Jahrgang 2017
Vor einem Jahr stand er noch – jetzt klettert er in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte. Gemeint ist damit das etwa sieben Monate alte Höhlenbärenkind beziehungsweise die Montage dessen Skeletts, die im Zusammenhang mit der Präsentation der circa 29.000 Jahre alten Funde aus der Hermannshöhle bei Rübeland, Landkreis Harz gezeigt wird. Dort wurden mehr als 7.000 Skelettreste unterschiedlich alter Individuen des Höhlenbären Ursus spelaeus gefunden, darunter auch die einiger Jungtiere.
So könnte der Name eines Buches lauten. Bei der baubegleitenden Untersuchung der grundhaften Erneuerung der Neuen Straße des 2. Bauabschnittes in Tangermünde (Altmarkkreis Stendal) wurde im Juli 2016 ein Fund gemacht, der zu diesem Titel passt. Gegen Ende der Grabungskampagne wurde bei Straßenbaumaßnahmen durch die Baufirma der Rest eines Feldsteinfundamentes mit aufgehendem klosterformatigem Backsteinmauerwerk angeschnitten. Dieses Fundament gehört zu einer bislang unbekannten Bebauung.
Bei den archäologischen Ausgrabungen im Vorfeld einer Neugestaltung des Stendaler Marktplatzes wurde im April 2016 ein hölzernes Werkzeug gefunden, das in seiner Form sogleich an einen Stopfpilz erinnerte. Der «Pilz» wurde aus einem Stück Buchenholz gedrechselt. Der Hut besitzt einen Durchmesser von 6,5 Zentimeter. Durch den Bodendruck verformte sich der kreisrunde Hut zu seinem heutigen eher ovalen Umriss.
Die Ausgrabungen an der B6n im Abschnitt zwischen Köthen und BAB 9 erbrachten bei Libehna, Landkreis Anhalt-Bitterfeld, einen großen mehrperiodischen Fundplatz. Seit dem mittleren Neolithikum bis zur jüngeren vorrömischen Eisenzeit wurde mit Unterbrechungen hier gesiedelt, gelebt und gestorben. Dies belegen zahlreiche Siedlungsbefunde wie Gruben und Pfostengruben, aber auch Grabbefunde in Form von wenigen Körperbestattungen und vielen Urnengräbern. Die Fundstelle befindet sich am Rande der sogenannten Landgrabenniederung.
Bei Ausgrabungen im Schloss Wittenberg wurden im November 2016 unter anderem Glasscherben geborgen. Sie wurden dicht gepackt noch in feuchtem Sediment geborgen und in die Restaurierungswerkstatt des Landesmuseums nach Halle eingeliefert. Glasfunde aus archäologischen Ausgrabungen sind durch die Jahrhunderte währende Bodenlagerung meist sehr schlecht erhalten. Die stabilisierenden Stoffe im Glas werden mit der Zeit durch das Wasser im Boden herausgewaschen. Das Glas korrodiert.
Im Frühjahr 2012 fanden im Vorfeld der Neubebauung der Marstallstraße 7 in Wittenberg im östlichen Bereich der Parzelle archäologische Untersuchungen statt. Der im Westen liegende Hofbereich war von den Geländearbeiten nicht betroffen. Innerhalb der Grabungsfläche befand sich ein intakter Gewölbekeller, auf dessen nördlicher Gewölbeecke eine Abfallgrube entdeckt wurde. Die Grubenfüllung (Befund 1) und eine in Resten erhaltene Tonschlämme, die an der südlichen Grabungsgrenze aufgedeckt werden konnte, sowie Einträge ins Wittenberger Schoßbuch lassen auf ehemalige Tätigkeiten der Bewohner auf diesem Grundstück schließen.
Die paläontologische Studiensammlung Prof. Dr. Martin Schmidt des Städtischen Museums Aschersleben beherbergt seit vielen Jahrzehnten einen ungeahnten Schatz – das getrocknete Ohr eines Mammuts. Nachdem es lange Zeit relativ unbeachtet in einer Vitrine geschlummert hat, wird ihm nun im Rahmen des Projekts »Erstcheck Provenienzforschung« neue Aufmerksamkeit zuteil. Auf den ersten Blick grau und unscheinbar, hat unser Fund des Monats Juli doch eine spannende Geschichte zu erzählen. Woher kommt das ungewöhnliche Exponat?
Durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt werden seit März 2017 die Bauarbeiten auf dem Marktplatz in Weißenfels begleitet. Bislang konnten Befunde und Funde aus mehr als 500 Jahren Stadtgeschichte dokumentiert werden. Darunter zeugen nicht nur Hinterlassenschaften der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stadtgeschichte von der wechselvollen Historie des Platzes. Auch neueste Bodeneingriffe, von denen zum Teil noch Zeitzeugen berichten können, wurden im Zuge der Baumaßnahme untersucht und wieder in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt.
Das Johanniter-Krankenhaus Stendal GmbH errichtet auf dem Krankenhausgeländeeinen großen Erweiterungsbau, der erste Spatenstich dazu fand am 14. Juni 2017 statt. Die Baumaßnahme ist seit langem geplant und führte dieses Jahr nach Abriss der Altbebauung zu zwei archäologischen Untersuchungen im Baufeld, im südlichen Teil des Krankenhausgeländes. Bereits 2013 wurde der nördliche Teil der Baufläche untersucht. Eine Kontaktaufnahme zur Radiologischen Abteilung des Krankenhauses führte zu einer engen und fruchtbaren Zusammenarbeit von Archäologie und Medizin, die eine umfangreiche radiologische Untersuchung von Bodenproben und im Block geborgener Urnenbestattungen ermöglichte.
Als in Zeitz die grundlegende Neugestaltung des Brühls anstand, wurden die damit verbundenen Schachtungen für die Kanalsanierung und der notwendige Bodenabtrag für den Unterbau der neuen Oberfläche durchgängig von einem Archäologenteam des Landesamtes begleitet. Trotz moderner Überprägung hatten sich noch zahlreiche mittelalterliche und neuzeitliche Befunde erhalten, die einen Einblick in die Bebauungsstruktur, die Infrastrukturen der Wasserversorgung und Wasserentsorgung sowie den Verlauf der Stadtmauer erlauben.
Ausgrabungen am spätbronzezeitlichen (1.300 bis 750 vor Christus) Siedlungsplatz Meilendorf-Repau, Stadt Südliches Anhalt (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) wurden im Herbst 2014 notwendig. Im Vorfeld einer neu zu errichtenden, fast 50 Kilometer langen Versorgungsleitung (Katharina-JAGAL) wurden 58 Fundstellen untersucht. Einige waren bereits seit längerer Zeit bekannt, andere wurden erstmals im Zuge erster archäologischer Untersuchungen im Frühjahr 2013 aufgedeckt. Bereits 2015 wurden am Fundplatz Meilendorf-Repau weitere Arbeiten notwendig – hier sollte schon bald der nächste Abschnitt der neuen Bundesstraße B 6n (jetzt B 6) entstehen, die vom Harz im Westen bis an die Bundesautobahn A 9 im Osten führt. Ein weiteres Jahr später erforderte die Umverlegung einer bestehenden Gasleitung nochmals Bodeneingriffe, die gleichfalls archäologisch begleitet wurden.
In den Jahren 2015 und 2016 wurde im Bereich der Süderweiterung des Einkaufszentrums bei Günthersdorf (Ortsteil der Stadt Leuna im Saalekreis) eine insgesamt 16 Hektar große Fläche durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt untersucht. Das Areal wurde nachweislich vom Frühneolithikum bis zur Zeit der Slawen immer wieder intensiv besiedelt. Mehr als 4.500 Befunde zeugen vom Leben der Menschen über mehrere Jahrtausende hinweg. Die früheste Besiedlung datiert in die Zeit der Linienbandkeramik (5.500 bis 4.900 vor Christus). Hierbei handelte es sich um eine mindestens zwei Hektar große Siedlung mit wenigstens elf Hausstandorten und einem die Siedlung umfassenden Graben.