Jahrgang 2016
Im Winter 2011 konnte bei Ausgrabungen auf dem sogenannten Arsenalplatz in der nördlichen Altstadt Wittenbergs aus einer unscheinbaren Latrinengrube ein in 29 Fragmente zerscherbter, jedoch nahezu vollständig erhaltener Humpen mit Emailbemalung geborgen werden. Der Fundplatz des kostbaren Stückes befand sich im hinteren Bereich eines Grundstückes in der Bürgermeisterstraße.
Die Brandbestattung in Urnengräbern ist ein wesentliches Charakteristikum der spätbronzezeitlichen Kulturen in Mitteldeutschland (circa 1300 bis 900 vor Christus). Vor allem die teilweise aus hunderten Brandgräbern bestehenden Gräberfelder der hauptsächlich in Sachsen und Polen verbreiteten Lausitzer Kultur, sind durch häufig sehr reiche Keramikinventare aus jeweils bis zu mehreren Dutzend Gefäßen gekennzeichnet. Ein typisches Grab bestand meist aus einigen wenigen als Urne dienenden Gefäßen, in die der Leichenbrand einer oder mehrerer verstorbener Personen eingefüllt worden war.
Nördlich von Magdeburg, an der Mündung der Ohre in die Elbe befindet sich bei Elbeu/Wolmirstedt ein früh- bis spätmittelalterlicher Burgwall, die Hildagsburg. Durch den Bau des Mittellandkanals und der Bahnstrecke Stendal–Magdeburg in den 1920er Jahren wurde sie zu großen Teilen zerstört. Seit den 1990er Jahren kam es auf dem Burggelände zu weiteren Baumaßnahmen, sodass das Bodendenkmal heute fast vollständig abgetragen ist. Da aber fast alle Erdarbeiten von Ausgrabungen begleitet werden konnten, kann die Geschichte der Burg im Ganzen gut nachvollzogen werden.
Der Fund des Monats April stammt aus Krakau. Allerdings nicht aus dem allseits bekannten Krakau, der berühmten Großstadt im Südwesten Polens. Den Namen Krakau oder »Krakow« tragen eine Reihe kleinerer und größerer Siedlungen im ehemals slawisch besiedelten Gebiet zwischen Weichsel und Saale. Der westlichste Ort ist untergegangen – eine Wüstung in der Nähe der kleinen Ortschaft Peißen, im südlichen Weichbild von Bernburg (nicht das Peißen bei Halle).
Ein Beschreibungsversuch der Gefühlslage der Zivilbevölkerung nach der Schlacht bei Lützen am 6./16. November 1632. Der Fund des Monats ist diesmal kein archäologisches Fundstück, sondern eine historische Schriftquelle. Im Folgenden soll versucht werden, die Bedeutung der Worte von Pfarrer Stockmann in den Kontext der Schlacht bei Lützen einzuordnen. Ein kurzer Abriss wird die Situation während und kurz nach der Schlacht beschreiben. Diese Beschreibung dient als Ausgangslage für die weitere Analyse der Gefühlslage der Lützener Zivilbevölkerung.
Steingeräte zum zerreiben oder zermahlen von Pflanzenteilen oder Farbstoffen sind bereits aus dem Paläolithikum bekannt. Zumeist handelte es sich um Quetschsteine oder Quetschmühlen, wobei auf einer muldenförmigen (Stein)unterlage durch Bewegungen eines Reibsteins in alle Richtungen Dinge »zerquetscht« werden konnten. Zwar wurden teilweise bereits Schiebemühlen verwendet, bei denen das Mahlen durch vor- und zurückschieben eines Läufersteins auf einem länglichen Unterlieger geschieht. Zum weithin geläufigen Typ wurden sie jedoch erst mit dem Aufkommen des Ackerbaus im Zuge der agrarischen Revolution am Beginn der Jungsteinzeit.
Im Zuge des Straßenneubaus an der B6n im Landkreis Anhalt-Bitterfeld musste im Sommer 2015 zwischen Reupzig und Repau eine Fläche von etwa 240 Meter (NordWest) mal 35 Meter (Südost) auf archäologische Hinterlassenschaften untersucht werden. Die Fundstelle liegt circa 1 Kilometer südlich von Reupzig und etwa ebenso weit nördlich von Repau (beides Landkreis Anhalt-Bitterfeld) auf einem sandig-lehmigen Untergrund. Etwa 15 Kilometer in nördlicher Richtung verläuft die Elbe von Ost nach West (Abschnitt Dessau – Aken) und ebenso weit in östlicher Richtung entfernt, fließt die Mulde.
Bei archäologischen Untersuchungen im Vorfeld des Tagebaus Profen im Burgenlandkreis wurde 2013 ein frühbronzezeitlicher Hortfund der Aunjetitzer Kultur geborgen. Der Hort lag circa 75 Meter nördlich eines Gebäudegrundrisses der Aunjetitzer Kultur. Auf der Grabungsfläche wurden auch 15 Gräber der Aunjetitzer Kultur festgestellt.
Bei Voruntersuchungen im Zuge der Sanierung des Lutherhauses in Wittenberg wurden unter einem Fußboden viele Fragmente von Lederschuhen gefunden. Der umfangreiche Fundkomplex, aus dem die Schuhfragmente stammen, befand sich ganz im Osten des Erdgeschosses. Bevor das offensichtliche Abfallmaterial abgelagert wurde, hatte das Haus bereits eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich. Erbaut wurde das spätere Lutherhaus als Südflügel des Augustinerklosters. Die Mönche waren 1502 nach Wittenberg berufen worden, nicht zuletzt, um Lehrpersonal für die neu gegründete Universität zu rekrutieren. Für den Standort des Klosters wurde eine Fläche ganz in der Südostecke des befestigten Stadtgrundrisses ausgewählt.
Im Vorfeld der vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) initiierten Hochwasserschutzmaßnahme »Bucher Deich bei Köckte« wurden im 2. Bauabschnitt von August bis Dezember 2015 archäologische Untersuchungen durchgeführt. Die Trasse für den Deichneubau befindet sich südwestlich des heutigen 50-Seelendorfes Köckte bei Tangermünde im Landkreis Stendal. Auf einer Fläche von 550 Meter Länge und bis zu 34 Meter Breite wurden über 1700 Befunde aufgedeckt, die der jüngeren Vorrömischen Eisenzeit und dem späten Mittelalter zugewiesen werden konnten.
Die Urne ist Teil eines Gräberfeldes, welches im Oktober 2013 in Allstedt (Landkreis Mansfeld-Südharz) gefunden wurde. Die Urne selbst ist stark zerscherbt und sehr schlecht erhalten. Sie wurde bei der Ausgrabung im Gipsblock geborgen, um sie im Anschluss in der Restaurierungswerkstatt freizulegen. Der Gipsblock wurde geöffnet und der Gefäßinhalt der Keramik in unterschiedlichen Plana freigelegt und entnommen. In der ersten Erdschicht lag oben auf der Urne ein Buntmetallfragment, vermutlich aus stark kupferhaltigem Silber. Beim weiteren Freilegen kamen diverse stark korrodierte Eisenobjekte zum Vorschein.
Es ist eine Geschichte, die in Büchern zur Industrie- und Chemiegeschichte ebenso gerne erzählt wird, wie in der populären chemischen Literatur: Ein junger Student will besser sein, als sein Lehrer, stellt in einer Kammer seines elterlichen Hauses hartnäckige Versuche an, und erfährt am Ende eine große Belohnung. Und nebenbei stellt er die Weichen zur Begründung eines ganz neuen Industriezweigs. Wir reden hier nicht von Bill Gates, Steve Jobs oder Marc Zuckerberg: London, Halle, 1856. Gaslaternen, Kokerei und Teer.