Atelierhaus, Bauhaus, Gropiusallee 38, Dessau
August 2019
Als am 4. Dezember 1926 das Bauhausgebäude eröffnet wurde, verfügte es auch über das erste in einen Schulkomplex integrierte Studentenwohnheim. Das »Prellerhaus«, wie es auch nach dem gleichnamigen Atelierhaus des Weimarer Bauhauses genannt wurde, ist durch den Zwischenbau mit den übrigen Teilen des Ensembles verbunden, besitzt aber auch einen eigenen Eingang (Abbildung 1). Es ist mit dem erhöhten Kellergeschoss, der Kantinenküche im Erdgeschoss und den auf weiteren vier Etagen verteilten Atelierwohnungen zugleich der höchste Gebäudeteil des Bauhauses. Das Kellergeschoss beherbergte eine Hausmeisterwohnung, einen Gymnastikraum sowie die Duschräume, das erste Geschoss die Küche, die sich durch eine große gläserne Durchreiche zum Speisesaal im Zwischenbau öffnete. In den folgenden vier Etagen boten jeweils sieben Atelierräume Jungmeistern und Studenten rund 20 Quadratmeter Fläche zum Wohnen und Arbeiten. Die Zimmer waren mit Bettnischen, Einbauschränken und Waschbecken ausgestattet.
Die Ateliers zur Ostseite verfügen jeweils über einen kleinen Balkon, zudem gab es auf der Südseite für alle zugängliche Austritte, die über die Teeküchen am Ende der Flure erreicht werden konnten (Abbildung 2). Das Flachdach über dem Ateliergebäude konnte als Dachterrasse genutzt werden. Zu den Bewohnern gehörten unter anderem Josef Albers, Erich Consemüller, Herbert Bayer, Franz Ehrlich, Walter Peterhans, Hannes Meyer, Joost Schmidt, Marcel Breuer, Gertrud Arndt, Marianne Brandt, Gunta Stölzl oder Anni Albers. Unter Ludwig Mies van der Rohe wurden mehrere Ateliers zusammengelegt und als Seminarräume genutzt. Während der letzten großen Sanierung von 1996 bis 2009 wurde im Jahre 2006 auch dieser Gebäudeteil nach den alten Plänen wiederhergestellt. Seitdem können Besucher des Bauhauses in den Zimmern übernachten. Ein Atelierzimmer wurde in Grundriss und Materialität und mit Nachbauten von Originalmöbeln bis ins Detail sorgfältig rekonstruiert.
Text: Uwe Steinecke
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta