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1.500 Jahre Siedlungsgeschichte bei Griebo

11. April 2019

Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.

Seit ungefähr einem Jahr führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt in Zusammenarbeit mit dem Gasnetzbetreiber ONTRAS Gastransport GmbH (ONTRAS) archäologische Grabungen im Vorfeld der zu erneuernden Ferngasleitung FGL 61 durch. Die FGL 61 quert zwischen Neugattersleben und Wittenberg (circa 50 Kilometer) mehr als 30 archäologische Fundstellen. Dazu gehören Siedlungen und Bestattungsplätze von der Jungsteinzeit (5.500 bis 2.300 vor Christus) bis in das Frühmittelalter (8. bis  11. Jahrhundert nach Christus). Bei Griebo, Stadt Coswig (Landkreis Wittenberg), konnten die Archäologen am Ostufer des Ziekoer Baches einen mehrphasigen Siedlungsplatz mit einer fast 1500jährigen Geschichte nachweisen. Die vielfältigen Befunde und das umfangreiche Fundmaterial lassen auf einen Siedlungszeitraum schließen, der in der Eisenzeit um 450 vor Christus begann und im Frühmittelalter – im 9. Jahrhundert nach Christus – endete.

In dem reichlich 10 Meter breiten Trassenkorridor kamen über 1200 Befunde wie Siedlungsgruben, Herd- und Feuerstellen zu Tage. Zahlreiche Pfostengruben zeigen Hausstandorte aus verschiedenen Siedlungsphasen an. Besondere Befunde belegen, dass es sich nicht um eine einfache Siedlung gehandelt hat. So zeugen dicht beieinander liegende Gruben, die als Herd-, Schmiede- und Produktionsgruben dienten, vom Werkstattcharakter des Fundplatzes. Über mehrere Jahrhunderte hinweg hatte hier die Verhüttung und Verarbeitung von Eisen zur Herstellung von Werkzeugen, Waffen und Schmuck stattgefunden. Das dafür benötigte Raseneisenerz war mutmaßlich in der Flussaue des Ziekoer Baches gewonnen worden. Ein anderer Befund aus der jüngeren Eisenzeit lässt sich als Kalkbrennofen interpretieren. Der dafür benötigte Wiesenkalk dürfte ebenfalls im Bereich der Flussaue zu finden gewesen sein. Darüber hinaus wurden auch Belege für Textilherstellung entdeckt.

Mit einer Brandkatastrophe im 9. Jahrhundert nach Christus endet die Siedlungstätigkeit abrupt. Dieser »Pompeji-Effekt« machte es den Bewohnern unmöglich, alles noch Brauchbare und Tragbare mitzunehmen; so ließen sie all ihre Habseligkeiten zurück. Im Befund zeigen sich die Spuren des Brandes in Form von verkohlten Holzresten. So haben sich beispielsweise in einem Grubenhaus aus der slawischen Periode Reste der hölzernen Hauskonstruktion bis heute erhalten.

Kontakt

Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
areichenberger@lda.stk.sachsen-anhalt.de

Bildrechte der Pressefotos

Die Bildrechte an den Aufnahmen werden ausschließlich und einmalig für eine Publikation im Zusammenhang mit dem Pressetermin erteilt. Jegliche Wiederverwendung oder Neuauflage ist vorab schriftlich zu beantragen. Eine anderweitige Verwendung ist nicht gestattet. Die Bildrechte liegen, soweit nicht anders angegeben, beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Das Copyright ist stets vollständig und korrekt anzugeben. Wir bitten um ein kostenloses Belegexemplar der Veröffentlichung.

Auf Wunsch schicken wir Ihnen die Bilder gern zu. Bitte wenden Sie sich an die Öffentlichkeitsarbeit des Landesamts telefonisch unter +49 345 5247-384 oder per E-Mail unter oeffentlichkeitsarbeit@lda.stk.sachsen-anhalt.de.

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