Jungsteinzeitliche Siedlung bei Halberstadt-Harsleben entdeckt
10. Mai 2017
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Im Vorfeld des Neubaus der Ortsumgehung Halberstadt-Harsleben (B 79) durch die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt (LSBB) finden derzeit archäologische Untersuchungen durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt statt. Zwischen Halberstadt und Harsleben verläuft die Ortsumgehung auf einer Länge von 7,6 Kilometer in nord-südlicher Richtung, die Breite des Trassenkorridors beträgt durchschnittlich circa 30 Meter. Die archäologischen Untersuchungen begannen bereits im Herbst 2015 und wurden im Juni 2016 fortgesetzt. Seitdem werden auf einer Untersuchungsfläche von gut 85.000 Quadratmeter insgesamt 18 Fundstellen ausgegraben. Voraussichtlich werden diese Untersuchungen im August 2017 abgeschlossen. Projektleiterin ist Frau Dr. Susanne Friederich, die örtlichen Grabungsleiter sind Ulrike Fuhrmann, Melanie Weber und Michael Schmitz. Insgesamt sind derzeit 25 Mitarbeiter beschäftigt.
An der Fundstelle 15 südlich vom Goldbach wurde eine vorgeschichtliche Bestattung entdeckt. Es handelt sich um eine Hockerbestattung in Nord-Süd-Ausrichtung, mit dem Kopf im Norden und dem Blick nach Westen. Vermutlich war hier eine Frau bestattet. Zur Ausstattung der Verstorbenen gehören kleine durchlochte Schneckenhäuser. Bisher wurden fünf kleine im Halsbereich und eine größere im Bereich der Beine entdeckt. Um die Bestattung herum befinden sich regelmäßig rechteckig angeordnet fünf Pfostenbefunde, ein sechster wird vermutet. Diese könnten zu einem Grabumbau oder einer Grabkammer gehört haben. Aufgrund dieser Besonderheit ist anzunehmen, dass hier eine wichtige Persönlichkeit bestattet war. Die genaue Datierung ist bisher noch nicht bekannt, sie dürfte ins Neolithikum oder in die darauf folgende Bronzezeit einzuordnen sein. Im Süden der Fundstelle wurden bereits im Bereich einer Leitungsumverlegung 17 Bestattungen aus der frühbronzezeitlichen Aunjetitzer Kultur (circa 2.300 bis 1.600 vor Christus) dokumentiert.
400 Meter weiter südlich wurden Reste der Linienbandkeramik-Kultur, der ersten jungsteinzeitlichen Kultur in dieser Region, entdeckt. Die Ackerbauern und Viehzüchter waren von der Balkanhalbinsel eingewandert und breiteten sich in der Zeit zwischen etwa 5.500 und 4.900 vor Christus in weiten Teilen Mitteleuropas aus. Vor Ort wurde die typische namengebende Keramik gefunden, die mit eingeritzten Linienbändern verziert ist. Als Besonderheit sind die Farbreste hervorzuheben, die sich bei einigen Exemplaren in den Ritzen erhalten haben. Die Befundlage zeigt klassische Siedlungsbefunde, wie Pfostenstellungen von Hausgrundrissen, Lehmentnahmegruben zum Hausbau und Vorratsgruben. Auch Bestattungen der Linienbandkeramik-Kultur wurden gefunden.
Insgesamt zeigt sich am Fundplatz eine Siedlungs- und Bestattungskontinuität von der Linienbandkeramik bis in die Eisenzeit mit einem Schwerpunkt im Bereich des Neolithikums und der Bronzezeit.
Kontakt
Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
areichenberger@lda.stk.sachsen-anhalt.de
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
– Landesmuseum für Vorgeschichte –
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