Klosterkirche, Schulpforte
Oktober 2021
Das Zisterzienserkloster St. Marien zur Pforte wurde im Jahr 1137 gegründet, in der Mitte des 13. Jahrhunderts wurde seine romanische Kirche zur hochgotischen Basilika umgebaut (Abbildung 1). Aus der Zeit um 1300 stammt die für eine Zisterzienserkirche ungewöhnlich reich geschmückte Westfassade der Kirche, auch weite Teile des romanischen Baubestandes sind erhalten. 1543 wurde das Kloster durch Erlass des Kurfürsten Moritz von Sachsen in die Landesschule Pforta umgewandelt, die noch heute besteht.
Das ehemalige Zisterzienserkloster St. Marien zur Pforte nahe Bad Kösen im Burgenlandkreis zeichnet sich nicht nur durch seinen nahezu vollständig erhaltenen, mittelalterlichen Architekturbestand aus, sondern auch durch höchst bedeutende Ausstattungselemente, die die Jahrhunderte teils seit romanischer Zeit überdauert haben. Selbst unter diesen sind, neben dem hölzernen, farbig gefassten Triumphkreuz aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, die original erhaltenen, mittelalterlichen Grisailleglasfenster der ehemaligen Klosterkirche besonders bemerkenswert.
Die Fenster gehören zur ursprünglichen reichen Ausstattung des Chores, der zwischen 1251 und 1268 im Zuge des Umbaus der romanischen Abteikirche zur wichtigsten hochgotischen Zisterzienserkirche Deutschlands entstand. Sie sind in der als »Grisaille« (Malerei in Grau/Schwarz) bezeichneten, zeittypischen mittelalterlichen Maltechnik hergestellt und zeichnen sich durch einen für die zisterziensische Kirchenkunst überaus bemerkenswerten darstellerischen Reichtum aus. Neben ornamentalen Mustern zeigen sie vor allem pflanzliche Motive, wie etwa Weinlaub, das an die Bedeutung des gerade durch die Mönche des Klosters Pforte in der Region zur Blüte gebrachten Weinbaus erinnert. Eine überraschende Besonderheit sind der akzentuierte Einsatz von runden farbigen Gläsern sowie vor allem die Darstellung von drachenköpfigen geflügelten Fabelwesen (Abbildung 2).
Ihr authentischer Erhaltungszustand, ihre herausragende künstlerische Qualität, vor allem aber ihr großer Seltenheitswert – in ganz Europa sind nur wenige Zeugnisse zisterziensischer Glaskunst erhalten – begründen die überregionale Bedeutung der Glasfenster der Pfortaer Kirche. So ist die aus insgesamt 33 Feldern bestehende Fensterrose im Nordchor europaweit die einzige vollständig erhaltene mittelalterliche Fensterrose in Grisailletechnik; nicht einmal im französischen Ursprungsgebiet des Zisterzienserordens ist Vergleichbares bekannt.
Seit ihrem kriegsbedingten Ausbau in den vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts waren die Fensterrose sowie die übrigen Gläser auf dem Gelände der Landesschule eingelagert. Nach umfänglichen Restaurierungsarbeiten wurde die Fensterrose im Jahr 2013 wieder im Nordchor eingebaut.
Text: Walter Bettauer
Redaktion: Sabine Meinel, Uwe Steinecke
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta