Archäologische Ausgrabungen auf Burg Querfurt
Präsentation erster Ergebnisse und Funde
24. Juli 2018
Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.
Die Burg Querfurt ist eine der größten Burgen Deutschlands und die älteste an der Straße der Romanik. Mit ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte verdient sie bei Baumaßnahmen stets besondere Beachtung. Deshalb beinhaltete die Baumaßnahme des Landkreises Saalekreis zur Neugestaltung von Wegen und Plätzen innerhalb des Burgareals von Beginn an auch umfangreiche archäologische Untersuchungen.
Nach vorbereitenden Erkundungen führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie seit Juni 2018 an verschiedenen Stellen des Burghofes archäologische Ausgrabungen durch. Voraussichtlich bis Ende des Jahres sind hier zehn Mitarbeiter tätig. Neben flächigen Freilegungen erfolgen auch gezielt tiefer gehende Einschnitte. Die aktuelle großflächige Baumaßnahme gestattet erstmals die Beobachtung größerer zusammenhängender Flächen. So bietet sich die Chance, die bisherigen Kenntnisse zur Bauund Nutzungsgeschichte zu überprüfen und zu vertiefen. Schon jetzt gibt es vorläufige Ergebnisse, so dass ein erster Eindruck vermittelt werden kann.
Die Grabungen begannen im Bereich der Westtoranlage. Dort wurde zwischen den Kasematten und der Umfassungsmauer des ›Dicken Heinrich‹ direkt über dem anstehenden Gestein eine teils mehr als einen Meter starke Verfüllschicht vorgefunden. Offensichtlich wurden hier im 17. oder 18. Jahrhundert größere Mengen Bauschutt verklappt. Diese Beobachtung lässt sich gut mit der regen Bautätigkeit nach dem Dreißigjährigen Krieg oder mit den Umbauten am Amtshaus in späteren Jahren verbinden.
Eine große Menge an Ofenkacheln von mindestens drei unterschiedlichen Öfen zeugt von Bauarbeiten innerhalb von Gebäuden. Sie lassen auch Schlüsse auf die unterschiedliche Nutzungsdauer der Öfen zu, denn neben glasierten Kacheln des 16. Jahrhunderts fanden sich in der gleichen Schicht auch deutlich ältere Topfkacheln.
Die erhaltene Inschrift ›Hans Bermann‹ auf einer der Kacheln gibt einen Hinweis auf die Datierung der grün glasierten Exemplare. Dieser Name in Verbindung mit einer Jahreszahl wurde in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts vielfach im Sinne einer Qualitätsmarke verwendet. Um einen solchen Ofen handelt es sich auch hier. Die grün glasierten Ofenkacheln zeichnen sich durch ihre Motivvielfalt aus. Zu sehen sind unter anderem Darstellungen mit stehenden Aposteln. Weitere Kleinfunde aus diesem Areal der Westtoranlage sind Fragmente von Tonpfeifen, feinen Gläsern mit Fadenauflagen sowie Murmeln oder einfache Gebrauchskeramik.
Zeugen für den Beschuss der Westtoranlage im Dreißigjährigen Krieg sind das Fragment einer Mörsergranate, eine steinerne Kanonenkugel sowie viele kleinere Bleiprojektile.
Bevor die beeindruckende Westtoranlage mit ihren Kasematten entstand, muss es eine andere Eingangssituation zur Burg gegeben haben. Hiervon zeugen quer liegende Mauern im heutigen Innenhof und ein Fundament, das als Widerlager für eine Brückenkonstruktion gedient habe kann.
In einem zweiten Untersuchungsareal zwischen der Burgkirche und dem heutigen Museum wurden knapp unterhalb der Pflasterung bislang zehn Bestattungen vermutlich aus der Zeit des Barock angetroffen. Die Toten liegen nur wenige Zentimeter unterhalb der Straße und wurden durch Leitungsverlegungen der letzten 100 Jahre zum Teil bereits gestört bzw. beschädigt. In einem Fall konnte ein hölzerner Sarg mit Beschlägen aus Eisen nachgewiesen werden. In den weiteren Befunden fehlt jeglicher Hinweis auf Särge, so dass man davon ausgehen kann, dass die Toten nur in ein Tuch gewickelt zur letzten Ruhe gebettet wurden. Die Grabgruben wiederum sind in die dort vorhandenen Planierschichten eingetieft, so dass man durch die Datierung der Schichten auf den Bestattungszeitpunkt schließen können wird. Die geringe Tiefe dieser Gräber ist auf Abtragungsarbeiten zurückzuführen, die in späteren Zeiten stattfanden.
Im westlichen Bereich dieses Areals haben sich circa 60 Zentimeter unter der heutigen Oberfläche Schichten mit mittelalterlichem Fundmaterial erhalten. Hier wurde bislang nur eine geringe Menge an zerscherbten Gefäßen geborgen. Ein bronzener Schläfenring steht momentan singulär als besonderer Fund aus dieser Epoche. Eine Feuerstelle, die sich direkt in dieser Schicht befindet, stammt aus früherer Zeit und zeugt von einer chronologischen Differenzierung innerhalb dieses Befundes. Die komplexen stratigrafischen Verhältnisse erfordern hier besondere Sorgfalt.
Aktuell wird die Fläche rund um den Burgbrunnen für die archäologische Untersuchung vorbereitet. In diesem Bereich befanden sich mehrfach umgebaute und umgenutzte Wirtschaftsgebäude, deren Grundmauern und Fußböden sich noch im Untergrund befinden. Schon jetzt ist zu erkennen, dass die verschiedenen Bauphasen auch jeweils die Höhenverhältnisse verändert haben.
Die bisherigen Untersuchungsflächen sind Teil eines Puzzles, das sich mit Fortschreiten der Ausgrabungen immer mehr zu einem Gesamtbild verdichten wird.
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Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
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