Jahrgang 2003
Seit bereits vier Wochen quälten sich die Mitarbeiter der Ausgrabung im Thyratal bei Bösenrode, heute ein Ortsteil von Berga im Landkreis Sangerhausen, unter den im März und April 2002 noch recht widrigen Witterungsbedingungen. Sie hatten Regen, Schnee, Bodenfrost und eisigem Wind getrotzt.
Grabfunde gehören zu den ständigen Begleitern des Archäologen. Sie stellen neben Siedlungs- und Hortfunden eine der Hauptquellen der archäologischen Forschung dar. In ihnen manifestieren sich die Jenseitsvorstellungen unserer Vorfahren. Es gehört zu den vergleichsweise seltenen Glücksfällen, wenn eine Grabstätte bei regulären Ausgrabungen in weitgehend ungestörtem Zustand aufgedeckt und dokumentiert werden kann.
Die hervorragende Lage des Magdeburger Domhügels zog schon in früher Zeit die Menschen an. So belegen neolithische Funde vom Domplatz und aus der unmittelbaren Umgebung eine Nutzung der Erhebung ab dem frühen 3. Jahrtausend vor Christus als Siedlungs- und auch Begräbnisareal.
Die im Zuge von Regenwasserabführung und Neugestaltung des Platzes seit 2002 stattfindende Grabung auf dem ehemaligen Kirchhofsareal der Margarethenkirche in Aschersleben hat ein chronologisch breit gefächertes Spektrum an Befunden und Funden erbracht. So wurde aus der Kellerverfüllung eines Hauses ein sehr schön gearbeitetes Schnitzwerk geborgen, versehen mit einer Reliefseite, die das Stück in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts datiert.
Keramik, Glas, Metall, Knochen, evtl. Reste von Hölzern, Früchten, Stroh, Leder und Gewebe – das sind so die gängigen Funde, die der Archäologe aus mittelalterlichen Siedlungsschichten zutage fördert. Was nun im Einzelnen gefunden wurde, stellt sich allerdings erst nach eingehender Sichtung sämtlicher Funde heraus. Das war auch bei den 1996 in Stendal im Bereich Uppstall durchgeführten Ausgrabungen nicht anders. Und doch gab es hier, als die Knochenfunde routinemäßig durchgemustert wurden, eine kleine Überraschung: Neben dem üblichen Küchenabfall, der vor allem aus Haustierknochen, einschließlich Geflügel, bestand, fanden sich Reste gleich mehrerer Greifvogelarten.
Alltägliche Gegenstände sind für uns heute so selbstverständlich, dass wir uns kaum die Verhältnisse früherer Jahrhunderte ohne diese Dinge vorstellen können. Als ein Beispiel sei hier die tägliche Zahnpflege genannt.
Die Neuordnung des Landesamtes für Archäologie brachte unter anderem einen räumlichen Umbau der Studiensammlung mit sich. Dabei stieß man auf die Nachbildung eines bronzezeitlichen Blasinstrumentes, einer Lure. Der olivenfarbene, patinierte, circa zwei Meter lange, S-förmig geschwungene Körper nimmt nun seit längerer Zeit auf einer der Vitrinen im großen Raum der Sammlung seinen Platz ein. Nicht ohne Stolz wird er den Besuchern präsentiert, schließlich gehören die Luren zu den faszinierendsten Funden der Bronzezeit.
Diesen Anblick in Preußlitz (Altkreis Bernburg; heute: Salzlandkreis) werden die Mitarbeiter der Grabungsmannschaft auf der MITGAS-Trasse wahrscheinlich nicht so schnell vergessen: Zwischen den Gruben einer vorgeschichtlichen Siedlung stecken drei Sicheln aus Bronze im unberührten Sand. Niemand kann eine Verfärbung erkennen, oder eine andere Spur, die darauf hindeuten würde, dass diese Stücke eingegraben wurden.
Unweit westlich von Schadeleben, einer Ortschaft im Landkreis Aschersleben-Staßfurt, konnte kürzlich ein bemerkenswertes Körpergrab freigelegt werden. Anlass dazu gaben zunächst Erschließungsarbeiten für das ›Ferienhausgebiet Seeland‹ am Nordrand des zu flutenden Tagebaus Nachterstedt. Die Gegend war dem Landesamt für Archäologie bereits als Fundplatz bekannt, und so ergab sich die Durchführung einer archäologischen Ausgrabung im Verlauf einer späteren Zufahrtsstraße.