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Großes Südportal, Stephanskirche, Tangermünde

September 2023

Die evangelische Kirche St. Stephan überragt die kleine Stadt Tangermünde an der Elbe. Der mächtige Kirchenbau ist ein überregional bedeutendes Baudenkmal als beispielhaftes Zeugnis norddeutscher Backsteingotik (Abbildung 1).

An dieser Hallenkirche mit dreischiffigem Langhaus (begonnen 1403/04), polygonalem Umgangschor mit Pseudoquerhaus (um 1450) und Westturmanlage mit der stadtbildprägenden barocken Nordturmhaube (1712, restauriert 1999/2000) ist alles aus Backstein gemauert, sogar das Maßwerk. Das abgebildete gotische Portal ist auf der Südseite der Kirche zu finden, wenn man von der Kirchstraße die Gasse rechterhand des Kirchturms zum platzartigen Pfarrhof auf dem Prälatenberg geht.

Das restaurierte Doppelportal unter dem rechten vierbahnigen Fenster des Querhausgiebels ist aufwendig gerahmt mit einem profilgefassten Maßwerkfries aus Fischblasenvierpässen, die wie Rankenornamente ineinanderfließen (Abbildung 2). Das große gotische Bogenfeld über dem Mittelpfeiler der Lanzettbögen ist in Blendmaßwerk mit Fischblasenmotiven in Rosette und Zwickeln dekorativ ausgefüllt. Selbst die beiden Rücklagen zwischen Rahmenfries und den mit Blattkrabben besetzten und Kreuzblume gekrönten Archivolten sind mit Schleiermaßwerk aus rosenbesetzten Vierpässen bedeckt und erinnern an den Goldbrokathintergrund gotischer Schnitzaltäre.

Alle Reliefs sind vor hellen Putzgrundflächen aus wenigen Arten Formziegeln kreativ zusammengesetzt. So ergibt sich ein üppiges, rein ornamentales Schmuckwerk über den mit Laubstabsims gemodelten Ziegeln der Gewändekämpfer des reich profilierten Portals. Diese prächtige Portalform ohne figürliche Darstellungen ist typisch für einige der bedeutendsten kurbrandenburgischen Backsteinschöpfungen aus jener Zeit, als die Herrschaft der Hohenzollern in der Region begann. An den bischöflichen Burgkapellen in Ziesar wie auch Wolmirstedt sind sie in ähnlicher Art zu finden. Während an den beiden Burgkapellen lisenenartige Strebepfeiler mit Zickzack-Reliefs aus Formziegeln das Südportal rahmen, ist das Mauerwerk beiderseits des Tangermünder Südportals mit schlichtem, vertikalem Zickzackmuster aus hochgebrannten Binderziegeln verziert.

Auch ein Blick ins Innere der Kirche lohnt sich. Die bedeutende Ausstattung stammt aus der Zeit nach dem Großen Stadtbrand 1617, so zum Beispiel die hörenswerte, 1624 errichtete Schwalbennestorgel von Hans Scherer dem Jüngeren aus Hamburg.


Text: Luise Schier
Online-Redaktion: Anja Lochner-Rechta

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