Katholische Pfarr- und Franziskaner-Klosterkirche Zur Heiligen Dreifaltigkeit, Kloster und Betsaal, Lauchstädter Straße 14b, Halle (Saale)
September 2019
Die Kirche wurde 1929/30 nach einem Entwurf von Wilhelm Ulrich errichtet. Der Architekt löste brillant die spannende Bauaufgabe, sich an ein bereits vorhandenes Gebäude anzugliedern und trotzdem sein »hexagonales Architekturideal« zu verwirklichen. Der hexagonale Grundriss der Kirche zeigt jeweils drei abwechselnd lange und kurze Seiten. Er wirkt durch diesen Wechsel eher wie ein Dreieck mit abgeschrägten Ecken und verweist damit auf das Patrozinium. Das Geheimnis der Dreifaltigkeit wird von Ulrich auf vielfältige Art symbolisiert. So hat der Raum drei verschiedene Höhen (9, 13,5 und 17,5 Meter), die auf dem Foto vorn zu erahnen sind und die sich außen durch den dreifach gestuften Aufbau von Schiff, Lichtgaden und Glockengeschoss zeigen (Abbildung 1). Der Innenraum ist inspiriert von dem altchristlichen Gedanken des Zentralbaus. Die Kirche wird durch zwölf schlanke deckenhohe Fenster seitlich belichtet und zusätzlich durch Fenster im überhöhten Mittelbau, die durch den dort eingezogenen zusätzlichen Umgang lediglich einen indirekten und damit gedämpften Lichteinfall bewirken.
Ein wichtiges Gestaltungsmittel mit zugleich symbolischer Bedeutung waren die Farben Blau, Weiß und Rot im Innenraum. Erst durch sie und die hochtheatralische Lichtführung entsteht die beeindruckende Wirkung der klaren, prismatisch sich durchdringenden Raumkörper über dem Grundmuster von Dreiecken und gerundeten Konturen in der großen, indirekt erhellten Oberlichtöffnung und die besondere Magie des Altarraumes (Abbildung 2). Die strahlenförmige Anordnung des Gestühls wurde bewusst gewählt, sodass die Blicke der Gläubigen von allen Plätzen auf den Altar gerichtet sind. Ulrich versprach sich davon ein intensiveres Gefühl der Verbundenheit in der Gemeinschaft. Den Altarbereich selbst bildet eine eigene Raumwabe, in der sechs vergoldete Säulen einen hexagonalen Baldachin tragen. Die Kirche in ihrer Archaik und Expressivität ist eines der Hauptwerke der klassischen Moderne im mitteldeutschen Raum.
Text: Sabine Meinel
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta