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Rathaus, Markt 1, Naumburg

Februar 2019

Der Architekt und Naumburger Stadtbaumeister Friedrich Hoßfeld (1879 bis 1972) entstammte einer bekannten lokalen Künstlerfamilie. Bereits sein Vater Oskar Hoßfeld war ein bedeutender preußischer Regierungsbaurat, sein Großvater war Zeichenlehrer in Schulpforta. Noch traditionell in der preußischen Bauverwaltung ausgebildet, jedoch zunehmend durch die beginnende Moderne beeinflusst, wurden durch ihn in seiner Amtszeit (1918 bis 1930) zahlreiche qualitativ hochwertige und hervorragend in die Naumburger Stadtstruktur eingepasste Wohn- und Siedlungsbauvorhaben realisiert.

Einer seiner wichtigsten repräsentativen Bauaufträge war die Instandsetzung des maßgeblich aus dem 16. Jahrhundert stammenden Naumburger Rathauses in den Jahren 1921/22. Das Projekt sah die komplette Sanierung des Gebäudes vor, die das äußere und innere Erscheinungsbild aufwertete und die Räume der Stadtverwaltung mit Elektrizität und Telefonanschlüssen ausrüstete. Neben der Instandsetzung von Dach und Fassade offenbarte sich die innere Umgestaltung als künstlerisches Gesamtwerk, in dem Hoßfeld seine Sensibilität für Details und eine abgestimmte Farbgestaltung unter Beweis stellte: »Bei der Neuausstattung mit farbenschönen Handwebereien, kunstvollen Kachelöfen, gediegenen Möbeln und eigenartigen Beleuchtungskörpern brachte man die schönbemessenen Innenräume zu neuer prachtvoller Wirkung, die ganz besonders durch die geschickte Bemalung der schönen alten Schmuckstücke, Portale usw. gesteigert werden konnte.«

Bei der Wahl der Kachelöfen orientierte sich Hoßfeld an dem halleschen Stadtbaurat Wilhelm Jost, welcher bei der Renovierung des halleschen Rathauses im Jahr 1916 vier Öfen von dem Hannoveraner Ludwig Vierthaler modellieren und bei der Firma Ernst Teichert GmbH in Meißen fertigen ließ. Für das Naumburger Rathaus wurden daraufhin bei demselben Künstler drei repräsentative Öfen mit individuell gestalteten Kacheln in Auftrag gegeben (Abbildung 1). Heute noch erhalten sind sie in der oberen Ratsdiele und im heutigen Trauzimmer, wo sie durch ihre expressive, blaue Farbigkeit und die ornamentalen bzw. figürlichen Details auffallen (Abbildung 2). Einige von der Herstellerfirma mitgelieferte (Ersatz-)Kacheln kamen als Schmuckelemente an den kommunalen Wohnungsbauten am Lindenhof, dem Moritzplatz und am Moritzberg zur Verwendung.


Text: Walter Bettauer
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

Literatur

F. Hoßfeld, Das alte Naumburg und seine Bauten. In: Magistrat Naumburg A. S. (Hrsg.), Deutschlands Städtebau. Naumburg a. S. und Bad Kösen (Berlin 1921) 21.

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