Grabsteine aus dem Endneolithikum
12. Juli 2017
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Im Vorfeld des Neubaus des Zubringers L 178n zur BAB 38 / B 91 durch die Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt (Regionalbereich Süd) führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt derzeit archäologische Untersuchungen durch. Die geplante Straße verläuft zwischen der L 178 und der B 91 südlich von Merseburg auf einer Länge von insgesamt circa 2,9 Kilometer in west-östlicher Richtung. Die Breite des Trassenkorridors beträgt durchschnittlich circa 30 Meter.
Im September und Oktober 2016 fanden im westlichen Trassenbereich auf circa 1,5 Kilometer Länge die ersten archäologischen Voruntersuchungen statt. Seit Ende Mai 2017 werden hier 12 Fundstellen mit insgesamt ca. 22.000 Quadratmeter Untersuchungsfläche ausgegraben. Die Geländearbeiten dauern voraussichtlich bis Mitte November 2017 an. Die Projektleitung liegt bei Dr. Susanne Friederich und Johanna Kleinecke M.A., die örtliche Grabungsleiterin ist Johanna Schüler M.A. Insgesamt sind derzeit zehn Mitarbeiter beschäftigt.
An der Fundstelle nahe der bestehenden L 178 (Fundstelle 12) wurden bisher fünf Körperbestattungen aufgedeckt, die in einem direkten räumlichen Bezug zueinander stehen. Sie können in das Endneolithikum (2.800 bis 2.200 vor Christus) datiert werden. Aus einer der Bestattungen wurde eine Pfeilspitze aus Feuerstein geborgen. Neben vier dieser Gräber konnte jeweils eine Steinsetzung aus Sandsteinplatten dicht unter dem heutigen Pflughorizont entdeckt werden. Sowohl die Steinsetzungen als auch die Bestattungen liegen in einer geraden Reihe hintereinander und erstrecken sich in nordwestsüdöstlicher Richtung. Die Bestattungen liegen durchschnittlich 60 Zentimeter tiefer als die Steinsetzungen. Dass sich hier die obertägige Kennzeichnung der Gräber der ausgehenden Jungsteinzeit erhalten hat, stellt eine Besonderheit dar, da es sonst oft nur indirekte Anzeichen für eine solche Kennzeichnung gibt.
Zwei weitere Gräber, die ebenfalls in dieselbe Zeit einzuordnen sind, lagen nur knapp 100 Meter entfernt an einer südlich gelegenen Fundstelle (Fundstelle 10), wurden aber bereits vollständig ausgegraben. Hier handelte es sich um zwei Doppelbestattungen. In einem Grab wurden zwei Erwachsene niedergelegt, von deren Ausstattung sich eine Pfeilspitze und ein Messer aus Feuerstein erhalten haben. Eine weitere Pfeilspitze, die direkt an der Schulter eines Individuums gefunden wurde, könnte die Todesursache sein. Im anderen Grab wurde eine Mutter mit ihrem Kind bestattet; von der Ausstattung der Toten fand sich eine Muschelpaillette.
Kontakt
Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
areichenberger@lda.stk.sachsen-anhalt.de
Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
– Landesmuseum für Vorgeschichte –
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