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Jungsteinzeitliche und bronzezeitliche Gräber bei Harsleben entdeckt

10. August 2017

Die folgende Presseinformation ist auch als PDF zum Herunterladen erhältlich.

m Vorfeld des Neubaus der Ortsumgehung der B79 bei Harsleben (Landkreis Harz) finden derzeit archäologische Untersuchungen durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie statt. Die Trasse der Ortsumgehung, ausgeführt durch den Landesstraßenbaubetrieb Sachsen-Anhalt (LSBB), verläuft in nord-südlicher Richtung zwischen Halberstadt und Harsleben auf einer Länge von 7,6 Kilometer. Entlang dieser Strecke erfolgen auf dem Trassenkorridor auf einer Breite von circa 30 Meter die heute vorgestellten Ausgrabungen.

Bereits im Herbst 2015 fanden erste Geändearbeiten statt. Im Juli 2016 begannen die gezielten Ausgrabungsmaßnahmen an 18 verschiedenen Fundstellen, die als bedeutsame Bereiche innerhalb der Trasse identifiziert wurden. Die Untersuchungsfläche beträgt insgesamt circa 85.000 Quadratmeter. Die Ausgrabungen werden bis voraussichtlich Mitte August 2017 andauern, derzeit finden die Arbeiten mit 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den letzten beiden Teilflächen der Fundstellen 10 und 11 statt. Die Projektleitung obliegt Dr. Susanne Friederich und Johanna Kleinecke, die örtliche Grabungsleitung Ulrike Fuhrmann, Melanie Weber und Michael Schmitz.

Bei den heute vorgestellten Fundstellen handelt es sich um einen Bestattungsplatz der ausgehenden Jungsteinzeit und der anschließenden Frühbronzezeit. Die Funde und Befunde zeigen eine wiederholte Nutzung des Areals als Begräbnisstätte über einen Zeitraum von mindestens 1.000 Jahren hinweg. Im südlichen Bereich der Ausgrabungsfläche wurden bisher sechs Gräber aufdeckt.

Bei der ältesten Bestattung handelt es sich um ein Grab der jungsteinzeitlichen Glockenbecherkultur (2.800 bis 2.200 vor Christus). Diese Kultur ist nach einem für sie typischen Keramikgefäß benannt, dessen Umriss an eine Glocke erinnert. Die Glockenbecherkultur ist aus dem ganzen westlichen Europa bekannt und erreichte im Raum Sachsen-Anhalt ihre östlichste Ausdehnung.

Eine weitere Bestattung stammt aus der Frühbronzezeit und ist der Aunjetitzer Kultur (2.200 bis 1.800 vor Christus) zuzuordnen. Diese Kultur ist nach dem ersten Fundort der für sie typischen Hinterlassenschaften benannt, der tschechischen Gemeinde Únětice nördlich von Prag. Aufgefunden wurde ein sogenanntes Steinpackungsgrab. Hierbei wurde der Grabraum sargähnlich aus Feldsteinen gebildet. Der oder die Tote wurde so bestattet, dass der Kopf im Süden lag und damit das Grab Süd-Nord-gerichtet war. Der Blick der bestatteten Person ging nach Osten. Am Kopf befand sich – abgedeckt von einem Stein – eine sogenannte Aunjetitzer Tasse, das typische Keramikgefäß der Aunjetitzer Kultur. Die restlichen vier aufdeckten Gräber können bisher zeitlich nicht genau angesprochen werden, eine Datierung in den Zeitraum der beiden ausführlich vorgestellten Gräber ist jedoch sehr wahrscheinlich.

Die gesamte Begräbnisstätte befindet sich auf einer leicht exponierten Lage im Gelände und tritt damit in Beziehung zu einem weiteren Gräberareal in der direkten Umgebung. Ungefähr 750 Meter entfernt wurde in Sichtweite in einer ähnlich exponierten Lage ein ganzes Gräberfeld der Aunjetitzer Kultur mit gleich mehreren Steinpackungsgräbern entdeckt (siehe Presseinformation vom 10. Mai 2017).

An den beiden heute vorgestellten Fundstellen ließen sich zudem noch weitere Befunde entdecken. In bisher drei Bereichen konnten mehrere prähistorische Gräben aufgedeckt werden. Diese bestehen aus Systemen mit zwei bis drei parallelen Einzelgräben. Aus dem mittleren Grabenkomplex, dicht am heutigen Feldweg gelegen, wurden bislang mehrere Steinwerkzeuge wie eine Axt, Klingen und Abschläge aus Feuerstein geborgen. Weder die exakte Datierung noch die genaue Funktion der Gräben lässt sich momentan benennen. Dies und der jeweilige Verlauf der Gräben wird sich mit dem Fortschritt der Ausgrabung noch feststellen lassen.

Kontakt

Dr. Alfred Reichenberger
Stellvertretender Landesarchäologe, Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
+49 345 5247-312
areichenberger@lda.stk.sachsen-anhalt.de

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt
– Landesmuseum für Vorgeschichte –

Bildrechte der Pressefotos

Die Bildrechte an den Aufnahmen werden ausschließlich und einmalig für eine Publikation im Zusammenhang mit dem Pressetermin erteilt. Jegliche Wiederverwendung oder Neuauflage ist vorab schriftlich zu beantragen. Eine anderweitige Verwendung ist nicht gestattet. Die Bildrechte liegen, soweit nicht anders angegeben, beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Das Copyright ist stets vollständig und korrekt anzugeben. Wir bitten um ein kostenloses Belegexemplar der Veröffentlichung.

Auf Wunsch schicken wir Ihnen die Bilder gern zu. Bitte wenden Sie sich an die Öffentlichkeitsarbeit des Landesamts telefonisch unter +49 345 5247-384 oder per E-Mail unter oeffentlichkeitsarbeit@lda.stk.sachsen-anhalt.de.

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