Spornlage oberhalb der Eine: ein besonderer Platz seit 6.000 Jahren
Faszinierende Funde beim Neubau der Ortsumfahrung der B 180 bei Aschersleben
14. Juli 2022
Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.
Im Zusammenhang mit dem Neubau der Ortsumfahrung der Bundesstraße 180 bei Aschersleben führt das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt derzeit archäologische Untersuchungen durch. Die Ausgrabungen erbrachten Funde und Befunde aus mehreren Jahrtausenden – von der mittleren Jungsteinzeit im 4. Jahrtausend vor Christus bis zum Frühmittelalter – und ermöglichen damit tiefe Einblicke in die Besiedlungsgeschichte der Region.
Im Vorfeld des Neubaus der Ortsumfahrung der Bundesstraße 180 wird bei Aschersleben bereits seit April 2021 mit 40 Mitarbeitern eine etwa 8 Kilometer lange Strecke durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt untersucht. 18 Fundstellen konnten bereits ausgegraben werden. Aktuell konzentrieren sich die archäologischen Ausgrabungen auf eine Teilfläche zwischen Westdorf und Welbsleben oberhalb des Flusslaufs der Eine und unterhalb der Hodeburg.
Bereits vor etwa 6.000 Jahren, im mittleren Abschnitt der Jungsteinzeit, war die flache Ebene zwischen dem steilen Geländeeinschnitt der Eine und der Hochlage Richtung Westen als Siedlungsareal beliebt. Nachweise von Häusern fehlen zwar, jedoch zeugen tiefe Gruben mit Körperteilen von Rindern bzw. Auerochsen von einer intensiven Nutzung der Gegend. Möglicherweise handelt es sich um Zeugnisse ritueller Praktiken. Die genaue Untersuchung und Auswertung des Fundmaterials wird hier weitere Erkenntnisse liefern.
Vor allem in der Spätbronzezeit (um 1.000 vor Christus) war der Platz erneut von großer Bedeutung. Dies belegt auffallend fein gearbeitete und verzierte Keramik, wie sie nur von wenigen Stellen im mitteldeutschen Raum bekannt ist. Vergleichbare Funde stammen aus Preußlitz (Salzlandkreis), wo eine durch einen Graben geschützte Siedlung mit reichen Belegen für Metallhandwerk entdeckt wurde. Solche Hinweise auf Handwerk fehlen bislang noch bei der Hodeburg, doch kann eine kontinuierliche Nutzung des Ortes über mehrere Jahrhunderte hinweg bis in die Eisenzeit belegt werden. Ein aufwendig errichteter Steinkeller aus der Eisenzeit zeigt, dass es sich auch in dieser Zeit nicht um eine gewöhnliche Siedlungsstelle handelte.
Es verwundert nicht, dass bereits in der Bronzezeit ein circa 6 Meter breiter und heute noch bis in 1,6 Meter Tiefe erhaltener Graben den wichtigen Platz schützte. Dieser Graben diente wohl nicht allein Verteidigungszwecken. Entlang seiner Innenseite wurden mehrere Pferdeskelette freigelegt. Einige sind vollständig erhalten, während beispielsweise einer 9 bis 10 Jahre alten Stute die Vorder- und Hinterläufe fehlen. Die Niederlegung der Stute wurde bewusst inszeniert und dramaturgisch ausgestaltet, das Tier wurde offenbar über einen längeren Zeitraum zur Schau gestellt.
In der Landschaft blieben die prähistorischen Bauwerke noch lange erhalten. Bis ins Spätmittelalter hinein war der Grabenabschnitt als Geländemulde zu erkennen und wurde als Transportweg für den Ausbau des damaligen Siedlungs- bzw. Kommunikationsnetzes genutzt.
Die Ausgrabungen werden noch bis August 2022 fortgeführt und lassen weitere interessante und aufschlussreiche Funde erwarten.
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