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Ehemalige Deutschordenskomturei, Bergen

Februar 2017

Das Dorf Bergen wird 1093 erstmals erwähnt. Nach verschiedenen Besitzerwechseln verkauften die »Brüder« des Franziskanerklosters in Barby den Ort im Jahre 1272 an den Deutschen Orden, der dort sogleich eine Kommende (auch Komturei) gründete, die der Ballei Sachsen zugeordnet wurde. Da das Dorf Bergen nach 1370 eingegangen ist, blieb nur der Ordenshof bis heute bestehen. Besitzstreitigkeiten, etwa mit Fürst Ludwig von Anhalt oder die kurzzeitige Inbesitznahme durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg, beeinträchtigten zeitweise das Leben in der Kommende. Diese wurde häufig durch die Landkomture von Lucklum (Niedersachsen) in Personalunion verwaltet. Ein eigener Konvent ist nicht sicher bezeugt. Nach der Reformation standen dem Hof protestantische Komture vor. Er wurde schließlich 1809 aufgelöst und blieb seither in Privatbesitz. Pächter bewirtschafteten den Hof. Eine ausführliche Beschreibung aus dem Jahre 1632 nennt ein »neues Gebäude« mit Saal, Stube, gewölbtem Raum im Erdgeschoss und Wirtschaftsräumen im Obergeschoss. Die Kirche besaß eine umfängliche Ausstattung.

Vom einstigen großen Kommendengehöft in Bergen sind nur noch wenige Gebäude erhalten geblieben, etwa das Taubenhaus von 1843; neue sind in den letzten Jahren hinzugekommen. Das Gehöft betritt man durch ein großes Rundbogentor aus dem 18. Jahrhundert (Abbildung 1). Bau- und kunstgeschichtlich am bedeutendsten sind die bereits auf den ersten Blick als älter wahrnehmbaren Gebäude auf der Südseite des Hofes: die Kirche, im Osten und Westen von Wohngebäuden eingerahmt.

Die Kirche ist im Kern romanisch, wie drei Rundbogenfenster auf der Südseite und eine ebenfalls rundbogige Dreifenstergruppe in der geraden Ostwand des Chores bezeugen. Diese datieren den Bau in die Übergangszeit von der Romanik zur Gotik – also gut zu einer Bautätigkeit ab 1272 passend. Ansonsten prägen spätgotische und renaissancezeitliche Zierformen den Bau. Die Ausstattung wird von den Emporen (1576), dem Altaraufsatz (1689) und der barocken Kanzel bestimmt; Rittergrabsteine stammen aus dem 16. und 17. Jahrhundert (Abbildung 2). Bemerkenswert sind kleine Sandsteinskulpturen von Christus und Maria aus dem 12. Jahrhundert.

Östlich der Kirche verbinden diese und das daran anstoßende Wohnhaus mit Fachwerkturm auf der Hofseite zwei große und hohe Rundbögen, die wohl im 19. Jahrhundert als Lückenschluss hinzugefügt worden sind. Das Wohn- und Wirtschaftsgebäude mit gewölbtem Kellergeschoss, massivem Erdgeschoss und einem Obergeschoss aus Fachwerk ist zeitgleich mit dem an seiner Ostseite stehenden Fachwerkturm errichtet worden (Abbildung 3). Es ist das 1632 erwähnte neue Gebäude. Eine Inschriftentafel nennt den Komtur Hans von Lossow als Erbauer im Jahre 1586. Seine Nordwand wurde zu einem unbekannten Zeitpunkt erneuert und etwa einen Meter nach Süden versetzt, um die Nordflucht der Kirche aufzunehmen. Ein großer, offener Bogen verband einst den Erkerraum mit dem Raum im Obergeschoss. Der hohe Fachwerkturm war ursprünglich ein zum neuen Gebäude gehöriger Standerker, der erst später den Turmaufbau erhielt und der erst vor einigen Jahren wieder errichtet worden ist.

Westlich der Kirche stößt ein winkelförmiges, offensichtlich barockes und wohl aus dem 18. Jahrhundert stammendes Gebäude an. Es enthält vor allem im Kellergeschoss ältere Reste. Möglicherweise befanden sich hier seit dem Mittelalter die Wohnräume der Komture, bevor das neue Gebäude um 1586 errichtet wurde. Eine Bauinschrift des Hans von Lossow von 1579 ist im Inneren sichtbar. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wurde der Westflügel offensichtlich wieder der Wohnort der Komture, seit 1799 der Pächter des Wirtschaftshofes. Ein direkter Zugang war von hier zur Empore in der Kirche möglich.


Text: R. Schmitt
Redaktion: Sabine Meinel, Uwe Steinecke
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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