Spätbronzezeitliches Urnengräberfeld bei Dolle entdeckt
9. Mai 2019
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Im Zuge des Ausbaus der Autobahn A14 finden derzeit im Bereich der Verkehrseinheit 1.4 – Schwerpunkt bei Dolle – archäologische Untersuchungen statt. Seit zwei Monaten untersucht ein 15-köpfiges Team ein spätbronzezeitliches Urnengräberfeld, das fast vollständig von der zukünftigen Straßentrasse überbaut werden wird.
Um 800 vor Christus waren hier weit über 100 Brandbestattungen niedergelegt worden. Die Verstorbenen wurden auf einem Scheiterhaufen verbrannt. Ihre Angehörigen verbrachten Asche und Knochenreste zusammen mit der nicht durch Feuer zerstörten Trachtausrüstung, wie bronzene Gewandschließen oder aus Metall gefertigter Schmuck, in Urnen. Diese wurden in ein sorgfältig vorbereitetes Grab gestellt. Die ungefähr 50 mal 50 Zentimeter großen Grabstellen wurden sowohl am Boden, als auch an den Seiten mit Steinplatten ausgekleidet. Die Oberkante des Grabes wurde entweder auch mit einem Stein abgeschlossen oder die Urnen waren mit einer tönernen Schale abgedeckt. In einigen Gräbern aufgefundene Knochensplitterkonzentrationen lassen darauf schließen, dass gelegentlich auch aus organischem Material, wie Holz oder Bast, gefertigte Gefäße als Urne Verwendung fanden. Nur in wenigen Einzelfällen waren die verbrannten menschlichen Reste locker in die Grabstellen eingestreut.
Ungefähr 10 Kilometer entfernt bei Colbitz wurde in den letzten Jahren ein vergleichbares Urnengräberfeld im Zuge der dem Autobahnbau vorangehenden archäologischen Dokumentation freigelegt. Während dort die Gräber auf fünf übereinander liegenden Etagen in den Boden eingebracht worden waren, fassen wir beim Gräberfeld von Dolle eine lockere Verteilung der Bestattungen. Möglicherweise war der sich heute als zwei Hektar großes Gräberfeld darstellende Bestattungsplatz für weitaus mehr Tote angelegt, jedoch viel kürzer – als zunächst geplant – genutzt worden.
Die Bestattungen, insbesondere die Urnen, werden vor Ort auf der Grabung als kleine Blöcke geborgen. Somit ist gewährleistet, dass die archäologischen Arbeiten trotz ihrer Komplexität in den nächsten Tagen im Gelände abgeschlossen sein werden und der Autobahnbau weiterhin ohne jeglichen zeitlichen Verzug fortgeführt werden kann. Die im Block geborgenen Urnen werden anschließend in den Restaurierungswerkstätten des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt geröntgt. Darauf basierend wird für jede Urne – je nach Verteilung der einzelnen Beigaben und Leichenbrandsplitter in ihr – ein Vorgehen für die anschließende Dokumentation entwickelt.
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Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
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