Dessau – Herzogliches Mausoleum
Oktober 2025
Der ab 1780 im Norden der Stadt Dessau angelegte Georgengarten wurde im Herbst 1893 nach Osten hin erweitert, um hier eine Grablege für die anhaltische Herzogsfamilie mit dazugehörigem Park zu errichten. In einer Achse mit dem Haupteingang zum Georgium gelegen, bildet der monumentale Kuppelbau den Mittelpunkt des vom Gartenarchitekten August Hooff (1839 bis 1904) gestalteten umliegenden Mausoleumsparks.
Vollendet nach vierjähriger Bauzeit im Jahr 1898, wurde das Mausoleum (Abbildung 1) in Anlehnung an die italienische Hochrenaissance nach Plänen des Architekten Franz Heinrich Schwechten (1841 bis 1924) errichtet. So erinnern sein Grundriss und seine äußere Form, zum Beispiel die vorgesetzten Portiken auf allen Seiten, an die von Andrea Palladio (1508 bis 1580) entworfene Villa La Rotonda in Vicenza (erbaut 1567 bis 1571).
Durch die 43 Meter hoch aufragende Kuppel von 14 Meter Durchmesser erhielt der Bau einen weithin sichtbaren Akzent. Der Tambour ruht auf einem Sockel aus Sandstein, dessen vier Ecken von Pyramiden aus Basaltlava betont werden. Die Kuppel wird von einem toskanischen Säulenkranz mit dahinterliegendem Fensterband und einer mit reliefiertem Friesband aus Löwenkopfdarstellungen geschmückten Attika getragen. Den krönenden Abschluss bildet die Kupferlaterne aus acht kleinen Säulen, mit einem ursprünglich vergoldeten Kreuz aus Kupfer. Trotz ihres historisierenden äußeren Erscheinungsbildes war die darunterliegende Kuppelkonstruktion (Abbildung 2) damals hochmodern: Sie besteht aus einer Stahlkonstruktion, die ein räumliches Fachwerk bildet. Darauf befinden sich ringförmig Holzpfetten, die eine Holzschalung tragen. Ursprünglich verfügte die Mausoleumskuppel über eine Kupfereindeckung. Diese wurde jedoch bei Sanierungsmaßnahmen in den 1980er Jahren aus Gründen des Materialmangels durch eine Verkleidung aus eloxiertem Aluminium ersetzt. Unterhalb der Kuppel befindet sich ein massives Gewölbe, das den Raum der darunter liegenden Feierhalle nach oben hin abschließt.
Es handelt sich bei dem Bauwerk mit seiner repräsentativen Gestaltung um ein bewusst gewähltes Herrschaftssymbol der Herzöge von Anhalt. Neben den Bezugnahmen auf italienische Vorbilder wird damit auch die barock-klassizistische Tradition vor allen Dingen berlin-brandenburgischer Kuppelbauten des 18. und 19. Jahrhunderts fortgeführt. Der beauftragte Architekt Schwechten war zudem einer der renommiertesten und populärsten Architekten des späten Historismus. Sein wohl bekanntestes Bauwerk ist die ebenfalls in den 1890er Jahren entstandene Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
Das Mausoleum ist einer der bedeutendsten Kuppelbauten seiner Zeit, außerdem einer der wenigen von Kriegseinwirkungen fast unberührt gebliebenen Großbauten in Dessau und bis heute eine wichtige Dominante der Stadtsilhouette, insbesondere von Norden.
Text: Luisa Klimaschewski
Online-Redaktion: Sarah Krohn