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GlückAufARchäologie

Neue Online-Anwendung präsentiert Archäologie im Tagebau Profen

2. November 2021

Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.

Seit 2002 führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) in guter und langjähriger Zusammenarbeit mit der MIBRAG archäologische Untersuchungen im Vorfeld des Tagebaus Profen durch. Diese ermöglichen bedeutende Einblicke in die Umwelt und Menschheitsgeschichte der Region. Mit Hilfe der neuen Online-Anwendung ›GlückAufARchäologie‹, die im Rahmen des Modellvorhabens ›Unternehmen Revier‹ durch das LDA entwickelt wurde, sind nun Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen ab sofort vor Ort visuell per Augmented Reality erfahrbar.

Die fast 15 Jahre andauernden archäologischen Untersuchungen im Tagebau Profen-Schwerzau brachten auf einer Fläche von etwa 765 Hektar eine Fülle an Befunden und Funden zu Tage, die aufschlussreiche Einblicke in die mehrtausendjährige Geschichte der Region erlauben. Bereits in der Altsteinzeit zählte das Gebiet des heutigen Tagebaus zu den großen Schweifgebieten der damaligen Jäger und Sammler. Nach der Ankunft der ersten Ackerbauern und Siedler vor rund 7.500 Jahren entstanden im Talgrund der Weißen Elster zahlreiche Siedlungen. Die Hochfläche, das Gebiet des heutigen Tagebaus, wurde als Sommerweide für das Vieh genutzt. Von besonderer Bedeutung für die Siedlungs- und Kulturgeschichte der Region sind die ausgedehnten Gräberfelder der ausgehenden Jungsteinzeit aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends vor Christus sowie aus der frühen römischen Kaiserzeit. Letzteres barg das Grab einer quadischen ›Prinzessin‹: die Brandbestattung einer adeligen Frau, deren sterbliche Überreste in der Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus auf einem Bärenfell verbrannt und mit reichem Goldschmuck in einem römischen Bronzekessel beigesetzt wurden. Die Bestattung beeindruckt nicht nur durch ihren Reichtum und den dadurch zum Ausdruck kommenden gesellschaftlichen Stand der Frau, sie ist auch das Zeugnis einer bedeutsamen Verbindung des hiesigen Hermundurenreiches mit den Quaden in Form eines Heiratsbündnisses. Nicht umsonst zählt das Grab der quadischen ›Prinzessin‹ heute zu den Highlights der Dauerausstellung im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale). Auch weitere Funde aus dem Tagebau Profen sind aufgrund ihrer besonderen Bedeutung fester Bestandteil der Dauerausstellung des Landesmuseums oder wurden in Halle und andernorts in Sonderausstellungen gezeigt.

Über die Archäologie im Tagebau Profen informierte zudem von April 2013 bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 unter dem Titel ›Archäologie im Revier‹ eine sehr erfolgreiche Wanderausstellung an verschiedenen Orten der Region. Um die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen und die durch sie ermöglichten Rückschlüsse auf die Lebensumwelt vergangener Generationen jedoch auch unabhängig von Ausstellungen und Fachliteratur einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, beschritt das LDA im Rahmen des Modellvorhabens ›Unternehmen Revier‹ neue, zeitgemäße Wege der Vermittlung. Unter dem Titel ›GlückAufARchäologie‹ wurde eine Online-Anwendung entwickelt, die mittels QR-Code unmittelbar am Aussichtspunkt der MIBRAG am Tagebau Profen für mobile Endgeräte abrufbar und damit jederzeit zugänglich ist. Direkt vor Ort informiert sie mit kurzen allgemeinverständlichen Texten und ästhetisch ansprechend gestaltet über die Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen. Verlinkungen auf die Website des LDA und des Landesmuseums für Vorgeschichte bieten die Möglichkeit zu weiterer Vertiefung. In sechs Zeitscheiben, die von den Eiszeiten etwa 200.000 Jahre vor heute über verschiedene Phasen der Jungsteinzeit vom 6. bis 3. Jahrtausend vor Christus und die Frühe Römische Kaiserzeit Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus bis hin zu verlorenen Orten des 20. Jahrhunderts führen, werden Umwelt- und Lebensbedingungen vergangener Zeiten sowie die wichtigsten archäologischen Funde vorgestellt. 3D- und Augmented Reality (AR)-Visualisierungen verhelfen Objekten und Rekonstruktionen zu einem lebendigen Eindruck und machen Archäologie gewissermaßen aus nächster Nähe erfahr- und erlebbar.

Die technische Realisierung von ›GlückAufARchäologie‹ erfolgte durch die in Halle ansässige Agentur pluslab und den Designer Malte Westphalen. Die Verwirklichung des Projektes wurde ermöglicht durch Fördermittel des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Modellvorhabens ›Unternehmen Revier‹ zur aktiven Gestaltung des Strukturwandels in den Braunkohleregionen Deutschlands, wobei der Burgenlandkreis die Aufgabe des Abwicklungspartners übernommen hat.

Kontakt

Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
areichenberger@lda.stk.sachsen-anhalt.de

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