Jahrgang 2008
Ein in jeder Hinsicht ungewöhnlicher Fund des Monats soll am Beginn des Jahres 2008 vorgestellt werden. Ungewöhnlich deshalb, weil es sich zum einen um ein extrem seltenes und wertvolles Fundobjekt handelt und seine Auffindung mehr als ein halbes Jahrhundert zurück liegt, zum anderen – was weniger erfreulich ist – weil der Fundort des Stückes unbekannt bleibt. Es handelt sich um ein so genanntes Jadeitbeil, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Eingang in die Sammlung des Museums Halberstadt fand .
Niederröblingen, Grabung A71. Es war keine besondere Aufgabe, die dem Grabungshelfer zuteil wurde: den unscheinbaren Befund 3770 sollte er mal schnell noch schneiden. Kaum in Erwartung eines großen Fundes machte er sich mit der Kelle an die Arbeit, bis er plötzlich auf kräftig rote Verfärbungen im schwarzen Erdreich stieß. Er rief nach dem zuständigen Archäologen, dem sich ein merkwürdiger Anblick bot: mehrere rotbraune Objekte lagen dicht gedrängt beieinander.
Spätbronzezeitliches Repräsentativgeschirr gehört zu den Besonderheiten unter den Keramiken von Niederröblingen. Auf dem gesamten Siedlungsareal wurden eine Menge von Schalen und Tellern mit besonderer Rand- und Innenverzierung dokumentiert. In der Fachwelt gelten sie als Wandschmuck, denn viele von ihnen weisen im Randbereich ein Löcherpaar auf. Mit der Innenseite nach außen konnten sie so an der Wand befestigt werden. Die verdeckte Unterseite der Gefäße trägt in den meisten Fällen nur eine grobe Schlickrauung, bietet also keinen reizenden Anblick.
Der Flughafen Oppin bei Halle ist häufiges Ziel des jüngst am Landesmuseum neu angestellten Strato-Archäologen Peter Regensburger. Er ist einer der ersten Wissenschaftler dieser ausgesprochen jungen Disziplin, die sich mit der anthropogenen Atmosphärenchemie der Vorgeschichte befasst. Sein wichtigstes »Arbeitswerkzeug«: das mit modernster Analysetechnik besetzte Stratosphärenflugzeug, bereitgestellt für ein Jahr von der Landesanstalt für Umwelt sowie dem Bundesministerium für Forschung und Technologie.
Im Spätsommer des vergangenen Jahres konnte am Kalksteintagebau Elbingerode im Mittelharz ein früher Eisenverhüttungsplatz archäologisch untersucht werden. Am letzten Tag der mit ehrenamtlichen Beauftragten durchgeführten Grabung wurde ein außergewöhnlicher Fund aufgedeckt: die Düse eines frühmittelalterlichen Rennofens. Die durch Witterungseinflüsse im Laufe der Jahrhunderte in viele Stücke zersprungene Ofendüse aus Keramik musste in einem Block mit dem umgebenden Erdmaterial geborgen werden.
Am östlichen Rand der Innenstadt Wittenbergs befand sich im Mittelalter an Stelle des heutigen Predigerseminars das 1301 erstmals erwähnte Heilig Geist Hospital. Bauliche Reste dieser Anlage sind nicht erhalten, sie gingen 1504 beim Bau des Klosters (Collegium Augusteum) verloren. Lediglich die Heilig Geist Kapelle wurde von den Augustinermönchen weiter genutzt, bis sie 1540 im Zuge des Ausbaues der städtischen Befestigungsanlagen abgerissen wurde.
Bei den Untersuchungen in Schiepzig (Saalekreis) in den Jahren 2005 und 2007 konnte südlich einer mit Steinen gefüllten Senke eine mehrphasige Gehöftanlage mit zugehöriger Gräbergruppe nachgewiesen werden. Weitere, einzeln liegende Gräber, ein Hausgrundriss nördlich der Senke, weitere frühbronzezeitliche Hausgrundrisse, Gräber und Gruben auf dem knapp 400 Meter entfernten Fundplatz des Salzmünder Erdwerkes, weisen auf eine ausgedehnte Besiedlung des Geländes während der Aunjetitzer Kultur.
Archäologen interessieren sich bei ihren Untersuchungen im Gelände bekanntlich vor allem für die Befundzusammenhänge, ihre »Fundausbeute« besteht in der Regel neben Keramikscherben aus eher unspektakulären Objekten mit gleichwohl für die Rekonstruktion des Alltagslebens hohem Aussagewert wie zum Beispiel Tierknochen und pflanzliche Reste. Das ist auch bei den seit September 2007 laufenden baubegleitenden Untersuchungen im Stadtkern von Stendal nicht anders, hinzukommen in diesem Fall aufgrund der günstigen Erhaltungsbedingungen zahlreiche Bauhölzer.
Auf dem rund 300 Hektar großen Schlachtfeld bei Lützen finden seit 2006 Prospektionen statt. Hier trafen am 6. November 1632 (nach dem julianischen Kalender) der Schwedenkönig Gustav II. Adolf und Wallenstein mit ihren Heeren aufeinander. Der Überlieferung nach fanden hier über 6000 Menschen den Tod, darunter auch der Schwedenkönig und der Kaiserliche General Pappenheim. Neben den rund 650 Bleikugeln, die bisher bei den Feldbegehungen kartiert wurden, konnten auch zahlreiche Bleiobjekte unbekannter Funktion auf dem Schlachtfeld eingesammelt werden.
Wenige Jahre vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde nordöstlich von Bernburg und unweit der Saale ein schwedisches Feldlager angelegt. Es schloss das Dorf Latdorf vollständig ein. Zwei Stiche, die wenige Jahre später entstanden, belegen in Übereinstimmung mit den schriftlichen Quellen, dass Feldmarschall Torstenson ab dem 17. September ein circa drei mal drei Kilometer großes Feldlager befestigen ließ. Bis auf die Uferbegrenzung durch die Saale im Westen bestand es in allen anderen Himmelsrichtungen aus einem Umfassungsgraben mit einer Gesamtlänge von über sieben Kilometern Länge und insgesamt 14 Bastionen.
Schuhmacher gehören zu den Handwerkern, die bis zum Beginn der Industrialisierung ihr Handwerk nach jahrhundertealter Tradition ausübten. Auch bei wechselnder Mode blieb die Art und Weise, wie die Schuhmacher Oberleder und Sohle miteinander verbanden, immer gleich – bis auf eine Ausnahme. Es gibt einen wenige Jahrzehnte dauernden gravierenden Einschnitt, durch den die Herstellungstechnologie der Schuhe in eine mittelalterliche und eine neuzeitliche Tradition eingeteilt werden kann.
Beim Straßenbau an der B 180 bei Kleinjena zwischen Naumburg und Freyburg wurden auf circa 6000 Quadratmeter archäologische Untersuchungen durchgeführt. Dabei kamen zahlreiche Gräber zutage, unter denen ein Kindergrab der älteren Merowingerzeit wegen seiner reichen und seltenen Ausstattung besonders auffiel.