeburger Denare und Hochrandpfennige, die im 11. Jahrhundert in der Elbe-Saale-Region verbreitet waren.

Das Gelände östlich der Elbe entlang des Hochufers zwischen Gommern und Zerbst/Anhalt wird seit vielen Jahren regelmäßig durch ehrenamtliche Beauftragte begangen und ist somit gut bekannt. Innerhalb einer für die Aufforstung vorbereiteten Fläche, entdeckten zwei ehrenamtliche Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt bei einer Begehung mehrere Silbermünzen. Im Zuge der durchgeführten Nachuntersuchung konnte eine kleinräumige Konzentration weiterer Münzen festgestellt werden. Nur wenige Stücke waren verlagert (Abbildung 1), so dass sich die meisten Münzen relativ kompakt innerhalb einer rundlichen Verfärbung von etwa 30 Zentimeter Durchmesser befanden. Die letzten Funde lagen in einer maximalen Tiefe von 35 Zentimeter unter der Geländeoberfläche. 

Die Münzen waren innerhalb eines Keramikgefäßes deponiert, von dem nur noch das Unterteil mit dem Boden vollständig erhalten ist (Abbildung 2). Da der Gefäßrest Sediment und weitere Silbermünzen enthielt, war die Unterstützung der Restaurierungswerkstatt nötig. Das Resultat sind 273 gut erhaltene Silbermünzen mit einem Gesamtgewicht von circa 300 Gramm. Die Auswertung ergab 196 Denare, 65 Hochrandpfennige und 12 Obole mit Hochrand. Das älteste Stück ist ein Hochrandpfennig des Magdeburger Erzbischofs Gero (1012 bis 1023). Am häufigsten sind allerdings die Denare seines späteren Amtsnachfolger Hunfried (1032 bis 1051) (Abbildung 3), die zudem eine besonders frühe Erwähnung der Stadt Magdeburg in der Umschrift aufweisen. Der mutmaßlich jüngste Fund ist ein Denar, der auf den Halberstädter Bischof Burchard (1036 bis 1059) zurückgeht. 

Berücksichtigt man die Prägedaten, ist das Münzdepot erst nach 1059 in den Boden gelangt. Der Großteil der Münzen wurde innerhalb eines relativ engen Zeitraums in der Mitte des 11. Jahrhunderts geprägt. Die gefundenen Hochrandpfennigen können in zwei Typen eingeteilt werden: Typ 1 mit Balkenkreuz und Typ 2 mit Kleeblattkreuz. Beide Typen tragen ein rückseitig ausgeformtes Keilkreuz.

An mehreren Münzen wurden organische Reste entdeckt, Textilfasern (Abbildung 4 und 5), die sich infolge der Korrosion erhielten. Ein besonderer Fund ist ein kleines Textilfragment mit einer Seitenlänge von ein bis zwei Zentimeter (Abbildung 6), das im Sediment am Gefäßboden freigelegt wurde. Die heute biologisch stark abgebauten Fasern waren locker und wahrscheinlich in einfacher Leinwandbindung miteinander verwoben. Ob sich alle Münzen innerhalb eines organischen Behälters befanden oder lediglich der Boden des Keramikgefäßes zusätzlich mit einer Textillage ausgekleidet war, ist noch nicht abschließend geklärt.

Text: Henry Gärtner, Friederike Hertel, Dominik Petzold
Online-Redaktion: Sarah Krohn

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