Magdalenenportal, Magdeburger Dom
April 2024
Das westliche Portal an der Südseite des Chorumgangs des Magdeburger Domes (Abbildung 1) führt zur Magdalenenkapelle im Untergeschoss des Südostturmes. Der Aufbau des Portals entspricht den drei anderen Portalen im Chorumgang: einfach gestufte Laibung mit eingestellten Säulen, leicht gespitzter, profilierter Bogenschluss, verziertes, von einem kräftigen Rundstab gerahmtes Tympanon.
Der Unterschied zu den drei anderen Portalen besteht vor allem in der Art der Verzierung des Tympanons, denn es ist nicht mit stilisiertem Rankenwerk geschmückt, sondern mit figürlichen Darstellungen. In der linken Bildhälfte wird die Begegnung von Maria Magdalena und Petrus nach Johannes 20,2 gezeigt und in der rechten Bildhälfte die sogenannte Noli-me-tangere-Szene nach Johannes 20,14 (Abbildung 2).
Man kann die Folge der insgesamt vier Tympana als Illustration der Entwicklung der mitteldeutschen Skulptur in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts sehen. Das stilgeschichtlich entscheidende Kriterium ist die zunehmende Belebung des ursprünglich stark stilisierten, straff geordneten Rankenwerks hin zu elastisch wirkenden, saftigen Formen. Das Magdalenen-Tympanon bildete dann den Gipfel dieser Entwicklung, eine beinahe schon wirklichkeitsnahe Darstellung bewegter Figuren in einem teils architektonisch bestimmten Raum. Andererseits kann man natürlich auch die Eleganz der schlanken Figuren bewundern, die konzentrierte Würde ihres Zusammentreffens und nicht zuletzt die andächtige Haltung des Stifters in der linken Bildhälfte.
Text: Volker Seifert
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta