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Krellsche Schmiede, Breite Straße 95, Wernigerode

Januar 2017

Vor fast dreieinhalb Jahrhunderten ließ der ursprünglich aus Schwaben kommende Schmiedemeister Michael Krell den dreigeschossigen Fachwerkbau in der Wernigeroder Neustadt errichten, um hier seine Huf-, Beschlag- und Wagenschmiede sowie seine Wohnstatt unter einem Dach zu vereinen. Die Inschrift über der Tordurchfahrt nennt neben Meister Krell auch dessen Frau sowie das genaue Jahr der Erbauung: M. MICHEL KRELL MARIA WERENPENIS ANNO 1678. Bis 1837 blieb die Werkstatt in Krellschem Familienbesitz, wobei die Schmiedemeister auch als Gastwirte auftraten, denn im Haus wurden die Händler und Reisenden, die hier zum Beispiel ihre Pferde beschlugen ließen, auch verköstigt.

Nach der Übernahme durch den aus dem benachbarten Langeln stammenden Schmied Heinrich Michael Niehoff verblieb der Betrieb wieder fast anderthalb Jahrhunderte bis zur Schließung 1975 in der Hand einer Familie. Im Jahr 1986 wurde die Schmiede restauriert und 1990 ein Museum eingerichtet (Abbildung 1). Seit 2008 ist hier wieder ein Schmiedemeister tätig. Damit handelt es sich um die älteste historische, noch in Betrieb befindliche Schmiede Deutschlands, in der faktisch noch wie vor knapp 350 Jahren produziert wird. Auch die Substanz des Fachwerkbaus entspricht weitestgehend der der Errichtungszeit. Reich gegliedert und geziert präsentiert sich die straßenseitige Fassade dem Betrachter (Abbildung 2). Aufwendig wurden zum Beispiel die Stockschwellen des Hauses mit einer Schiffskehlung profiliert. Bemerkenswert sind daneben die geschweiften Rautenkreuze in den Brüstungs- und Eckgefachen des ersten und zweiten Stockes – ein eher aus dem fränkischen Fachwerkbau bekanntes Element, das hier in Wernigerode erstmals an der Krellschen Schmiede auftaucht. Sicher hat die süddeutsche Herkunft des Bauherren eine Rolle bei der Motivwahl gespielt.

Das Herz der Schmiede, die Werkstatt, befindet sich im Unterstock und zeigt den fast unveränderten Bestand des 19./20. Jahrhunderts an Werkzeugen, Schmiedefeuer, Amboss und so weiter. Heute kann der Besucher Meister Wolf-Dieter Wittig nicht nur beim Schauschmieden »über die Schulter gucken«, sondern bei gesonderten Kursen auch selbst Hand an den Schmiedehammer legen (Abbildung 3).


Text:
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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