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Archäologische Ausgrabungen auf Burg Wettin eröffnen neue Einsichten zur Bau- und Nutzungsgeschichte

11. Dezember 2018

Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.

In Vorbereitung der geplanten Sanierung des Burggymnasiums Wettin durch den Landkreis Saalekreis als Eigentümer und Schulträger führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie derzeit im Bereich der Mittelburg archäologische Untersuchungen durch.

Bei der Burg Wettin handelt es sich um ein Denkmalensemble von internationalem Rang, das mit den Namen großer europäischer Adelsgeschlechter eng verbunden ist. Durch die Nutzung als Gymnasium mit einem in Sachsen-Anhalt einmaligen Kunstzweig hat die Burg eine zeitgemäße Bestimmung erhalten, die auch eine touristische Nutzung beinhaltet. »Der Landkreis ist sich der Bedeutung seines historischen Erbes bewusst. Deshalb bietet die Sanierung für die Mittelburg die einmalige Chance, durch die wissenschaftlichen Untersuchungen der Archäologen neue Einblicke in die Vergangenheit der Burg zu erhalten«, so Hartmut Handschak, stellvertretender Landrat Saalekreis. Ab Mai 2019 soll der Bau eines Klassentrakts mit 18 Unterrichtsräumen und entsprechenden Fachkabinetten beginnen. Der Landkreis investiert in die Sanierung bzw. den Teilneubau der Mittel- und Unterburg in den nächsten Jahren rund 23 Millionen Euro.

Urkundliche Erwähnung und der Nachweis eines Grafengeschlechts in Wettin zeugen bereits im 10. Jahrhundert von der Bedeutung von Ort und Burg Wettin. Die schon 1938 von Paul Grimm durchgeführten Ausgrabungen führten zur Lokalisierung dieser Grafenburg im Bereich der Unterburg Wettin.

Für den Bereich der Oberburg wird die Errichtung einer Burggrafenburg im 12. Jahrhundert angenommen, so dass seither zwei Anlagen mit entsprechenden Vorburgen existierten. Diese müssten demnach zwischen den beiden Befestigungen im Bereich der Mittelburg gelegen haben. In dem derzeit untersuchten Areal befand sich die Vorburg der Oberburg. Für dieses von großen Wirtschaftsgebäuden des 19. Jahrhunderts gekennzeichnete Areal gab es jedoch bisher keine Informationen zur frühen Bau- und Nutzungsgeschichte.

Mit den archäologischen Ausgrabungen, die in Zusammenhang mit den geplanten Bauarbeiten zur Erweiterung des Gymnasiums stehen, traten nun jedoch zahlreiche Befunde aus dem Mittelalter zu Tage. Zum einen konnten die Archäologen feststellen, dass der mittlere Burghof ursprünglich sehr viel steiler als heute nach Süden abfiel. Der untere Teil des Hofes weist meterdicke Auffüllungen auf.

In den Grabungsflächen konnte eine ältere Burgmauer von circa 1,60 Meter Breite nachgewiesen werden, die ein kleineres Areal als heute umschloss. An diese Burgmauern angrenzend befanden sich steinerne Gebäude mit Lehmestrich. Hier können durch Überlagerung von Mauern unterschiedliche Phasen erkannt werden. Da diese deutlich tiefer liegen als das heutige Burgniveau, muss die Fläche immer wieder aufgefüllt worden sein, wenn Neubauten errichtet wurden. Das führte dazu, dass jüngere Gebäude teilweise auf Entlastungsbögen gesetzt werden mussten, um statische Probleme zu lösen. Alle Mauern sind aus dem die Landschaft beherrschenden Porphyr errichtet. Zum Teil hat man die Steine nur in Lehm gelegt, zum Teil vermörtelt, jedoch sind die Mauern durchgehend von guter Qualität. Nach bisheriger Kenntnis wurde dieser Bereich spätestens seit jener Zeit genutzt, als die Oberburg errichtet wurde.

Im zentralen Bereich der Mittelburg jedoch weisen die Scherben auf eine noch ältere Nutzung des Geländes hin. Hier gibt es eine Siedlungsschicht, die in die Zeit der Wettiner Grafenburg des 10. Jahrhunderts zu datieren ist. Sie wird im Zusammenhang mit der Nutzung des Areals als Vorgelände stehen und vermittelt erstmals eine Vorstellung von der möglichen Größe der Stammburg der Wettiner.

Die Arbeiten sind noch nicht abgeschlossen, und die Auswertung des Fundmaterials lässt noch weitere Erkenntnisse zur Bau- und Nutzungsgeschichte der Burg erwarten. Bereits jetzt lassen die Befunde den Schluss zu, dass der Bereich der Mittelburg früher und intensiver genutzt wurde, als dies bisher bekannt war.

Kontakt

Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
areichenberger@lda.stk.sachsen-anhalt.de

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