Jahrgang 2018
Das »Denkmal des Monats«-Jahr 2018 hat sich vollkommen der Romanik verschrieben. Die gezeigten Denkmale reichen von der Bienenkorbglocke der Kirche St. Marien in Drohndorf, über die Reste des Stuckbodens in der ehemaligen Benediktinerklosterkirche St. Marien in Nienburg bis hin zum Tugenden- und Philosophenteppich aus dem Domschatz von Halberstadt. Diese und noch mehr Objekte stellen wir Ihnen in diesem Jahr vor.
Bestaunen Sie einige der schönsten Stücke aus der Romanik, die Sachsen-Anhalt zu bieten hat.
Am Südportal der Klosterkirche Hadmersleben befindet sich ein bedeutendes Zeugnis romanischen Kunsthandwerks, ein Türzieher in Form eines Löwenkopfes. Dieser Türzieher ist kein dekoratives Accessoire oder lediglich Gebrauchsgegenstand, vielmehr handelt es sich um ein sakrales Ausstattungsstück mit ikonographischem Bedeutungsgehalt.
Die Altmark weist einen herausragend dichten Bestand an mittelalterlichen Kirchenbauten mit bauzeitlichen Dachwerken, erhaltenen Architekturfassungen und wertvollen Innenausstattungen auf. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die Kirche des 1183 von Markgraf Otto I. von Brandenburg, einem Sohn Albrechts des Bären, gestifteten Benediktinerinnenklosters in Arendsee. Die den Heiligen Maria, Johannes dem Evangelisten und Nikolaus geweihte Klosterkirche wurde Ende des 12. und in den ersten drei Jahrzehnten des 13. Jahrhunderts als reiner Backsteinbau am südlichen Hochufer des Arendsees errichtet. Die turmlose Pfeilerbasilika mit Querhaus, Chorquadrat und ehemals drei Apsiden gilt als erster vollständig gewölbter Backsteinbau der Region.
Ungeklärt sind Provenienz und ursprüngliche Funktion des Bildwerks, das heute zum reichen Sammlungsbestand des Halberstädter Domschatzes zählt. Mit einer Körperhöhe von 99 Zentimetern und einer Armspannweite von 93 Zentimetern zählt die Skulptur des Gekreuzigten nicht zu den bekannten monumentalen Kruzifixen der Zeit um 1200/30 im mitteldeutschen Raum.
Der massige frühgotische Chorturm der Marienkirche in Drohndorf unweit von Aschersleben birgt in seinem Glockengeschoss wahre Kostbarkeiten. Neben einer um 1280 entstandenen großen Glocke (Nominal fis’-6) hängt an einem im 19. Jahrhundert überarbeiteten Holzjoch seitlich außerhalb des Stahlglockenstuhls eine kleine romanische Glocke in Bienenkorbform.
Das Portal über dem südlichen Haupteingang der ehemaligen Augustiner-Chorherren-Stiftskirche in Hamersleben wird von einem meisterhaft gearbeiteten Tympanon bekrönt. Das aus gelbem Sandstein gefertigte Stück stammt ursprünglich vom nördlichen Nebenchorportal und wurde erst 1856 an die jetzige Position versetzt. Die Mitte des Türbogenfeldes nehmen zwei konfrontierende, im Profil dargestellte Drachen ein, aus deren Mäulern Blattranken aufsteigen.
Der Innenraum der nach Brand 1242 neu errichteten Klosterkirche ist heute ganz wesentlich durch die Restaurierung der Jahre 1841 bis 1853 geprägt, in der die barocke Ausstattung entfernt und in deren Folge sparsam neugotische Ausstattungsteile wie der Fürstenstuhl und die Orgelempore eingefügt wurden. Einziges mittelalterliches Ausstattungsteil ist die Betsäule. Umso höher ist ein Fund zu bewerten, der 1926/27 bei Grabungen unter Leitung des Bernburger Baurates Hans Wendler zu Tage trat.
Mittelalterliche Taufsteine verfügen über große Dimensionen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass die Kinder beim Taufakt vollständig untergetaucht worden sind. Der Ritus dieser sogenannten Immersionstaufe änderte sich allmählich im 15./16. Jahrhundert zur Infusionstaufe, dem Übergießen des Täuflings mit Wasser.
Der Ausschnitt aus einem dekorativen Muster stammt von der breiten Randbordüre eines romanischen Knüpfteppichs, dem sogenannten Tugenden- und Philosophenteppich im Halberstädter Domschatz. Auf rotem Grund mit einem feinen grünen Rautenmuster sind zwei ockergelbe, punktbesetzte Bänder abwechselnd zu Quadraten und Kreisformen gelegt.
Die Klosterkirche Ilsenburg stammt zu großen Teilen aus dem letzten Viertel des 11. Jahrhunderts. Die Kapitelle – leicht gedrückte Würfelkapitelle mit Schild und Ecknase – weisen auf den Hintergrund des Neubaus: die Reformbaukunst im Umkreis der Hirsauer Klosterkirche, die übrigens ebenfalls St. Peter und Paul geweiht war. Teile der Ilsenburger Bauskulptur sind jedoch jünger.
Mit der 1137 erfolgten Verlegung eines Zisterzienserkonvents aus Schmölln bei Altenburg nach Pforte in die unmittelbare Nachbarschaft der Stadt Naumburg gelang die Ansiedlung des bedeutendsten und einflussreichsten Reformordens im Saale-Unstrut-Gebiet.
Im deutschsprachigen Raum haben sich die ältesten repräsentativen bildplastischen Darstellungen von Äbtissinnen in den frühen Grabmälern der Quedlinburger Stiftskirche erhalten. Die aus Hochbrandgips hergestellten Stuckplastiken sollen frühe Vorsteherinnen des 936 nach dem Tode König Heinrichs I. von seiner Gemahlin Mathilde eingerichteten reichsunmittelbaren Kanonissenstiftes darstellen.
Der Merseburger Dom St. Johannes der Täufer und Laurentius liegt auf einem Hügel am Rand der Altstadt am westlichen Hochufer der Saale. Zusammen mit dem Schloss zählt er zu den herausragenden Baudenkmalen entlang der »Straße der Romanik«. Der Bau des Doms wurde 1015 begonnen.